Rauchstuben bzw. Rauchstubenhäuser Wie schon angeführt, waren in einer „Rauchstube" ein offener Herd und ein Backofen. Der Rauch beider Feuerstellen sammelte sich unter der Holzdecke der großen Stube, die in der Regel mindestens 6 m lang und breit war. Die Rauchstuben mußten so hoch sein, daß der aufrecht stehende Mensch mit dem Kopf nicht im Rauch steckte. Größe und Höhe der Stube, über den Sichtfenstern Rauchabzugsfenster und eine Rauchabzugsöffnung über der Tür ins Vorhaus sind neben offenem Herd mit Feuerhut und Backofen die Merkmale einer Rauchstube.Die Rauchstuben waren nicht nur Küche und Backstube,sondern auch Eß- und Schlafraum.Der Backofen war manchmalso groß,daß eine oder zwei Personen aufihm schla fen konnten. Um die Erforschung der Rauchstuben in Österreich hat sich Viktor von Gerambbesonders verdient gemacht.'® Er beschreibt sie als älteste noch nachweisbare heizbare Stuben in Bauerngehöften in Kärnten und der Steiermark. In „Die Rauchstuben im Lande Salzburg"" weist er nach zahlreichen Begehungen und umfangreichen archivalischen Studien im Land Salzburg eine Reihe von Rauchstuben nach. Er suchte auch im Großarltal die von Karl Fiala dort festgestellten und beschriebenen Rauchstuben auf" und beschrieb sie auch in seiner Arbeit. Ein Kärtchen gibt Überblick über Gerambs Forschungsergebnisse in Salzburg, ein zweites zeigt die Verbreitung und Dichte der ostalpinen Rauchstuben. Als nördlichste Rauchstube im inneralpinen Gebiet fand er 1918 die in Wienern am Grundlsee, die er in der Übersichtskarte als einen „Stütz punkt der Grenzfeststellung" bezeichnet. Inden „Notlbüchern" des Stiftes St. Peter von 1509-1604 hat er vier Rauchstuben im Salz burger Alpenvorland erwähntgefunden:eine 1508 bei Maria Piain,eine 1525 bei Koppl,ferner je eine am Wallersee und bei Seekirchen. Im Schlußabsatz seiner Studie über die Rauch stuben in Salzburg nimmt Geramb an, daß die eben genannten Rauchstuben Ausstrahlungen aus dem steirischen Salzkammergut seien, wobei er nochmals aufdie Rauchstube am Grundl see hinweist. Der Verfasser konnte im Sommer 1966 diese Rauchstube noch sehen. Sie war in Wienern 22, Post Grundlsee (Hausname „Grill", Besitzer Anton Laimer). Obwohl schon Eingriffe er folgt waren, zeigte der Baubestand eindrucksvoll die echte Rauchstube. An der Ostwand war die Blockwand aufgeschnitten, ein zweiflügeliges Tor eingesetzt und die Stube zum Wagenschuppen gemacht worden. Der offene Herd und der Backofen waren abgebrochen, einer der Kranzbalken, die den Feuerhut trugen, ragte noch aus der Seitenwand. Stuben wände wie Decke waren stark berußt, stellenweise mit einer glänzenden Kienrußschichte überdeckt. Die Holzdecke war von einem Rüstbaum getragen, der an einer Stelle einge knickt und durch ein Rundholz gestützt war. In der Nordwand waren zwei,in der Ostwand war ein Sichtfenster von der Höhe zweier Balken.In beiden Außenwänden warje ein höher gesetztes, durch hölzerne Schuber verschließbares Rauchabzugsfenster angebracht. Über dem Türstock befand sich eine trapezförmige Öffnung, durch die der Rauch in das ebenfalls geschwärzte Vorhaus und, aufsteigend, durch die Dachbrettfugen ins Freie gelangen konnte. Die Stube machte einen urtümlichen Eindruck. Die noch lebenden Vorbesitzer, die die Eingriffe vornahmen, hätten genaue Auskunft über die unversehrte Rauchstube geben können. Viktor von Geramb, Die Kulturgeschichte der Rauchstuben, Wörter und Sachen. Bd. 9, Heidelberg, 1924. "Derselbe, Die Rauchstuben im Lande Salzburg, Salzburg 1950. "K.Fiala,Der Bauernhofund die ländliche Tracht im Pongau.Ostmärkische Kimsttopographie,Bd.28,Kreis
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