OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

ein und verlor dabei seine gesamte Barschaft und das Roß dazu. Er konnte nicht einmal mehr seine Zeche bezahlen und mußte daher 10 Jahre beim Wirt in Schuldhaft bleiben. Löste ihn während dieser Zeit niemand aus, so wurde er gehangen. Als Johann nach Jahr und Tag immer noch nichts von sich hören ließ, machte sich Josef, der zweite Königssohn, auf nach dem höllischen Garten. Es erging ihm aber nicht besser als seinem Bruder. Auch er ließ sich zum Spiel verleiten, verlor alles und geriet in gleiche Schuldhaft. Als auch der zweite Sohn verschollen blieb, sandte der König Fritz, seinen dritten und jüngsten Sohn, aus und meinte beim Abschied: „Wenn du schon nicht in den höllischen Garten kommst, so kannst du doch vielleicht über deine Brüder etwas erfahren." Fritz reitet also los und gelangt am späten Abend zu dem einsamen Wirtshaus. Dort wird er freundlich aufgenommen, verpflegt und beherbergt und schließlich gefragt, ob er nicht ein Spielchen wagen wolle. Fritz aber lehnt dankend ab und erbittet sich ein gutes Buch. In diesem liest er noch etliche alte Geschichten und schläft dann ein. Am nächsten Morgen bezahlt er seine Zeche und reitet weiter, wieder einen ganzen Tag durch bis in die finstere Nacht. Endlich kommt er zu einem einsamen Häuschen. Dort klopft er an und bittet um Nachtquartier. Ein riesiger schwarzer Hund macht auf, versorgt sein Pferd, tischt ihm ein Abendbrot auf und plaudert mit ihm über Woher und Wohin des Weges. Schließlich führt der seltsame Gastgeber Fritz hinauf in das Zimmer. Dort stehen drei Betten: ein schwarzes, ein rotes, ein weißes. Fritz denkt: „Daheim liege ich immer in einem weißen Bett; nun gut, so will ich es einmal mit einem schwarzen versuchen!" Der schwarze Hund meint: „Das ist zwar mein Bett, aber macht nichts, legen wir uns halt zusammen!" Am nächsten Morgen sagt er zu Fritz: „Mit diesem deinem Roß kommst du nie und nimmer in den höllischen Garten; ich will dir mein Pferd leihen, das laß laufen, wie es will!" Fritz bezahlt seine Zeche, tauscht das Pferd, bedankt sich höflich und reitet wieder einen ganzen Tag und eine halbe Nacht. Dann hält er endlich abermals vor einem kleinen, einsamen Haus. Dort öffnet ihm ein riesiger roter Hund, versorgt das Pferd, tischt ihm ein Abendbrot auf und plaudert mit ihm über Woher und Wohin des Weges. Schließlich führt der seltsame Gastgeber Fritz hinauf in das Zimmer. Dort stehen wieder drei Betten: ein schwarzes, ein rotes, ein weißes. Fritz wählt diesmal das rote. Der Hund sagt: „Das ist zwar mein Bett, aber macht nichts, legen wir uns halt zusammen!" Bei Tagesanbruch sagt der rote Hund zu Fritz:„Mit diesem Roß kommst du nie und nimmer in den höllischen Garten. Ich will dir mein Pferd leihen, das laß nur laufen, wie es will, dann bist du um dreiviertel 11 Uhr am Eingang des höllischen Gartens. Dort ist eine eiserne Tür und daneben eine steinerne Bank. Du steigst ab, setzest dich auf die Bank und läßt das Pferd frei laufen. Es wird schon zur rechten Zeit wieder bei dir sein. Im Garten hörst du entsetzliches Jammern und Schreien. Fürchte dich aber nicht, sondern warte ruhig, bis es 11 Uhr schlägt. Dann springt das Tor auf, das Wehklagen verstummt, du gehst in den Garten hinein, holst Wunderkraut und Lebenswasser und siehst zu, daß du vor 12 Uhr wieder den Garten verläßt! Mit dem ersten Schlag der Mittagsglocke schlägt die eiserne Tür zu, und wer dann noch im Garten ist, bleibt ewig darin gefangen." Fritz bedankt sich, begleicht seine Rechnung, tauscht das Pferd und reitet los. Es geschieht alles, wie der rote Hund es vorausgesagt. Schlag 11 Uhr springt das Tor auf, das Wehgeheul bricht ab, Fritz geht in den Garten, pflückt das Wunderkraut, schöpft das Lebenswasser. Da die Uhr erst ein Viertel über 11 zeigt, sieht er sich im Garten um und erblickt in dessen Mitte ein prachtvolles Schloß. Neugierig tritt er ein und wandelt durch die Zimmer, eines

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2