OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

schichte des Glases. Es vermittelt nicht, wie man erwarten würde, einen stilgeschichtlichen Querschnitt durch das künstlerische Glasgewerbe, sondern vor wiegend nach Zeitstufen und Landschaften geordnete historische Überblicke über die zahlreichen Glas hütten und ihre Meister. Es ist also weniger eine stilgeschichtliche, sondern primär eine historische Arbeit. Ganz im Gegensatz dazu sind im Buche Schlossers historische Belange nur sekundär berück sichtigt worden. Hier stehen kunstgeschichtliche, formale und ästhetische Gesichtspunkte im Vorder grund. Das reiche Bildmaterial, das einen guten Querschnitt durch die Geschichte des Glases gibt, ist in beiden Büchern gleich gut. Bedauerlicherweise nimmt der Text von Ullsteins Gläserbuch zu den Illustrationen kaum Bezug, so daß Text und Abbildungen sehr unvermittelt nebeneinander stehen. Auch qualitative Urteile zu den abgebildeten Gläsern fehlen weit gehend. Dagegen hat es Schlosser meisterhaft ver standen, seinen gut ausgefeilten und leicht verständ lichen Text ganz auf das Bildmaterial abzustimmen, so daß dem Leser kaum einmal das erforderliche Anschauungsmaterial fehlen dürfte. Der Text des Schlosserschen Buches ist in seiner Gesamtheit ein stilkundlicher Kommentar zu den Illustrationen. Das Buch Schlossers liegt jetzt in zweiter Auflage vor. Ein Vergleich mit der 1. Auflage (1956) zeigt, daß Verfasser und Verlag Ausgestaltung und Ver besserung des Werkes Herzenssache war. Da die Schwarzweiß-Abbildungen von 229 auf 311 und die Farbtafeln von 6 auf 20 vermehrt wurden, ist der Illustrationsteil fast um die Hälfte größer geworden. Der Text hat durch die neuen Kapitel „Mesopota mien", „Spanien", „Frankreich", „Schwarzlot- imd Emaildekor im 18. Jahrhundert", „Zwischengoldgläser" und durch den Beitrag „Technisches" wesent lich gewonnen. Die meisten der schon in der 1.Auflage vorhandenen Abschnitte haben ebenfalls Ergänzungen erfahren. Besonders die Behandlung des Glases des 19. Jahrhunderts wurde auf eine breitere Grundlage gestellt. Bei Ullsteins Gläserbuch finden wir es unpassend, daß der erste Abschnitt „Von den ersten Anfängen bis zum Beginn der Neuzeit" überschrieben worden ist, obwohl in ihm nur die Glasproduktion des Alter tums einschließlich der fränkischen Gläser, nicht aber die des Mittelalters, Berücksichtigung gefunden haben. Das Glas der Latene-Zeit hat in keinem der beiden Bücher, die Glasschalen aus dem Hallstätter Gräber feld haben nur in Ullsteins Gläserbuch Berücksich tigung gefunden. Wertvoll und praktisch sind die in Ullsteins Gläserbuch enthaltenen Umrißskizzen der für die einzelnen Abschnitte charakteristischen Glas formen. Auch die Zusammenstellung der namentlich bekannten Meister und ihrer Signaturen gehört zu den Vorzügen dieses Buches, weil sie in dieser Voll ständigkeit kaum in einem anderen Werk geboten werden. Bedauerlich ist, daß in keinem der beiden Werke aus dem Text der Bildbeschriftungen der Auf bewahrungsort der Gläser ersichtlich ist. In Ullsteins Gläserbuch können diese Angaben wenigstens einer nach Bildnummern geordneten Tabelle entnommen werden, in Schlossers Buch eignet sich die Bild nachweistabelle kaum hiefür. Keines der beiden Bücher ist frei von Druckfehlern. In Ullsteins Gläserbuch liegt