ob er ein in kindlicher Form ausgeführter Nachfahre des alljährlichen feierlichen Aufmarsches der 1853 aufgelösten Bürgergarde an diesem Tage oder vielleicht ein letztes Erinnern an den einstigen, in der Johannisnacht vor Erwachsenen mit Donnerbüchsen ausgeführten, in der Josephinischen Zeit abgekommenen Brauch des „Johannisschießens" war, wissen wir nicht. Mit dem Sonnwendfeuer stand dieser Umzug meines Wissens in keinem Zusammenhang, ich hätte vor 30 Jahren, als ich diesen seltsamen Sonnwendschützenbrauch aufschrieb, bestimmt darüber etwas erfahren. Nikolaus und Nikolaushäuschen St. Nikolaus ist der von allen Kindern ersehnte heilige Bischof, der am Vorabend seines Festes zu ihnen kommt. Ein Rasseln mit der Kette und ein Klopfen an die Tür,und herein kommtim Bischofsgewand, die Infel auf dem Haupte und den Bischofstab in der Hand, der hl. Nikolaus mit langem weißem Barte, begleitet vom pelzigen, kettenrasselnden, gehörnten und rotzungigen, die Ruteschwingenden Krampus.(Infrüherer Zeit,vor dem ersten Weltkrieg,wurde derNikolaus auch noch von der Nikolausfrau und anderen Gestalten begleitet.) Zuerst befragt er die Eltern nach Vorzügen und Tugenden, aber auch nach Fehlern der anwesenden, ängstlich dareinschauenden Kinder,dann wendet ersich an diese.Erfragtsie um Gebete und Gesätzlein aus dem Katechismus und spendet Lob oder Tadel nach Verdienst. Dann geht er vor die Tür und kommt mit dem von der Mutter bereitgestellten Nikolaushäuschen wieder herein und stellt es auf den Tisch. (Dieses in St. Wolfgang-Markt heimische Nikolaus häuschen',,, das Niglohäusl", ist schon in den Sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nachweisbar.Aufeinem etwa 40cm großen quadratischen Brettl baut die Mutter aus Stäben, die an ihren Enden durch fahnchengeschmückte Äpfel zusammengehalten werden, das Gerüst eines Häuschens mit Zeltdach auf und umgibt und deckt es mit Zweigen des Buchs baumes. Das Häuschen füllt sie nun an mit Lebkuchen und allerlei sonstigen Süßigkeiten und stellt es für den Nikolaus bereit.) Aus einem Sack, den er von der Schulter nimmt, holt dann der Krampus,je nach der Anzahl der Kinder, noch allerlei Schleckereien hervor und legt sie, aber auch eine strafende Rute, neben das Häuschen. Mit einem Segenswunsche auf den Lippen verläßt der Nikolaus den Raum,gefolgt vom Krampus, der knurrend noch einmal mit seiner großen Rute zurückdroht. Auf den Straßen des Marktes aber geht es munter zu. Da ziehen rumorend und lärmend und in ihre Hörner blasend zehn und mehr mit rauhen Schafpelzen und rußigen Schürzen Vermummte umher, und wehe demjenigen, der diesen übermütigen Gesellen mit ihren berußten Händen nicht rechtzeitig aus dem Wege geht1 Im bäuerlichen Gebiete des St.-Wolfgang-Landes,im Untergäu, ist die Hölle los. Da laufen etwa zwanzig in Lammfell vermummte Gestalten, mit hohen Geweihen, Krickerln und Hörnern aufden wuchtigen Schädeln,von Hofzu Hof,von weitem schon hörbar am Lärmen, Brüllen und Schreien, am Gerassel der Ketten, am Anschlagen der großen Kuhglocken. 'Zur Verbreitung dieses Nikolaushäuschens in Oberösterreich siehe Karte 20 d, „Besondere Nikolaus geschenke" in „Atlas von Oberösterreich", herausgegeben vom Institut für Landeskunde von Ober österreich, Linz 1958, I. Lieferung.
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