OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Daß dem Verfasser als Ausländer diese Erfolge be schieden waren, liegt aber nicht allein am Einsatz derartiger Forschungsmethoden, sondern vor allem am einzigartigen Zusammentreffen hervorragender Kenntnisse auf dem Gebiet der Eiszeitgeologie und der Urgeschichte in seiner Person. Außer den Berichten über die sensationellen Entdeckungen enthält das Buch auch eindrucksvolle Schilderungen der pracht vollen vorcolumbischen Kulturen, die zum Großteil durch das rücksichtslose Eingreifen der spanischen Eroberer zerstört wurden. Erst in jüngster Zeit gelang es den Archäologen, diese großartigen Tempel- und Stadtruinen wieder aus den Einöden der Wüsten und Urwälder zu heben und zum Teil auch ihre schicksals schwere Geschichte aufzuklären. De Terra vermittelt einen Eindruck von dieser vergangenen Pracht. Er sieht aber auch die rassische Kontinuität mancher Bevölkerungselemente dieser Gebiete, wobei er auch manche Einzelheiten der Volkskultur, wie z. B. das Motiv der sogen. „Zweiten Bestattung", die Sagen von der großen Flut, die Legenden von den Gestirn eltern oder den Brauch der Steinhaufen-Opfer usw., behandelt,die auch bei asiatischen und manchen euro päischen Völkern zu beobachten sind und Gedanken über das Problem von Konvergenz oder gemeinsamem Ursprung aufsteigen lassen. Das gut illustrierte Buch muß aber auch deshalb als besonders wertvoll be zeichnet werden, weil es die oft geradezu unüberwind lich scheinenden Strapazen, die die Forscher bei ihren Expeditionen vielfach aufsich zu nehmen haben, ebenso anschaulich schildert, wie das tiefe Verständnis des Gelehrten für Land und Volk der bereisten Zonen ersichtlich macht,so daß es auch zu einem Dokument für den Idealismus wird, der das deutsche Gelehrtentum seit den Tagen des auch in diesem Werk mehrfach zitierten A. von Humboldt auszeichnet. E. B. Willibrord Neumüller,Sie gaben Zeugnis.Lorch, Stätte des hl. Florian und seiner Gefährten. Veritas-Verlag, Linz 1968, 96 Seiten, 98 Abbil dungen. Zu den reizvollsten Aufgaben der oberösterreichischen Landesgeschichte gehört die Erforschung der Konti nuität in den Einrichtrmgen der öffentlichen Verwal tung und der kirchlichen Organisation, wie der wech selvollen Lebensumstände der Bevölkerung in LorchLauriacum. Haben die bekannten Grabungen der letzten Jahrzehnte bereits mehrfach Einblicke von der archäologischen Seite her eröffnet^, tritt in letzter Zeit zu den Grabungsergebnissen von den vier auf einanderfolgenden Sakralbauten auf dem Boden der heutigen Kirche mmmehr auch eine umfangreiche archivalische Untersuchung, über die hier einer der bedeutendsten Kirchenhistoriker Oberösterreichs einen populär-wissenschaftlichen Bericht gibt. In leicht faßlicher, alle terminologischen Schwierigkeiten aus dem Weg räumenden Textierung führt Dozent Dr. W. Neumüller zunächst die komplizierte Aus gangslage seiner Forschungen vor, die er durch streng objektive Quellenkritik meistert. Wir hören von den verschiedenen kirchenpolitisch verständlichen frühmittelalterlichen Fälschungen durch die Kanzlei der Passauer Bischöfe, die auch dazu beitrugen, den Ruhm des Lokalheros St. Florian gegenüber dem künstlich rangerhöhten „Erzbischof" Maximilian zu verdunkeln. Wir werden im weiteren an Hand der lateinischen Quellen (mit deutscher Übersetzung) über das Leben des hl. Florian unterrichtet, der als „pensionierter Amtsvorsteher der Stadthalterei" von St. Pölten (Cetium) nach Lauriacum kam und hier während der Diokletianischen Verfolgung(304n.Chr.) im Ennsfluß durch Ertränken hingerichtet wurde. Nach Ansicht des gelehrten Verfassers ist die Quellen lage ausreichend dafür, die angezweifelte Geschicht lichkeit des Lebens des hl. Florian endgültig zu be stätigen. Über den Ort der Bestattung des Heiligen ist allerdings das letzte Wort noch nicht gesprochen, „doch wird man, solange man nicht das Gegenteil beweisen kann, auch weiterhin annehmen müssen, daß der Heilige in dem bekannten Ort begraben worden ist und sich das Stift St. Florian über seinem Grabe erhebt". Außer dem Nachweis der geschichtlichen Wahrheiten in der Legende des berühmten Heiligen widmet sich der Verfasser der Geschichte der 40 Gefährten, die der Überlieferung nach mit dem hl. Florian den Opfertod in Lauriacum erlitten haben. Hiefür steht außer einem Vermerk in einer Votiveintragimg über Lorch als dem Ort vieler Blutzeugen (14.Jh.) nahezu ausschließlich nur das Ergebnis einer wissenschaft lichen Untersuchung des umfangreichen Knochen depots zur Verfügung, das bis 1901 im Hochaltar der Kirche von Lorch aufbewahrt wurde und dann über Entscheidung der päpstlichen Ritenkongrega tion von dortentfernt und im Friedhofbestattet worden war, aber 1944 über Veranlassung des um die Er forschung von Lauriacum hochverdienten Stadt pfarrers Dechant Dr. Eberhard Marckgott neuerdings gehoben und wissenschaftlich untersucht v™rde. 1968 wurden die Knochen wieder in der Nähe des Hochaltars beigesetzt. Wie eine anthropologische Untersuchung ergab, handelt es sich dabei um die irdischen Überreste von rund 30 Personen, deren Knochen zum Teil mit solchen von Tieren vermischt waren, was sich nach W. Neumüller daraus erklärt, daß sie einst im Gelände vor dem römischen Tempel bestattet waren, in dem auch die Reste einstiger Tieropfer vergraben worden seien. Aus dieser Ver mischung von Tier- und Menschenknochen, dem ersichtlich hohen Alter der Gebeine und ihrer langen Aufbewahrung im Hochaltar schließt der Verfasser, daß es sich in den menschlichen Überresten um die Reliquien jener 40 Märtyrer handeln wird, die bei der Diokletianischen Verfolgung zugleich mit dem hl. Florian den Opfertod erlitten. Trifft diese Schluß folgerung zu, dann stellt das Knochendepot den ältesten, ehrwürdigsten und größten Reliquienschatz der Christenheit nördlich der Alpen dar. - Die gute Bebilderung unterstützt die für Landeskunde und Kirchengeschichte Oberösterreichs gleich wichtige Pu blikation. ^ „Forschungen in Lauriacum", geleitet von Wilhelm A. Jenny, Hermann Vetters, Amilian Kloiber und Lothar Eckhart. Herausgegeben von dem Institut für Landeskunde, Linz. I. W. Jenny-Hermann Vetters, Die Versuchsgra bung des Jahres 1951 (1953); II. dies.. Die Plan grabung in der Zivilstadt 1952 (1954); III. P. Karnitsch. Die verzierte Sigillata von Lauriacum (1954); IV/V. Ä. Kloiber, Die Gräberfelder von Lauriacum: Das Ziegelfeld (1957); VI/VII. Her mann Vetters-Lothar Eckhart-Paul Karnitsch,Plan grabungen aus den Jahren 1953-1956(1960); VIII. Die Gräberfelder von Lauriacum, Das Espelmayr-

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