Sooftsich der Kaiser in Linz zeigte-und er besah sich alles genau und gründlich sammelten sich allzeit die Linzer in Scharen um ihn. Josef war darüber indes alles eher als erfreut. Er musterte die Umstehenden mit wenig freundlichen Blicken und fragte schließlich: „Ja, ist denn heute ein Feiertag?" Als man dies verneinen mußte, versetzte er barsch: „So möge man doch arbeiten!", ließ sich aber wesentlich milder stimmen durch die Aufklärung, für die Linzer sei eben die Anwesenheit ihres geliebten Monarchen allzeit ein Feier- und Freu dentag. 30; 61, 241 Auch die Staatsbuchhaltung beglückte Josef II. mit einem ausgiebigen Besuche. Er erkun digte sich eingehend über die laufenden Arbeiten und fragte schließlich, ob es keine Rück stände in der Gebarung gäbe. Mit roten Köpfen gestanden die verlegenen Beamten, daß dies wohl der Fall sei. Der Kaiser aber bemerkte trocken: „Buchhaltungen müssen immer Rückstände haben, sonst hörte sich doch ihre Arbeit auf." 61 241 Im Linzer Dom war der Kaiser zum Besuch der Messe angesagt. Ein kunstvoller Betstuhl, mit weichen Kissen bedeckt und auf kostbare Teppiche gestellt, wurde für den Monarchen einsam vor dem Chorgestühl bereitgestellt. Als der Kaiser eintraf, räumte er ihn eigenhändig zur Seite, setzte sich mitten unter die übrigen Andächtigen aufdie Holzbank und begründete dieses Verhalten mit den Worten: „Vor Gott sind alle Menschen gleich!" 61 241 Als auf Befehl des Kaisers auch Oberösterreich genau vermessen und zur Anlage des Josefi nischen Katasters beschrieben wurde, da sagten die Leute heftige Unwetter voraus, weil man der guten Erde keine Ruhe lasse und ihren Frieden störe. In Linz traten damals eine Reihe von schweren Gewittern auf, die der Volksmund als Strafen des Himmels für den freventlichen Eingriffin das gottgewollte Naturgeschehen erklärte. 19 22/20 Im Hühnersteig Im Osten der Stadt Linz trägt eine Straße nach der Bezeichnung einer alten Flur den nicht alltäglichen Namen „Im Hühnersteig". Der Volksmund erklärt diese Bezeichnung folgender maßen: Die großen Hochwässer der Donau, deren es in jedem Jahrhundert mehrere gab, reichten mit ihren Fluten einst im Norden und Osten von Linz bis an die Stadtmauern heran. Eine dieser Überschwemmungen ließ nun in einer Untiefe eine Hühnersteige zurück, in der sich noch quicklebendige Tiere befanden. Die Gegend der Fundstelle erhielt nach dieser erstaun lichen Tatsache den Namen „Im Hühnersteig". 46, 206/477 URFAHR Pater Walter In der „Linzer Reimchronik", einer alten, im Stadtarchiv Linz verwalteten Handschrift, steht zu lesen: Als man zählt hernach 1245 Jahr, Die Donau ausgetrocknet war. Dann ein Mönch, Walter genannt. In der Stadt jedermann bekannt, Ist trocken darüber gegangen. Eh man die Brucken hat angefangen. Welcher auch starb in diesem Jahr Und zugleich allda begraben war. 68 E la/965
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