auf den Seiten 164/165 eine Verwechslung der Druckstöeke vor und auf Seite 170 ist nicht ersichtlich, daß sich die Bildbe schriftung zum Teil schon aufAbbildung der Seite 171 bezieht. Auf Seite 301 soll es wohl gesotten statt gesiedet heißen. In Schlossers Buch muß es auf Seite 5 Emaildekor statt -dekort, bei Abb. 190 Rauten felder statt Rankenfeldern, auf Seite 344 Beinglasüberfang statt Beinglasaberfang, auf Seite 355 Präsi dentenporträts statt -proträts und auf Seite 378 wohl Kalix statt Kylix heißen. Wenn wir die Quintessenz aus diesen Bemerkungen ziehen wollen, könnte etwa gesagt werden, daß in Ullsteins Gläserbuch mehr die historischen, in Schlos sers Glasbuch mehr die kunstgeschichtlichen (stil geschichtlichen) Belange im Vordergrund stehen und daß es sich, da beide Bände auch verschiedenes, aber sehr hochwertiges Bildmaterial enthalten, trotz gleicher Thematik um wesentlich voneinander ab weichende Bücher handelt. Wer sich intensiver in das künstlerische Glas einarbeiten will, wird beide Bücher brauchen, wer aber einen Weg zum stil geschichtlichen Verständnis des alten Glases sucht, wird aus Schlossers Buch den größeren Nutzen ziehen. Dr. Josef Reitinger Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs,heraus gegeben vom Kulturamt der Stadt Krems an der Donau, Folge 1 (1961), 146 Seiten; Folge 2 (1962), 360 Seiten; Folge 3 (1963), 196 Seiten; Folge 5 (1965), 174 Seiten; Folge 6 (1966), 188 Seiten; Folge 7 (1967), 182 Seiten. Die wechselvollen Geschicke der Stadt Krems an der Donau in der über 940jährigen Vergangenheit zu beleuchten, hat sich die 1961 ins Leben gerufene Schriftenreihe „Mitteilungen des Kremser Stadt archivs" zum Ziele gesetzt. Abhandlungen auf dem Gebiet der allgemeinen Geschichte, der Kimst-, Kultur-, Wirtschafts-, Rechts- und Sozialgeschichte - geographisch ausgedehnt über den Magistratsbereich von ICrems auf jenen historisch zusammengehörigen Raum bis Dürnstein, Mautern, Göttweig, Grafenegg und Imbach - sollen Bausteine für eine auf wissen schaftlichen Prinzipien beruhende Stadtgeschichte bilden. Bisher erschienen sieben Folgen dieser Zeit schrift, Folge 4 ist bereits vergriffen - ein Beweis für die beachtliche Resonanz im In- und Ausland. Schon das erste, im Jahre 1961 erschienene Heft umspannt einen weiten Themenkreis. Alfons Lhotsky bearbeitet das Fragment eines Totenbuches der Dominikaner in Krems. Gerhard Wimraer befaßt sich mit der Aufhebung des Kremser Dominikaner klosters in den Jahren 1784 bis 1786. Harry Kühnel liefert in seinem Aufsatz über die Kremser Apotheker und Ärzte des Mittelalters und der frühen Neuzeit einen wesentlichen Beitrag ziw Geschichte des Ge sundheitswesens der Stadt. Aus den Testaments büchern des Kremser Stadtarchivs erarbeitete Herbert Paulhart eine Abhandlung zur Bibliotheksgeschichte „Der Bücherbesitz Kremser Bürger des 16. Jahr hunderts". Er gibt damit einen eindrucksvollen Ein blick in die geistigen Interessen der Kremser Bürger schaft. P. Emmeram Ritter bringt neue Forschungs ergebnisse zur Bau- und Kunstgeschichte des Stiftes Göttweig. Mit der Biographie des Johann Mathias Puchberg würdigt Ekkehard Ehrenreich einen be deutenden Kremser Bürger der Maria-Theresia nischen Zeit, der es nach schmählicher Behandlung

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