Artikel mit Gründlichkeit und Sorgfalt nach dem in unserer früheren Besprechung angegebenen Schema bearbeitet. Neben die Wortbehandlung und -erklärung treten jeweils auch die Angaben über geläufige Re densarten, über die Symbolik der diversen Gegen stände in der Volksüberlieferung und über Volks glaube und Brauchtum, so daß, wie dies besonders schön in den Artikeln „Apfel" und „April" geschieht, das Wörterbuch über seine primäre Aufgabe hinaus auch zu einem wichtigen Nachschlagewerk der Volkskunde wird. Merkwürdig ist, daß in dem Wörter buch auch Stichwörter wie „applanieren", „applau dieren" oder gar „Apoplexie" aufscheinen, die man wohl kaum als Ausdrücke der bairisch-österreichischen Mundart bezeichnen kann, wogegen man die Aufnahme der Stichwörter „Antennaria dioica", „Anthemis", „Anthoxanthum odoratum L.", „Antirrhinum", „Apium graveolens L.", „Aquilegia vulgaris L." usw. vielleicht dahin verstellen kann, daß es sich als praktischer erweist, die verschiedenen mundartlichen Namen für „Katzenpfötchen", „Kamille", „Ruchgras", „Löwenmaul", „Sellerie" und „Akelei" usw. unter ihren indifferenten wissenschaft lichen lateinischen Namen zusammenzufassen, als sie in einzelnen Artikeln zu behandeln. E. B. GreiUenstein und die Reise des Freiherrn Hans Ludwig Kuefstein zur Goldenen Pforte, Wand kalender 1968 der Graphischen Kunstanstalt C.Angerer und Göschl,Wien XVI. Oterkringerstraße 27-49. „Aus diesem Buch habe ich lesen gelernt, Josephus Archidux Austriae 1748", signierte der große Volks kaiser Josef II. noch 100 Jahre nach Erscheinen seines Berichtes das Werk des oö. Landeshauptmannes Hans Ludwig Kuefstein, in dem dieser über seine im Auftrag des Kaisers unternommene, vom 28. Juli 1928 bis zum 8. Dezember 1529 durchgeführte Reise an den Hof des Sultans in Istanbul berichtet. Der Erfolg dieses zur Festigung des unbefristeten Friedens mit den Türken von 1626 geplanten, groß angelegten Unternehmens stand zwar in keinem Verhältnis zu den aufgewendeten Kosten und Mühen, wurde aber Anlaß zu einem politischen Dokument, das ein Jahr hundert hindurch als eine Art Lehrbuch für die Diplomatie mit dem Nahen Osten angesehen wurde. Darüber hinaus wurde der Reisebericht H. L. Kuefsteins auch zu einem völkerkundlichen Dokument, in dem der berühmte Reisende seine Eindrücke über Land und Leute des besuchten Landes festhielt. Seine Ausführungen werden durch ein parallel angelegtes Bilderwerk unterstützt, das ein nicht namentlich bekannter Mitreisender angelegt hat und das nunmehr im Museumsschloß Greillenstein im sogenannten „Türkensaal" ausgestellt ist. Aus dieser Bilderserie wählte der um die kultur- und kunsthistorische Doku mentation gleichverdiente Verlag einige besonders ansprechende Szenen aus, um sie in den Mittelpunkt seines diesjährigen Kalenders zu stellen: man sieht die prunkvolle Abreise der Flotte mitihren 18 rot-weiß bemalten Schiffen, die atemberaubenden türkischen Ritterspiele, die dem Botschafter zu Ehren anläßlich seiner Abschiedsaudienz gegeben wurden, und freut sich an der Wiedergabe eines langen Brautzuges, in dem man deutlich die mit Inschriften bezeichneten und mit besonderen Aufgaben betrauten Hochzeitsper sonen erkennen kann.In diesem Zug wurde außerdem, wie eine Beschriftung ausführt, ein „großer hocher Baum von geschnitzter Arbeit und Rauschgold be hängt" mitgetragen, was bei der Beurteilung der ver schiedenen, sogenannten „Braut- und Paradiesbäume" in der volkskundlichen Literatur sicherlich der Be achtung wert ist. Die restlichen Bilder des Kalenders stellen Einzelheiten aus dem prunkvollen Renaissance schloß dar. Der heiurige Wandkalender schließt sich somit würdig an seine Vorgänger an. E. B. Kunstjahrbuch der Stadt Linz. 1967. Heraus gegeben vom Stadtmuseum Linz im Verlag Anton Schroll & Co Wien und München. 