OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

daß das Salzoberamt Gmunden sich in der Praxis an den Entwurf gehalten hat. Ob auch im steiermärkischen Salzkammergut um 1750 oder jemals Legschindeldächer vorherrschten, ist sehr fraglich und nicht bewiesen. Die Steirische Landbaufibel gibt darüber keine Auskunft. Die Behauptung von „allzu gering versaigten tächern" im steiermärkischen Salzkammergut kann eine Verallgemeinerung aus den Verhältnissen um Atter-, Mond- und Wolfgangsee sein. Über Dachbretter statt Schindeln wird anschließend berichtet. Dachbretter statt der Schindeln Im oberösterreichischen Salzkammergut wurde das Salz wegen der Verfrachtung auf dem Wasserweg in hölzernen Gebinden, in Köfeln und großen (böhmischen) Kufen verpackt. Sie wurden von den im Dienst der Salzfertiger stehenden Kufern aus gut spaltbarem, also bestgewachsenem, starkem Fichten- und Tannenholz angefertigt. Bei dem großen Bedarf an solchem Holz wie auch an Holz für die Schindeln mußte Spaltholz für Kufholz vor behalten und die Deckung der Dächer statt mit Schindeln mit Dachbrettern angeordnet werden. Sowohl durch die Scheiterbauern, die für die Fertiger das Kufholz schlugen und brachten, als auch durch die Schindelmacher wurde außerordentlich viel Holz verschwendet und der Wald schwer geschädigt, vor allem durch das „Kosten" oder „Ankosten" geeignet erschei nender Bäume. Es wurde aus einem Stamm ein starker, tiefer Span gehackt und dieser nach seiner Faserung auf Spaltbarkeit beurteilt. Schien er nicht zu entsprechen, so ließ man ihn stehen, das Stammbloch faulte an. Hatte man einen Stamm gefallt und ergab eine Probe schlechte Spaltbarkeit, ließ man den ganzen Baum einfach liegen und verfaulen. Zeigte sich einer gutspaltbar,so arbeitete man ihn bis zum Astansatz als Kuf- oder Schindelholz auf, den übrigen Stamm ließ man ebenfalls liegen. Selbst strenge Strafbestimmungen konnten lange Zeit hindurch solcher Holzverschwendung nicht Einhalt gebieten. Auch der Bedarfan bestem Spaltholz durch die „Holzwarenerzeuger" belastete die Forste des Salzkammergutes außerordentlich. Daher wurde befohlen, die Dächer statt mit Schindeln sie mit Brettern zu decken. Zur Versorgung der Untertanen des o.ö. Salzammergutes mit Dachbrettern wurden in verschiedenen Orten „zehn kleine sagin" eingerichtet, in denen Dachbretter von 1 und 2 m Länge geschnitten wurden. Noch heute finden wir zahlreiche Häuser und Nebengebäude des oberösterreichischen Salz kammergutes mit Fichten- oder Lärchenbrettern gedeckt, namentlich um Goisern, Obertraun, Hallstatt und Gösau, seltener um Ischl und Ebensee (Abb.6,7,8). Auch in dem zu Mondsee gehörigen Wolfgangseegebiet wurden die Schindeln durch Dach bretter ersetzt, sowohl auf Dächern von Bauerngehöften als auch auf denen der Almen. Die Mondseer Waldungen um St. Wolfgang waren für das Ischler Salzwesen reserviert, die landesfürstlichen Förster und Waldmeister, denen auch die „Observation" über diese Wälder oblag, zeigten den Untertanen kein Schindel-, sondern nur mehr Bretterholz aus. Sobald der Zwang zum Bretterdach gefallen war — spätestens mit der endgültigen Trennung des Forstwesens vom Salzwesen im Jahr 1868 - ging man in diesem Gebiet wieder zum Schindeldach über. Das ist an manchen Dächern noch wahrzunehmen, so beim Leitner bauern in Rußbach, Gemeinde St. Wolfgang, und auf der Tennreith- und Ramsenhütte der Ackeralmen im oberen Burggraben. Man sieht, wie beim Übergang zum Schindeldach

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