da erschien die Verstorbene wiederum. Aufden Rat des geistlichen Herrn sprach die Witwe die Erscheinung an.Die arme Seele bat nun inständig,die Frau möge mit nüchternem Magen eine Wallfahrt auf den Pöstlingberg machen, dort für sie zwei Messen lesen lassen und ein Gebet verrichten. Geld genug sei hinter dem Hause vergraben; was davon nach Bezahlung der Messen noch übrig bliebe, gehöre der Wallfahrerin. Die Witwe erfüllte getreulich das Verlangen der Verstorbenen. Diese erschien ihr darauf, gekleidet in strahlend weißes Gewand, und bedankte sich rührend für ihre Erlösung. Ein halbes Jahr später starb die Witwe. 19, 114/203 GROSS-LINZ Legende vom heiligen Florian Als im vierten Jahrhundert nach unseres Herrn Geburt die römischen Kaiser Diocletian und Maximilian die Christen grausam verfolgten, suchte auch der römische Statthalter von Noricum Aquilinus die neue Lehre in seinem Bereich zu unterdrücken. Florianus, geboren zu Zeiselmauer im heutigen Niederösterreich, ein hoher kaiserlicher Offizier, hörte von den Leiden, die 40 christliche Soldaten in Laureacum, dem heutigen Lorch bei Enns, zu erdulden hatten. Er eilte zu ihnen und stärkte sie, da er selber Christ war,im Glauben. Nun kehrte sich der Grimm des Statthalters auch gegen Florian. Der lieferte sich freiwillig seinen Häschern aus und sprach mutig:„Was sucht ihr lange herum? Ich bin Christ! Gehet und saget es dem Statthalterl" Da Florian sich standhaft weigerte, den Göttern Roms zu opfern, wurde er bis auf das Blut gegeißelt, dann mit Prügeln geschlagen und ihm dabei das rechte Bein gebrochen. Unter all diesen Martern hörte Florian nicht auf, den Heiland zu preisen und ihm zu danken, daß er für den Glauben leiden dürfe. Aquilinus ließ ihn nun durch glühende Zangen zer fleischen und durch Fackeln am ganzen Körper brennen. Florian aber rief nur immer: „Mein Jesus, mein Gott!" Schließlich befahl der Statthalter, dem unentwegt sich Weigernden einen Mühlstein um den Hals zu hängen und ihn dann von der Ennsbrücke in den Fluß zu stürzen. Der Henkersknecht, welcher diesen Auftrag ausführte, neigte sich, nachdem er dem Märtyrer den letzten Stoß versetzt hatte, lachend über das Brückengeländer, um zu sehen, wie der Hauptmann elend ertrank. Aber plötzlich fielen ihm dabei beide Augäpfel aus den Höhlen hinab in den Fluß und er blieb fortan blind sein Leben lang. All dies geschah im Jahre 303 oder 304 nach unseres Herrn Geburt. Florians Leichnam war, von einem Lichterschein umstrahlt, aus den Wellen der Enns sogleich wieder aufgetaucht und von der Strömung auf einen aus dem Wasser ragenden Stein getragen worden. Ein gewaltiger Adler flog herbei und beschützte fortan den Toten vor weiterer Entehrung wie Versehrung. In der Folgenacht erschien Florian einer frommen Frau namens Valeria im Traume und trug ihr auf,seinen Leib würdig zu bestatten. Valeria suchte den Leichnam, fand ihn, da er durch hellstrahlende Lichter gekennzeichnet war, ließ ihn aufeinen Wagen setzen und diesen mit weißen Rindern bespannen. Um die richtige Ruhestätte des Heiligen zu erforschen, gab man den Tieren freien Lauf. Sie zogen ihr Ge fährt in der Richtung des heutigen Marktes St. Florian fort. Schließlich überfiel die brave Bespannung quälender Durst, sie drohte zu verschmachten. Da entsprang neben dem Weg eine frische Quelle, und die Fahrt konnte nach ausgiebiger Tränke weitergehen. Noch zweimal wiederholte sich dasselbe Quellenwunder: Vor den
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