OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

„Die Bilder sind von größter Bedeutung, und es ist sehr wichtig, sie für die Zukunft und für die kommende Forschung zu erhalten. An dem prähistorischen Alter der Bilder ist ein Zweifel nicht möglich. Sie sind dem Stil nach derartig, daß sie nur in der Vorzeit, besonders in der Hallstattzeit, geschaffen sein können. Es sind deutlich Ähnlichkeiten vorhanden mit den beiden großen bekannten Felsbildergruppen in Schweden und Val Camonica in Italien. Diese Bilder werden nach Form und Stil die Verbindung zwischen den beiden Gruppen herstellen. Sie beginnen offenbar schon im Neolithikum und reichen bis in die Jahrhunderte um Christi Geburt. Sie erfüllen also einen zeitlich großen Raum imd befinden sich deutlich aufeinem Kult gebiet,ganz ähnlich wie es in Schweden an vielen Stellen der Fall ist,in Val Camonica und vor allem auf dem Monte Bego in den Seealpen." Durch die lange Verzögerung der Unterschutzstellung wurde leider kostbare Zeit verloren und durch das lange Zuwarten ermöglicht, daß an div. Stellen durch das einsichtslose Verhalten verschiedener Besucher nicht nur Veränderungen (s. o.), sondern auch weitreichende Zerstörungen an den Zeichnungen vorgenommen werden konnten. Über das Ausmaß dieser Vandalismen unterrichten am besten die Aufnahmen des Verfassers aus der Kienbachklamm, von denen Bild 1 die herrliche Bilderwand IV vor, die Abbildun gen 2 und 3 nach ihrer 1965 erfolgten Zerstörung zeigen, durch die dieses großartigste Dokument seiner Art nördlich der Alpen in nicht wiedergutzumachender Weise vernichtet wurde. Es ist daher unbedingt notwendig, in gleicher Weise, wie dies in vorbildlicher Form Italien bereits bei seinen Felsbildervorkommen in der Val Camonica durchgeführt hat, Schutzgitter vor den einzelnen Felsen anzulegen und das ganze Gelände zum Naturschutz gebiet zu erklären. Möge es mit den im Mai dieses Jahres von der oö. Landesregierung in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellten Mitteln^' gelingen, wenigstens die noch intakten Bildfelsen am Warscheneck rechtzeitig abzusichern, daß nicht auch sie der mensch lichen Unvernunft zum Opfer fallen und damit alle diese wichtigen Zeugnisse frühen kul turellen Lebens in unseren Gebieten nur mehr in kargen Abgüssen oder in Bildermappen unseren Nachkommen veranschaulicht werden können. Univ.-Doz. Dr. E. Burgstaller Mitteilung des Amtes der oö. Landesregierung, K-620/2-1968 vom II.Juli 1968.

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