zu einem Thema Stellung zu nehmen, Argument und Gegenargument abzuwägen und schließlich seine Meinung zur Diskussion zu stellen. In einem Nachschlagewerk aber, das dazu bestimmt ist, mindestens ein Jahrzehnt lang die Wissensbildung weiter Kreise zu formen, die keine Möglichkeit haben, die ihnen vermittelten Daten aus der Literatur auf ihre Stichhältigkeit nachzuprüfen, ist das Vorsetzen der subjektiven Meinung eines Autors, die ohne jede Begründung als letzter Stand der Wissenschaft vorgetragen wird, eine völlige Verkennung der Aufgaben eines solchen Publikationsorgans. Es wäre denn, Herr Dr. Rei tinger hätte sich, obwohl er, wie er dem Verfasser mitgeteilt hat, bisher keine einzige Fundstelle besichtigt hat, bereits selbst einmal mit einer wirklichen wissenschaftlichen Untersuchung mit den in Frage stehenden Problemen auseinandergesetzt und seine Ansiehten dabei vorgelegt. Diese (freilich nie erschienene) Arbeit müßte dann aber auch im Literaturverzeichnis, das Herr Dr. Reitinger jedem Stichwort beigibt, aufscheinen. Aber mit dem Zitieren von Literatur hat es in diesem Buch überhaupt seine besondere Bewandtnis. Es fehlen nämlich ganz allgemein die Namen der Autoren, die über die betreffenden Themen gearbeitet haben,und es fehlen auch die Titel der Untersuchungen (nur der Erscheinungsort der Arbeiten wird, verklausuliert und nicht immer richtig, angegeben), so daß sich kaum jemand ein Bild darüber machen kann, wer über was gearbeitet hat und ob die betreffende Arbeit gewichtig ist oder nur aus einer Zeitungsnotiz besteht. Nach dem Aussehen dieser Literaturdarbietung muß jeder nicht eingeweihte Leser zu dem sicherlich nicht beabsich tigten Eindruck gelangen, daß es in Oberösterreich überhaupt nur einen Autor gibt, der auf den verschiedenen Gebieten gearbeitet hat und Dr. Josef Reitinger heißt. Dazu kommt leider auch, daß die Literaturangaben lückenhaft sind. Im vorliegenden Fall fehlt nicht nur die dem Autor bekannte Äußerung von Prof. Dr. Kühn in IPEK, es fehlen auch die drei letzten der vorstehend angeführten Publikationen, obwohl sie mindestens ein Jahr vor Erscheinen des Buches Dr. Reitingers veröffentlicht wurden. Leider sind die Angaben aber auch inhaltlich mangelhaft. Denn schon die Ortsangaben müßten revidiert werden. So liegen die Funde am Warscheneck nicht nächst der Wurzeralm (hier ist nur die Endstation der Seilbahn, von wo aus man den Marsch dorthin antritt), sondern in der Flur „Höll" zwischen Stubwieswipfel und Schwarzeck. In der (imaginären) „Filzen" (es müßte höchstens Filzmoos oder Filzenalm heißen) gibt es überhaupt keine Felsbilder, denn diese liegen, wie schon ihr Name sagt, im Fels und nicht im Moor, was der Name Filzen bedeutet. Und die Felsbilder in der Kienbachklamm liegen auch nicht im Bereich von St. Wolfgang, sondern in dem von Rußbach bei Bad Ischl. Weiters hat u. W. noch niemand behauptet, daß sich unter den zahlreichen Gravierungen am Warscheneck und anderwärts nur prähistorische Zeichnungen befanden. Ganz im Gegenteil: in der umfangreichen Berichterstattung von Burgstaller-Lauth, Felsgravierungen in den österreichischen Alpenländern, ist S. 345 f. eine ausführliche Beschreibung der Ein tragungen bei Grenzbegehungen (ab 17. Jh.) und von Berggehern (ab 19. Jh.) zu lesen, die mit dem Datums- und Namensvermerken versehen sind. Aber jeder Laie wird an der Art der Gravierungen, und schon gar an den paar unvollständigen Christogrammen, die sich auch beobachten lassen, sofort die stilistischen und inhaltlichen Unterschiede gegenüber den alten Eintragungen feststellen können. Wenn nun Herr Dr. Reitinger tut, als wäre e r auf Grund „stilistischer" Erwägungen zu seiner Stellungnahme gekommen, so geschieht das in Wirklichkeit auf Grund längst pubhzierter Erkenntnisse anderer. Und was die „Undatierbarkeit" der Felszeichnungen in der Kienbachklamm betrifft, hätte der Biblio-
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