OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

schließlich doch, der Mensch wäre wohl noch stärker. Den wollte Meister Isegrim nun unbedingt kennenlernen, und so versteckten sich beide Tiere denn neben einer Waldstraße. Zuerst schleppte sich ein altes Weib mit dem mühsam im Walde geklaubten Holz vorüber. „Das war einmal ein Mensch" sagte der Fuchs. Dann trippelte ein Kind mit dem Schulpack auf dem Rücken des Weges. „Das wird einmal ein Mensch" meinte der Fuchs. Endlich kam der Förster mit dem Gewehr auf der Schulter gegangen. „Das ist ein Mensch" flüsterte der Fuchs und drückte sich schleunigst. Am nächsten Morgen traf er wieder mit dem nun jämmerlich hinkenden Wolf zusammen. „Oh, wie ist es dir denn mit dem Menschen ergangen?" fragte er heuchlerisch. „Schlecht, recht schlecht!" seufzte der Wolf. „Der Mensch nahm seinen Stock vom Rücken herunter und zeigte damit auf mich. Dann hustete er so laut und stark hinein, daß es mir jetzt noch wie Feuer im Pelz brennt. Mit dem Menschen will ich fortan nichts mehr zu tun haben!" „Siehst du", versetzte der Fuchs, „das nächste Mal glaube mir lieber gleich!" 14 KOGLERAU Die Vogelfänger auf der Koglerau Zwei Linzer Nagelschmiedlehrlinge machten sich in aller Herrgottsfrüh an einem Sonntag auf, um droben auf der Koglerau Vögelzu fangen.In ihrem jugendlichen Jagdeifer vergaßen sie ganz, den sonntäglichen Gottesdienst zu besuchen. Trotz eifrigem Bemühen ging ihnen aber diesmal kein einziger Vogel auf den Leim. Todmüde, verdrossen und hungrig traten sie gegen Abend schimpfend und fluchend den Heimweg an. Als es bereits dunkelte, hörten sie auf einmal hinter sich Tritte wie von Holzschuhen. Sie fürchteten sich und fingen zu laufen an. Aber die geheimnisvollen Tritte blieben immer hart hinter ihnen, ja sie verwandelten sich gar in Hufschläge, unter deren Eisen Funken sprühten. Da brach der eine Lehrling vor Schrecken zusammen, der andere rannte davon, so schnell ihn nur die Beine trugen. Als er nach einer Weile innehielt, um nach dem Ka meraden zu sehen, kam ihm dieser ganz erschöpft und verstört entgegen. Er hatte ein Tier gesehen von der Größe eines Kalbes mit grimmigen Riesenaugen,zottigem Haar und aufge sperrtem Rachen. Der Leib war wie Feuer. 19, 285/398 Wie der Name Ottensheim aufkam Ottenshemi, der freundliche Markt an der Donau oberhalb von Linz, hieß ursprünglich Mitterau. Erst im 13.Jahrhundert kam der Name Ottensheim auf. Den sagenhaften Grund dieses Namenwechsels hält eine im Jahre 1682 am Hause Nr. 107,dem sogenannten Prinzen hause, angebrachte Inschrift fest. Dort, am unteren Platze, ist ein farbiges Bildwerk an der Außenwand des genannten Hauses zu sehen, das ein neugeborenes Kind unter einem Bal dachin zeigt. Die Anfangszeilen der Inschrift darunter lauten; Anno 1208 ten Jahr Da Ottensheim noch nicht genannth war Ist Kaiser Otto auserkohrn Allhier in diesem Haus gebohrn. Dazu weiß die Überlieferung ergänzend zu berichten: Als eine kaiserliche Prinzessin einst auf der Donau nach Wien fuhr, wurde sie oberhalb des Ortes Mitterau von Geburtswehen überrascht. Schnell ans Land gebracht und in dem genannten Schißmeisterhause aufs freundhchste aufgenommen, schenkte sie daselbst einem gesunden Knaben das Leben.

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