OÖ. Heimatblätter 1968, 22. Jahrgang, Heft 1/2

Ferkelkümmerer",wofürerreiches Materialgesammelt,gesichtetundzumTeilschon bearbeitet hatte. Weiters beschäftigten ihn während der ganzen Zeit Forschungen über die besonders in Oberösterreich und hauptsächlich im oberösterreichischen „Landl" üblichen Sproßvokale (z. B. Peri für Berg, zwerich für quer, Galign für Galgen, Orawoaß für Arbeis [Erbse] etc.). Als man dann in der Wörterbuchkanzlei der Österr. Akad. d. Wiss. im Jahre 1962 nach teilweisem Abschluß der Vorarbeiten für das Österr.-Bayer. Mundartwörterbuch an die Abfassung der einzelnen Artikel schritt, war Dr. Roitinger eine tragende Säule am Bau dieses weitausgreifenden Werkes. Gestützt auf seine profunden Kenntnisse der ahd. und mhd. Sprache sowie der genauen Kenntnisse der österreichischen, namentlich aber der oberösterreichischen Mundarten, verbunden mit der ihm eigenen Begeisterung für die mundartkundliche Sprachwissenschaft, hat er auch die schwierigsten Worterscheinungen bewältigt, Wort- und Sprachzusammenhänge und -probleme erklärt oder doch glaubhaft zu machen gewußt. Einzelne seiner Wörterbuchartikel kann man geradezu kleine Aufsätze nennen. Da ist beispielsweise sein Artikel Acker,ackern,in dem der Sohn eines alten Bauern geschlechtes seine ganze Verbundenheit mit der Scholle zum Ausdruck bringt; viele der hier angeführten Belege sind nicht von Gewährsleuten erfragt oder berichtet worden, sie boten sich unserem Verfasser während der Arbeit aus seinem Inneren von selber an und wurden an geeigneter Stelle verwendet; man erkennt das schon an den vielen Zitaten aus dem oberösterreichischen Hausruck- und Innviertel. Auflandwirtschaftliches Gebiet bezieht sich u. a. auch der von ihm abgefaßte Artikel über die „Alte"(Ackerfurche), aus dem gleich falls der Hauch seiner oberösterreichischen Heimat weht. Auch aus dem Gebiet der länd lichen Krankheitsnamen hat er tiefgründige Artikel geschrieben (Afel, Antrax, Apostem). Übersichtlich aufgebaut und umfassend erscheinen seine Artikel all-, an, ander, alt, die er trotz der ihnen anhaftenden Trockenheit in jeder Hinsicht auszuschöpfen suchte. Bei dem schon aufsatzartigen Artikel Amt entpuppt er sich als Kenner verschiedener kirchlicher und gottesdienstlicher Einrichtungen und Gebräuche. Den Musiker zeigt sein Artikel Ari (Arie). Hervorzuheben sind noch seine Ausführungen über Arbeit und arbeiten, denen man gleichfalls das Attribut „Aufsatz" zuteilen kann. Wenn noch die in der 6. Lieferung des Wörterbuches (derzeit im Druck) erscheinenden Artikel Arm, arm, artig, ärtig angeführt werden, soll damit nicht gesagt sein, daß nur die vorangeführten Artikel der Feder Dr. Roi tingers entstammen. Von dem bisher insgesamt 350 Seiten (inkl. 6. Lieferung) umfassenden Artikeltext rühren gut 200 Seiten von dem unermüdlichen Bearbeiter Dr. Roitinger her. Während all dieser Arbeiten fand Roitinger immer noch Zeit, an der Ergänzung des GesamtWörterbuchmaterials zu arbeiten, er suchte seine privaten Aufsätze, an denen er in häus licher Ungestörtheit arbeitete, zu vervollständigen und auszufeilen und war seit seiner am 1. Jänner 1968 erfolgten Pensionierung mit verschiedenen Untersuchungen beschäftigt, von denen ihn besonders eine Arbeit über eine Syntax oberösterreichischer Mundarten in An spruch nahm, die er aber erst in einigen Jahren zu vollenden hoffte. Es sollte nicht dazu kommen. Vorzeitig hat der Tod seiner Hand die Feder entrissen.

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