OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Da im Salzkammergut wegen der Steilheit des Geländes und wegen des Vorbehaltes des Grundes für Wald kein nennenswerter Getreidebau möglich war, hat es auch nie Stroh dächer, sondern stets nur genagelte Schindeldächer auf steilem Dachstuhl gegeben®". Die Steilheit der Dächer nimmt zu,je weiter man ins Gebirge kommt,da mit der Höhe der Berge auch die Niederschlagsmengen zunehmen. Dachform Sind verschiedene Landschaften dadurch ausgezeichnet, daß in ihnen nur eine bestimmte Dachform vorherrscht, die das Siedlungsbild bestimmt, so findet sich im Salzkammergut ein Nebeneinander von drei Dachformen, nämlich 1. dem Vollwalmdach mit seinen Abarten, dem Vierplattlerdach und dem Zeltdach (Abb. 4 und 22), 2. dem Schopfdach oder abgewalmten Dach, mit vorherrschendem Viertelwalm. Diese beiden Dachformen sind auch als „Anschüblingdächer" ausgebildet®^. Der Anschübling verleiht dem Dach eleganten Schwung, und durch ihn gleiten Dachlawinen weiter von den Hauswänden (s. Heckl, Baufibel, Abb. 114—117 und unsere Abb.6,7,9,23,24), 3. den Satteldächern, ausgebildet als Steildächer oder als mittelsteile Dächer, die so gen. „Haibreschen"(Abb. 13). Durch Steilheit der Dächer, vor allem durch Vollwalmdächer, hob man Sonderbauten hervor, wie Amtsgebäude, Pfarrhöfe u. a. Wie schön Vollwalmdächer auch auf kleineren Gebäuden sind, zeigt die einstige Nadasty-Klausstube, jetzt Forsthaus Oberaurach. Die Dachformen sind in der O.Ö. Baufibel von R. Heckl abgebildet und genau beschrieben. Hinsichtlich der Verteilung der Dachformen ist festzustellen, daß steile Satteldächer in ungefähr gleicher Anzahl wie Schopfdächer im Bereich um Goisern,Obertraun und Hallstatt anzutreffen sind, während in Gösau deutlich die steilen Satteldächer vorherrschen. Das mag damitzu erklären sein,daß der größereTeildes Gosautales biszum Prielgraben bisins 14.Jahr hundertzum Erzbistum Salzburg gehört hatte und vom Lammertal aus besiedelt worden war, in dem Legschindeldächer vorherrschten®". Man hatte diese bei der Einwanderung mit gebracht, doch unter österreichischem Einfluß aufgestellt, ohne den Schopf übernommen zu haben (Heckl, Abb. 115). Aufsteilung von Legschindeldächern Herrschten im Salzkammergut Dachneigungen von 38-48 Grad vor,so blieb man im Gebiet der Herrschaft Kammer-Kogl, also um den Attersee, und dem der Herrschaft Wildenegg, die 1678 endgültig vom Kloster Mondsee erworben wurde, und in dem zu Mondsee ge hörigen Wolfgangseegebiet beim Legschindeldach. Als man wegen Holzmangels nicht nur die Wolfganger Waldungen für das Ischler Salzwesen stark heranziehen, sondern zu Anfang des 18. Jahrhunderts auch auf die großen Waldungen um den Mondsee und den Attersee zur Hallholzgewinnung für Ischl und Ebensee greifen mußte, erwies es sich als notwendig, den Schindelholzbedarf dadurch einzuschränken, daß eine Aufsteilung der Dachstühle angeordnet wurde. Um eine aufSteildächern längere Benützungsdauer der Schindeln zu er zielen, nahm man den Holzverbrauch für einen neuen, steilen Dachstuhl in Kauf. Diese Bedachung heißt „Scharschindeldach", nach mhd. schar = steil, s. M. Lexer, Mhd. Taschenwörter buch Leipisig 1956, 179. Siehe Heckel, O.Ö. Baufibel, Abb. 259, S. 207. Siehe Anhang Nr. 3.

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