OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

aufden Pöstlingberg unternehmen und eine Messe vor dem Marienaltar der Kapuzinerkirche in Urfahr lesen lassen. Würde sie dadurch von den Qualen des Fegefeuers erlöst, so werde sie ein deutliches Zeichen geben. Am Ende der Messe erschien die weiße Frau auch wirklich neben dem Marienaltare, ging durch das Speisgitter auf Rosina zu und drückte die zwei Finger nach dem Daumen ihrer rechten Hand in das vor dem Mädchen liegende Tuch. Die Fingerabdrücke verblieben dort als deutliche Brandmale. Die Erscheinung ward nie mehr gesehen. 68 E la/222 Der schwarze Hase An das alte Rauchbauernhäusl, Heilham Nr. 4, das, bereits halb verfallen, schließlich durch Blitzschlag niederbrannte, erinnert noch die Geschichte vom schwarzen Hasen. Im Herbst wurde dort einmal gedroschen. Bauer und Bäuerin, Knecht und Dirn vertrieben sich in den Ruhepausen der schweren Arbeit die Zeit mit allerlei Scherzen. Ein Nachbar knecht, der mithalfund als Spaßmacher bekannt war,sagte zur Dirn:„Ich wette mitjedem, daß man sich auch an einem Strohhalm aufhängen kann!" „Aber der reißt doch gleich ab", meinte die Magd. „Nein, der reißt nicht ab", behauptete der Knecht, „mein Ähnl hat mir das oft genug gesagt." „Nun,so probier's halt einmall" versetzte die neugierige Evastochter. „Gut, ich versuch's! erwiderte der kecke Bursch. „Ihr müßt mich aber wirklich gleich ab schneiden, wenn ich keine Luft bekomme!" Das versprach man auch hoch und heilig. Nun suchte sich der Leichtsinnige einen besonders langen und festen Strohhalm und knüpfte sich wirklich daran an einem Balken auf. Im gleichen Augenblick rannte ein kohlraben schwarzer Hase mit glühend roten Augen durch die Tenne. Bauer, Bäuerin, Knecht und Dirn rannten ihm nach und suchten ihn zu haschen. An den Knecht dachte niemand. Als sie endlich, erschöpft und erfolglos, in die Scheune zurückkehrten, hing der Knecht tot am Strohhalm. Der schwarze Hase aber war niemand anderer als der Leibhaftige gewesen, der sich den Frevler holte. 56, 7 Dieselbe Sage wird auch aus Kleinmünchen überliefert. 19, 304/527 Der Wassergeist von Heilham Das einstige Fischerhaus und spätere Rauchbauerngut Heilham Nr. 4 lag früher an der Donau und war lange Jahre im Besitze des Fischers und Schiffmannes Anton Schlecht. Der begegnete öfters dem „Rauhmann", wie der Donaugeist in Heilham genannt wurde. Bei einer solchen Gelegenheit bat der Wassermann den Fischer einmal, ihm einige soeben gefangene Fische wieder ins Wasser zu werfen. Schlecht willfahrte sofort dem Ersuchen. Dafür sollte sich Rauhmann in seltsamer Art erkenntlich zeigen. Wenn im Frühjahr die letzten Eisschollen, genannt „Boarische Krapfen", den Strom hinab geschwommen waren, dann zog der Schiffmann Schlecht mit einem Gegenzug die Donau stromauf und mit der Naufahrt wieder hinab den Sommer lang und kehrte meist erst im Herbst in sein Heilhamer Haus zurück. Durch einen bösen Traum geängstigt, beschwor ihn einmal im Frühjahr sein Eheweib, doch dieses Jahr daheim zu bleiben. „Hab nur keine Angst, Weib!", lachte der Schiffmann, „ich komme bestimmt wieder, tot oder lebendig!". Dann brach er auf. Einige Wochen später traf ihn beim Ausspannen der Zugpferde ein schnellendes Seil so unglücklich, daß er in den Strom stürzte und ertrank. Seltsamerweise trugen ihn die Wellen neben seinem eigenen Garten ans Ufer. So konnte er ein christliches Begräbnis erhalten. Allgemein nahm man an, daß der Wassergeist Rauhmann sich auf diese Weise für die Erfüllung seiner einstigen Bitte erkenntlich zeigte. 56, 7

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