gerettet. Aus Anerkennung fiiir diese wackere Tat erfüllte der Herr Landeshauptmann den Herzenswunsch des Burschen und gab ihn zum Jäger in Kürnberg in die Lehre. Als nun Graf Lamberg einmal im kaiserlichen Revier des Kürnbergerwaldes jagte, machte er im Försterhaus ein Mittagsschläflein. Dabei verschwand sein wertvollster und liebster Ring. Die Schuld kam auf den Jägerburschen, der nachweisbar allein das Zimmer,in dem der gestrenge Herr schlief, betreten hatte. All seine Unschuldsbeteuerungen und Schuldlosigkeitsschwüre nützten dem armen Kerl nichts; nach kurzem Prozeß wurde er zum Tod durch den Galgen verurteilt. Als nun der Baum für das Galgenholz gefallt wurde, fiel der Ring aus einem Dohlennest im Wipfel heraus. Damit ergab sich in letzter Stunde die Un schuld des Jägerburschen. 19 433/449; 63 Der Schatzfelsen im Kürnbergerwald Am Morgen des Karfreitages machte sich ein armes Weib aus Linz mit ihrem kleinen Kind auf in den Kürnbergerwald, um Fallholz zu sammeln. Zur Stunde, da in den Kirchen die Leidensgeschichte des Herrn nach dem Evangelisten Matthäus verlesen wurde, kam sie zu einem Felsen und sah darin ein Tor weit offen. Neugierig ging sie hinein und stand in einer mit Gold und Schätzen gefüllten Höhle. Rasch setzte sie ihr Kind auf den Boden, füllte ihren Reisigsack mit Edelmetall und Edelsteinen und schleppte ihn hinaus. Als sie aber umkehrte, um ihr Kind zu holen, da war die Lesung der Passion beendet und das Felsentor verschwunden. Die verzweifelte Mutter wagte es nicht, auch nur ein Stück ihres Schatzes zu veräußern und wartete sehnsüchtig auf den Schmerzensfreitag des kommenden Jahres. Da stand sie schon in aller Herrgottsfrühe vor dem Felsen im Kürnberg. Pünktlich mit dem Beginn der Passion tat sich auch richtig wieder das Tor auf; die Frau trug alles, was sie einst genommen, wieder in die Höhle zurück und fand dort wirklich auch ihr Kind wieder. Es saß gesund und frisch auf dem Boden und streckte der Mutter jauchzend die Ärmchen entgegen. Eine schöne weiße Frau - wohl Maria, die Gottesmutter - hatte sich liebevoll seiner angenommen, mit ihm gespielt, es gepflegt und verpflegt. Glückstrahlend eilte die Mutter mit ihrem Lieb ling hinaus ins Freie. Auf den Schatz vergaß sie völlig, denn einer richtigen Mutter ist ihr Kind lieber als alles Gold und Gut der Welt. 14 Der Weinkeller in der Kürnbergburg Ein Bürger von Ottensheim kam auf seinem Gang durch den Kürnbergerwald vom Wege ab und stand plötzlich in der Ruine der alten Burg Kürnberg. Neugierig wanderte er in dem verfallenen Gemäuer herum und sah den Eingang zu einem Keller offen. Er stieg die Stufen hinab und befand sich in einem großen Weinlager. An einem Fasse steckte noch der Hahn und ein Krug stand darunter. Da konnte es sich der Mann nicht versagen, den Wein zu kosten, und fand ihn vorzüglich. Als er, wie es einem treubesorgten Familienvater geziemt, den Krug für die Seinen gefüllt hatte und eben den Keller verlassen wollte, versperrten ihm auf den Stufen drei ehrwürdige Greise den Weg. In altertümliche Gewänder gehüllt, blickten sie den Ottensheimer ernst und würdevoll an. In seiner Angst nahm der seine Zu flucht zum Bitten und Beten. Da blickten die Herren freundlicher und erlaubten dem Ein dringling schließlich sogar, für sich und seine Familie Wein zu holen, so oft und so viel er wolle; nahmen ihm aber gleichzeitig das Gelöbnis ab, niemandem etwas über die Herkunft des Weines zu sagen. Wirklich fand der glückliche Ottensheimer fortan beijedem Besuch in der Ruine die Kellertür
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