OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Von der Küche führt häufig eine Seitentür ins Freie, was für die vielfaltigen Arbeiten der Bäuerinnen von Vorteil ist. Um in Winternächten die Kälte durch den Kamin nicht in Küche und Haus fließen zu lassen, hatte man im Wolfgangseegebiet nach Verglühen der Feuer nachts die Kamine durch Eisendeckel verschlossen, die am Morgen vor dem Einheizen mittels Drahtzuges wieder geöffnet wurden. Im Gebiet der einstigen Herrschaften Kogl und Kammer, dem auch die Umgebung des Attersees zugehörte, befanden sich die offenen Herde allgemein im Vorhaus, das nicht ge wölbt, sondern durch eine Pfostendecke abgeschlossen war. Nur der Trichterkamin und die Herdecke waren gemauert. Man nennt im Vorhaus befindliche schwarze Küchen „Flur küchen". Natürlich gab es auch dort den Hinterlader, der, von der Flurküche aus geheizt, die hinter der Wand liegende Stube erwärmte. Die Backöfen stehen dort als kleine Häuschen abseits vom Haus im Freien, was wohl auf grundherrschaftliche Anordnung zurückzuführen ist. Die Hinterladeröfen wurden später zu „Vorderladern" umgebaut, die in der Stube selbst geheizt wurden. Der Trichterkamin wurde durch den Schliefkamin ersetzt und an diesen der Vorderladerofen unmittelbar angeschlossen. Die Stube wurde zur Wohnküche, denn im Vorderlader waren Bratrohre eingebaut. Die Verbindung von Sparherd und Kachel aufsatz mit Bratrohren ergab den allgemein verbreitet gewesenen Aufsatzherd. Da es in den Stuben durch das Kochen sehr warm wurde, was auch die Fliegenplage erhöhte, pflegten die Bäuerinnen alte Küchen mit offenem Herd als Sommerküche zu benützen, in der es nicht heiß und die vollkommen dunst- und fliegenfrei war, was die Bäuerinnen sehr schätzten. In manchen Fällen wurde das bis vor wenigen Jahren so gehalten. Heute er möglicht es ein gewisser Wohlstand den Bäuerinnen, ihren Wunsch nach einer gut eingeriehteten Küche zu erfüllen. Doch fast injeder Ortschaft gibt es noch einstige Rauchküchen, die freilich nicht mehr als solche, sondern als Rumpelkammern verwendet werden. Eine gut erhaltene, noch gelegentlich benützte Rauchküche befindet sich im Haus „Schusterberger" des Matthias Hillebrand in Hof 41, Gemeinde Tiefgraben. Das Haus ist ein altes Blockhaus mit Legschindeldach, das bis 1919 mit Legschindeln von 90 cm Länge, später von 50cm Länge gedeckt wurde.Dann ging man zu Eternitdeckung über.Durch die Haustür eintretend, sieht man links im Vorhaus einen offenen Herd, unter diesem ist der Backofen eingebaut. Der Herd ist überbaut durch einen um 1860 errichteten Trichterkamin. Vorher hatte ein Ofenhut den funkenfrei gemachten Rauch unter das Dach abgeleitet. Der Rauch des nunmehrigen Koch-Stubenherdes wird in den im Vorhaus stehenden Kamin geleitet. DasHausstehtam Osthang des Kolomannberges,die Besitzer waren Forstarbeiter,der gegen wärtige Besitzer ist Rechenmacher, sein Sohn wieder Forstarbeiter. In Herrenhäusern waren die offenen Herde groß und „herrschaftlich". Sehr schöne befinden sich noch unversehrt im Ausseerland, und zwar in Gschlößl 12 (Abb. 28), Gschlößl 19, Gemeinde Bad Aussee und in Kainisch 29 (Mühle)."' Aufsie wurde ich freundlicherweise von Herrn Direktor F. Hollwöger, Grundlsee,dem Geschichtsschreiber des Ausseer Landes, aufmerksam gemacht.

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