für Aufnahmen mit der Kamera oder dem Filmapparat präparieren tmd sie dadurch rück sichtslos verändern oder zerstören. Dem ersten Eindruck nach unterscheiden sich die Bilder von Carschenna von jenen der österreichischen Fundstellen grundlegend. Vor allem sind es die hier massenhaft auftretenden konzentrischen Kreise und Doppelspiralen, die ein ganz anderes Bild als das der in Österreich gewohnten Formen darbieten. Eine nähere Betrachtung zeigt jedoch sehr bald,daß viele entscheidende Gemeinsamkeiten bestehen: Hier wie dort überwiegen weitaus die abstrakten geometrischen Formen. Nur auf Fels VIII begegnet man einer Dominanz von gegenständ lichen Zeichnungen: Leitern oder Gittern, Tieren und Menschen. Gemeinsam mit den österreichischen Felsbildern ist ferner, daß bei den auf den einzelnen Bildfelsen gesammelt anzutreffenden Gravierungen in der Regel ein bestimmtes Motiv vorherrscht: in Österreich zum Beispiel die Mühlespiele, Reiter und Hirsche in Höll-Warscheneck, die Baumdarstel lungen in der „Notgasse",die Leitern und Räder in der Kienbachklamm usw.;in der Schweiz zum Beispiel die armbrustartig geschäfteten Bogen aufdem Felsen von Zermatt', die Kreuze und Malzeichen in Col du Torrent' und hier die verschieden ausgeführten konzentrischen Kreise, öb dort, wo sich, wie auf Felsen II, diese Kreise und Spiralen in unregelmäßiger Gemenglage über die ganze Bildfläche verteilen, eine uns Heutigen nicht mehr erfaßbare Sinnbezogenheit vorliegt oder nur ein horror vacui am Werk war, wird man wohl stets der individuellen Auslegung durch den jeweiligen Betrachter überlassen müssen. In Einzelfallen aber zeigt sich mit Sicherheit, daß bestimmte Bilder nur für eine bestimmte Stelle gedacht und mit voller Absicht gerade hier angebracht wurden. Dies trifft unter den österreichischen Bildern zum Beispiel für die Kombinationsfigur von Rechteck und Doppelrad zu, diejeweils an der linken Eingangswand von Portalen zu Höhlen und Halbhöhlen an der Stelle ange bracht ist, auf die als einzige Ende Juni, Anfang Juli ein Sonnenstrahl fallt (Kienkirche, Mausböndlloch®), und für Carschenna vor allem für die riesige Zeichnung aus konzentri schen Kreisen mit Eintragung eines Diagonalkreuzes und das immittelbar darunter ange brachte Bild eines mächtigen Hirschen, die ausgerechnet an jener Stelle eingraviert sind, wo am Steilabfall zum Tal der Felsen der Bestrahlung durch die aufgehende Sonne am meisten ausgesetzt ist. Ohne uns hier auf weitere Ausdeutungen einzulassen, muß in diesem Zusammenhang noch auf ein Bild hingewiesen werden, das aus einer kreisförmigen Scheibe mit rings um die Peripherie angesetzten „Strahlen" besteht, wodurch der Eindruck eines mächtigen Sonnenbildes entsteht, das sowohl gleichartigen skandinavischen und ober italienischen Bildern als auch einer außerordentlich stark abgewitterten Zeichnung in der Kienbachklamm in Oberösterreich entspricht. Zur Beurteilung der konzentrischen Kreise ist im Zusammenhang mit den österreichischen Felsbildern bemerkenswert, daß vereinzelt (zum Beispiel Fels IX) die inneren Partien der Kreisdarstellung nicht rund sind, sondern sich quadratischen Formen nähern, so daß be sonders dort, wo auch Diagonallinien eingetragen sind, der Eindruck eines Formüberganges zu den in zahlreichen österreichischen Fundorten häufig anzutreffenden „Mühlen" entsteht. Außer diesen kreisförmigen Zeichen begegnet man in Carschenna vielfach auch Schalen (Näpfchen) in verschiedener Größe und Auswahl, von denen, wie aus einzelnen scheiben- 'Siehe Ohlmarks, a. a. O. ® Abb. bei Burgstaller-Lauth, T. XXVI, 13, und Ernst und Josefa Burgstaller, Die österreichischen Felsbilder und ihre europäischen Parallelen. Linz 1967, T. IV, 3.
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