OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

ist schöner als das andere. Im letzten schläft eine wunderschöne Frau in einem blütenweißen Bett. Fritz denkt: „Im schwarzen und roten Bett habe ich schon geschlafen, so leg ich mich nun in das weiße!" Als er wieder auf die Uhr sieht, ist es dreiviertel zwölf. Rasch steht er auf, nimmt einen der beiden goldenen Pantoffel unter dem Bett der Schlafenden und die Hälfte des roten Seidentuches mit ihrem Namen an sich, schreibt den eigenen Namen auf ein Blatt Pergament, das aufdem Tischchen liegt, und verläßt eilig Haus wie Garten. Hinter ihm schlägt die eiserne Pforte knallend zu, das entsetzliche Wehklagen beginnt von neuem. Das Pferd wartet schon neben der Steinbank auf seinen Reiter, Fritz schwingt sich hinauf und sprengt davon. Abends trifft er vor dem Haus des roten Hundes ein, der ihn hocherfreut begrüßt. Beim Abschied am nächsten Morgen warnt er den Scheidenden:„Da,nimm das Pferd des schwar zen Hundes und reite zu ihm zurück; er wird es dir gegen das deine austauschen, dich aber nicht mehr aufnehmen. Hier hast du Fleisch genug für die Heimreise, kaufe dir ja nichts, vor allem kein Galgenfleisch, sonst wirst du selber gehenkt. Solltest du aber einmal in Not und Gefahr kommen, dann denke laut: ,Wenn nur der rote Hund bei mir wäre!'Vergiß es nicht!" Fritz bedanktsich herzlich,reitetzu und kommtabends vor das Haus desschwarzen Hundes. Der tauscht zwar die Pferde, weigert aber die Herberge. So reitet Fritz gleich weiter, den ganzen Tag hindurch, und langt spät abends bei jenem Wirte an, der ihn das erstemal beherbergte. Der Wirt nimmt ihn wieder freundlich auf, plaudert mit ihm auch über dies und das. Dabei erfahrt Fritz, daß seine beiden Brüder in Schuldhaft sitzen. Am Morgen löst er sie durch je 200 Gulden aus, ohne zu ahnen, daß er mit diesen beiden Galgenvögeln jenes Galgenfleisch kauft, vor dem ihn der rote Hund so dringend warnte. Dann machen sich die drei auf den Heimweg. Fritz reitet langsam voraus, die Brüder folgen ihm zu Fuß nach. Erbittert über das eigene Versagen und neidisch auf das Glück des Jüngsten, fallen sie über ihn her, rauben ihm Kraut und Wasser und werfen ihn in einen tiefen Brunnen. Daheim angekommen, übergeben die beiden Schurken das wunderwirkende Kraut und lebenspendende Wasser dem überglücklichen Vater, begründen ihre lange Abwesenheit mit der Weite des Weges und verleumden den jüngsten Bruder, er werde mit Giftkraut und Giftsaft, wenn überhaupt, kommen, um seinen Vater zu töten. In seinem Grimm tat der alte König den Schwur, Fritz sogleich bei seinem Eintreffen in die Löwengrube werfen zu lassen. Der arme Fritz seufzte in der Tiefe des Brunnenschachtes: „Ach, wenn doch nur der rote Hund bei mir wäre!" Da saß der Genannte auch richtig schon neben ihm. „Ach, wenn der rote Hund mir doch heraushelfen wollte!" flüsterte er weiter. Da stand er auch schon wieder oben neben dem Brunnen. Eilig machte er sich auf den Weg in das väterliche Schloß. Dort aber wurde er sofort ergriffen und den hungrigen Löwen zum Fraß vorgeworfen. „Ach", jammerte der Arme,„wenn nur der rote Hund bei mir wäre!" Da tauchte der auch schon neben ihm auf und die Löwen kauerten sich friedlich zu seinen Füßen nieder. So vergingen sieben lange und bange Jahre. Da machte sich die schöne Frau aus dem höl lischen Garten auf, um den Prinzen zu suchen,der Vater ihres Sohnes war. Vor dem Königs schloß hielt sie an und sandte einen Boten hinein: „Der Prinz Fritz soll herauskommen!" Da gab sich Johann für den Bruder aus. Die Fürstin befragte ihn über den höllischen Garten und erkannte bald, daß er nie dort gewesen. Ebenso erging es dem zweiten Bruder Josef, als dieser sein Glück bei ihr versuchte. Nun drohte die zweimal Getäuschte, das Schloß

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