aufgefundenen Bilder durch die Bearbeiter und schließlich auch über die Aufnahme der Entdeckung durch die Öffentlichkeit in der Schweiz und in Österreich zu machen'. Übereinstimmungen und Differenzen mit den österreichischen Felsbildern ergeben sich bereits bei der Betrachtung der Situation: Hier wie dort liegen die Bildflächen in beträcht lichen Höhen -in Österreich zwischen 1100 bis 1700 m im bewaldeten,von Felsen durch zogenen, aber noch zur Almnutzung tauglichen iMittelgebirge. Während aber die österreichi schen Bilder in der Regel an senkrechten oder leicht überhängenden Wänden in schlucht artigen Partien angebracht sind, liegen sie in Carschenna (wie in der Val Camonica oder vielen Teilen Südschwedens) auf waagrechten oder leicht geneigten Felsplatten, die sich hier auf dem Rand einer Terrasse bis zum Steilabfall in das tief unten liegende Rheintal vorschieben. Unterschiede bestehen auch, vor allem bedingt durch das ganz andere Ge steinsmaterial, in der Gravierungstechnik, für die die Bearbeitung des Flyschgesteins in der Schweiz Einhämmern und Einschieifen erforderlich machte, indes in Österreich durchwegs Kalksteinwände benützt wurden, für die man zur Beschriftung bereits stark abgewitterte, ritzbare Flächen aussuchte. Gemeinsam ist den österreichischen und schweizerischen Bildflächen, daß sie verschiedene Abwitterungsgrade aufweisen. Während aber in Österreich mehrfach zu beobachten ist, daß auf ein und demselben Felsen Bilder sehr unterschiedlicher Abwitterung unmittelbar nebeneinander liegen, wechselt, soweit dies auf den bisher aufgedeckten zehn Bildflächen in Carschenna ersichtlich ist, dort das Abwitterungsverhältnis lediglich von Fels zu Fels. Ob es sich dabei um zeitlich verschiedene Eintragungen handelt, die dann freilich durch sehr lange Zeit hindurch motivisch gleichgeblieben sein müßten,oder — was wahrscheinlicher ist - um die verschieden starke Auswirkung von mechanisch-biologischen oder chemischen Vorgängen aus der aufliegenden Humus- und Vegetationsdecke, ist hier nicht zu unter suchen. Der Grad der Abwitterung reicht von noch völlig intakten Zeichnungen (z. B. Fels II) bis zu so aufgelösten Bildern (z. B. Fels IV), daß die einzelnen Motive nur mehr als schwarze Flecke oder Linienspuren zu erkennen sind. Wo sich in den weniger zerstörten Flächen das Liniengefüge der Bilder durch vorsichtiges Nachtasten rekonstruieren ließ, wurde es von den Bearbeitern in mühe- und verantwortungsvoller Arbeit durch Nachziehen mit Kreide zum rascheren Erfassen durch den ungeschulten Betrachter verdeutlicht - ein Verfahren, das bekanntlich von den Entdeckern und Bearbeitern der österreichischen Felsbilder vermieden wurde, um die Bilder für die weitere Forschung in dem Zustand ihrer Entdeckung zu erhalten und um einer nur allzu leicht vorgebrachten Verdächtigung einer Manipulation an den Bildern von Haus aus nachdrücklich begegnen zu können®. Wenn sich trotzdem an zahlreichen österreichischen Fundstellen Nachzeichnungen, znm Teil sogar erschreckend ungeschicktes Nachziehen der Konturen mit dem Taschenmesser, be obachten lassen, geht dies nicht zu Lasten der Bearbeiter, sondern auf das Konto diverser Besucher, darunter auch mancher „Auch-Wissenschafter", die sich solcherart die Bilder ® Daß auch bereits vor Entdeckung der Felsbilder von Carschenna Felsen mit Gravierungen bekannt waren, bestätigt für Graubünden der um die Urgeschichte und Volkskunde seiner Heimat hochverdiente Bischof Dr. Gh. Gaminada von Ghur, der in seinem berühmten Buch „Die verzauberten Täöer. Die urgeschicht lichen Kulte und Bräuche im alten Rätien. Freiburg i. B. 1962, 134 ff., eine Liste von Schalensteinen ver öffentlicht, die auch Gravierungen (Kreuze, Malzeichen, Fußabdrücke u. a.) enthalten. Für den Kanton Wallis verzeichnet die Schalen und Zeichensteine von Zermatt und Gol du Torrent S. Giedion,Ewige Gegen wart. Die Entstehung der Kunst. Köln 1962, 138,und A.Ohlmarks in „Die Tat",Zürich, 19. November 1966. Sie erscheinen aber alle erst durch die Funde von Carschenna in das Licht auswertender Forschung gerückt. 'Über die in Österreich angewandte Behandlung der Bilder siehe Burgstaller-Lauth, Felsgravierungen, 351.
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