OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

bilder von Carschenna nachdrücklich betont wird. Die gegenwärtige Forschungslage ge stattet natürlich noch nicht, aus dem einen oder anderen Sachverhalt weitreichende Schlüsse zu ziehen, wenn es auch den Anschein hat, als würden die Gemeinsamkeiten mit den öster reichischen Felsbildern auf mehr als auf bloßen Konvergenzen beruhen. Ob sie sich, was durchaus im Bereich der Möglichkeit liegt, aus separaten Kontakten beider Fundgebiete mit dem sicher strahlungskräftigen Gebiet der Val Gamonica erklären lassen werden,können erst spätere Untersuchungen klarstellen. Daß nahe Berührungspunkte zwischen den schwei zerischen und den oberitalienischen Bereichen bestehen, ist offensichtlich und wird auch von den Schweizer Forschern gebührend beachtet, wie dies u. a. in der den Funden gewid meten Ausstellung von Abgüssen und Photos in der Prähistorischen Abteilung des Rätischen Museums in Chur ersichtlich ist. Wo aber Beziehungen zu den oberitalienischen Felsbildern im Gespräch sind, liegen auch Formkonvergenzen mit den nordischen Felsbildern nicht fern, so daß in absehbarer Zeit auch eine Diskussion darüber zu erwarten sein wird, ob sich nicht auch für die Schweiz eine Art alpiner Pfeiler zu einer Mitteleuropa überspannenden Kulturbrücke von den süd- zu den nordeuropäischen Fundgebieten abzeichnet, wie sich dies für die österreichischen Felsbilder an einer ganzen Reihe von Motiven, am deutlichsten wohl an den Zeichnungen der (phallischen) Beilträger^^, ablesen läßt. II. Wenden wir uns nun der Aufnahme zu, die die Entdeckung der Felsbilder in der Öffentlich keit beider Länder gefunden hat. Anlaß dazu bietet das große Echo einerseits, das die Funde von Carschenna in der Schweiz, und hier vor allem bei den Beamten des Rätischen Museums und bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, ausgelöst haben (siehe oben), und andererseits die erfreuliche Nachricht, daß das Bundesdenkmalamt in Wien im Februar 1968 nach Ein holung mehrerer Gutachten wenigstens für den Bereich Warscheneck die Unterschutz stellung der dortigen Bildfelsen angeordnet hat^^. Wer die Forschungsgeschichte der europäischen Felsbilder kennt, weiß, daß in nahezu allen Ländern, in denen bisher derartige Kulturdenkmäler zutage gekommen sind, sich auch sogleich Stimmen erhoben, die die „Echtheit" (worunter man offenbar, wenn auch niemals expressis verbis ausgesprochen, das mutmaßlich hohe Alter der Bilder verstanden wissen will) der Malereien oder Gravierungen anzweifeln und vor Überschätzung des wissen schaftlichen Aussagewertes der Entdeckungen warnen^». Das war für die großartigen Bilder von Altamira so, für die Malereien in Rouffignac, für die Gravierungen am Monte Bego und selbstverständlich auch für die österreichischen Felsbilder. Obwohl niemals bewiesen, wird dabei in monotoner Gleichförmigkeit u. a. auch die Meinung vertreten, daß die Bilder das Produkt spielerisch ausgefüllter Mußestunden rezenter Hirten und Jäger seien, durch die sich die Entdecker täuschen ließen. Es lohnt sich nicht, die Haltlosigkeit derartiger von Mund zu Mund weitergegebener Ansichten hier nochmalszu beweisen; nur aufeine Variante dieser Meinungen soll, weil sie eine speziell österreichische Modifikation darstellt, kurz ''■* Abb. bei Burgstaller-Lauth, XXXI, 33, und die Zusammenstellung der Entsprechungen in Val Camonica und Südschweden bei Burgstaller, Parallelen, T. III, 27-29. Mitt. des Bundesdenkmalamtes, ZI. 1800/67, vom 19. 2. 1968. Eine Zusammenstellung der stereotypen Einwendungen in aller Welt enthält Burgstaller-Lauth, Felsgravie rungen, S. 376 ff.

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