OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

die Milchleistung auf der Höhe. Hat man früher das Vieh ein paar Tage auf einer Koppel weiden lassen, so ermöglichen heute Elektrozäune Portionsweiden für jede Mahlzeit. Die Milchleistung wird alle Monate von einem Probemelker kontrolliert, so daß der Bauer immer ein Leistungsbild zur Verfügung hat. Die gute und reichliche Ernährung des Viehs hat zur Folge, daß viel mehr Stalldünger anfallt als früher, und das kommt wiederum unseren Böden zugute, die wechselweise aber auch für Handelsdünger dankbar sind. Alle Milch wird an die Molkerei geliefert. Diese ständige Milchablieferung macht es not wendig, das Vieh das ganze Jahr beim Haus zu behalten, und so wird auf die Alm nur das Jungvieh, das Galtvieh, getrieben und dazu ein oder zwei Kühe, die die Schwaigerin mit der täglichen Milch versorgen. Früher erzeugten die Schwaigerinnen aus der Magermilch den Schottenkäse.Heute müssen die Hausleuteim Winter aufdie gute Schottsuppe verzichten. Unsere Bäuerinnen haben auch keinen Rahm, Topfen und nur selten mehr eigene Butter im Haus. Und die jungen Bäuerinnen lernen und üben auch nicht mehr, wie man diese Dinge macht. Aber sie lernen dafür das Wursten, Einrexen, Süßmost erzeugen usw. Die Kost: Es ist hier ein Wort zur heutigen Bauernkost und zum Trunk zu sagen: Reine Fleischkost hat es noch vor dreißig Jahren nur an Sonntagen gegeben; während der Woche gab es nur sogenannte saure Mehlspeisen (z. B.Fleischknödeln), „Nudeln" (z. B.Dampf nudeln) und Säuerlinge, die im Rohr mit Fett oder Rahm herausgebacken wurden. Heute gibtes während der Woche und sogarzurJausenzeit Fleisch,Wurst oder Käse,den die Bauern von der Molkerei an Geldes Statt für gelieferte Milch nehmen müssen. Dadurch verlieren die Hauptmahlzeiten, besonders das Abendessen, an Bedeutung. Zur eigenen Fleischver sorgung werden Schweine und auch Schafe gehalten. Schweinsschädel und Schaffleisch gemischt, geben ein gutes Wurstbrat. Der Trunk: Als Haustrunk gilt immer noch der Most. Aber er wird nicht mehr so geschätzt wie früher. Das Bier schmeckt besser, und für feierliche Gelegenheiten stehen ein paar Fla schen Wein im Keller bereit. Frauen und Kinder trinken zur Arbeit selbsterzeugten Süßmost oder Ribiselwasser, und manchmal zieht der Bauer selbst das süße Getränk dem sauren vor. Es wird immer noch Schnaps erzeugt und Obst gedörrt. Dies geschieht meistens in elektri schen Dörrgeräten, lieber aber im alten Dörrofen, wenn noch einer vorhanden ist. Die Bekleidung: So viele Schafe wie früher werden nicht mehr gehalten. Die Bauern geben die Wolle zum Spinnen aus dem Haus oder vertauschen sie in Spinnereien, hauptsächlich in der Steiermark, gegen Fabrikswolle. Es gibt einen Bauern, der intensive Schafzucht betreibt. Er hält friesische Milchschafe, erzeugt Schafkäse und verkauft die Schafwolle. Er hat sich selbst nach französischem Muster einen Melkstand gebaut, in dem er die Schafe mit der Melkmaschine melkt. Von den einstmals vielen Lodenstampfen ist der letzte, der Stanglmüllerstampf, im Jahre 1957 ins Landesmuseum gewandert. Der Seebachweber befaßt sich als einziger noch mit dem Weben, aber nicht von Leinwand, sondern von Fleckerlteppichen. Flachs wird nicht mehr gebaut. Die ganze Arbeit des Haarröstens und Brecheins in Haarstuben hat aufgehört. Der Bauer oder die Bäuerin, wenn sie heute Stoff einkaufen, lehnen Leinen und Loden ab. Sie haben sie so lange am Leib getragen, daß sie heute davon nichts mehr wissen wollen. Auch zu Tischtüchern und Vorhängen ist Leinen nicht erwünscht. Unter den Farben wird Rot und Grün bevorzugt, Blau gemieden. Die Tracht: Ein Besuch an einem Sonntag auf unserem Kirchenplatz zeigt, daß die älteren Männer noch ihren schon etwas übertragenen graugrünen Lodenanzug tragen, neu sich

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