150 Abbildungen, 179 Seiten. Der Kunst in Linz um 1600 ist der vorliegende siebente Band des Kunstjahrbuches der Stadt Linz gewidmet. Mit mehr als 150 Abbildungen gibt es einen eindrucksvollen Einblick in die Blütezeit der Geschichte, der Kunst und des Kunstgewerbes der Stadt Linz. Die vom Schriftleiter des Jahrbuches, Georg Wacha, dargebrachte Einführung vermittelt den bistorischen Hintergrund dieser Periode Linzer Kunstgeschichte. Wacha beleuchtet die Ansichten der Stadt des 16. Jhdts. von Valckenborgh und seinem Kopisten Hoefnagel, die Bautätigkeit am Linzer Schloß und in der Stadt, die Tätigkeit der Kunst handwerker. Gertrude Höl3 beschäftigt sich mit einem Städtezyklus auf dem Holzschnitt-Titelblatt von Kalender-Almanachen des 16. Jahrhunderts, ver sucht die Reihe der Kalender von 1553-1619 möglichst vollständig zusammenzustellen und weist auf den derzeit greifbaren Gesamtbestand an Drucken dieses ältesten österreichischen Stadtansichtenzyklus hin. Mit den alten Ansichten der Donaustadt beschäftigen sich noch zwei weitere Beiträge. In einem zweiten Aufsatz erarbeitete Gertrude Höß die nach den An sichten Valckenborghs und Merians hergestellten Nachstiche und vereinigte sie in einem Katalog. Lukas Wüthrich untersucht kritisch die Vorlagen zu Merians Vogelschau. Die Arbeiten des verdienst vollen Linzer Hafnermeisters Paul Zilpolz mit seinen prachtvollen Renaissanceöfen — ein leuchtendes Zeugnis der hohen Blüte dieser Kunst - analysiert Fritz Blümel.Der bisher unbeachteten tmd unerforscht gebliebenen Kunst der Steinbearbeitung, der Stein ätzung,jener Kleinkunst, die oft größte künstlerische und handwerkliche Vollendung erreichte, setzte Alois Kieshnger ein würdiges Denkmal in seiner interessanten tmd instruktiven Arbeit, in deren Mittelpvmkt neben der Behandlung der wichtigsten Meister die Einzelbeschreibung der wertvollsten Kunstwerke steht. Der Linzer „Eisenfachmann" Otfried Kastner zeigt an Hand des von einem un bekannten Meister geschaffenen Ziehbrunnengitters im Hof des Stiftes St. Florian den hohen Stand der Schmiedekunst. Das Wirken des berühmten Jesuiten predigers Georg Scherer, der die Errichtung eines Kollegiums der Gesellschaft Jesu mit Erfolg betrieben hatte, vermittelt Justus Schmidt. Erich MeyerHeisig (j) macht mit der Tätigkeit des Glas- tmd Edelsteinschneiders Caspar Lehmann bekannt, der sich nachweislich in Linz um 1700 aufgehalten hatte und seine zweite Ehe mit einer Linzerin eingegangen war. Begrüßenswert ist der Anhang dieses Aufsatzes — eine kurze Lebensgeschichte und ein chronologisches Werksverzeichnis des Meisters. Die Linzer Stadt richterschwerter, jene Symbole alten Rechtswesens, sind das Thema Hermann Baltls. „Die Orgelklaviere von Valentin Zeiß", des Linzer Instrumentenmachers
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