den Handwerksleuten die Augen verbinden und geleitete sie selber an Ort und Stelle;führte sie ebenso auch wieder zurück. Die Maurer wußten also nicht, wo sie den Klosterschatz verbargen. Nach vielen Jahren weilte der Herr Prälat wieder einmal in Linz. Da erkrankte er schwer und fühlte sein Ende nahen. Er befahl, ihm eilig jene Handwerker zu holen, die einst den Stiftsschatz eingemauert hatten. Er wollte ihnen nun die Stelle bekanntgeben, damit das Vermögen des Hauses gehoben werden könne. Man beeilte sich, die Maurer stellig zu machen; der Kirchenfürst verschied aber noch vor ihrer Ankunft. So blieb der Schatz bis heute verschollen. 8,136;19,406/286 Der Schatz in der Geißbergwand Zu einem Bauern am Fuße des Geißberges bei Salzburg kam mehrere Jahre hintereinander ein alter Mann mit einem Buckelkorb und einer Haselgerte. Der Bauer beherbergte den Fremden stets gastlich, nahm dafür nichts an und fragte auch nicht nach woher und wohin. Einmal kam nun der Salzburger Bauersmann nach Linz. In einer langen Straße bedeutete ihm dort ein feiner Herr aus dem Fenster eines stattlichen Hauses, er möge doch herauf kommen. Neugierig leistete das Bäuerlein der unvermuteten Einladung Folge und wurde vom Inhaber einer schönen Wohnung im ersten Stock herzlich willkommen geheißen. Der Bauer erkannte den Linzer erst, als dieser, mit Buckelkorb und Haselgerte ausgestattet, als alter Mann aus dem Nebenzimmer trat. Der einstige Gast bewirtete nun seinerseits den Geladenen aufs beste und gab ihm schließlich den Rat:„Wenn du wieder daheim bist, dann geh zur großen Geißbergwand hinauf,schlage dort mit dieser Haselgerte auf den Felsen; er wird sich öffnen und reiehe Schätze freigeben. Du darfst davon nehmen, soviel du nur zu tragen vermagst!" Heimgekehrt, konnte der Bauer es kaum erwarten, sein Glück zu versuchen. Er tat, wie ihm geheißen, kam auch wirklich in die Schatzhöhle und füllte sich alle Taschen mit Gold und Edelsteinen. Hinter ihm schloß sich lautlos wieder der Fels. Nun lebte der glückliche Schatzheber in Saus und Braus dahin, bis alles verjubelt war. Dann fuhr er gleich mit einem Leiterwagen zur Geiß bergwand hinauf. Die verdorrte Haselrute blieb aber diesmal ohne jede Wirkung, und auch in Linz konnte der Enttäuschte trotz eifrigem Suchen weder Straße noch Haus seines Wohltäters mehr ausmachen. 19, 80/124 Josef II. in Linz Wenn Josef II. Linz besuchte, dann wohnte er nicht mehr, wie noch seine Mutter Maria Theresia, im kaiserlichen Schloß, sondern in der schlichten Handwerkerherberge „Zur weißen Gans" — heute „Bayrischer Hof" — am Hofberg. Eine Tafel an der Schauseite des alten Hauses und ein Bild in dem einfachen Zimmer, wo der Kaiser schlief, erinnern daran. 30; 61, 241 Hausknecht des Gasthofes war damals ein kleiner, verwachsener Bauernbursch, der sich aber ganz trefflich auf das Kutschieren verstand und daher den Kaiser in der Wirtskalesche in Linz herumfahren durfte. Er besorgte dies auch in solcher Zufriedenheit des hohen Fahrgastes, daß dieser ihm eines Tages einen Wunsch freistellte. Da brachte der Hansel treuherzig seine inständige Bitte vor, nicht zum Militär einrücken zu müssen. Der ansonsten sehr ernste Kaiser lachte laut auf ob dieser einfaltigen Bitte des völlig zum Wehrdienst untauglichen Krüppels und sagte: „Das sei dir gerne gewährt. Zum Dank aber für dein gutes Rosselenken und zur Erinnerung an mich nimm noch diese Andenken mit meinem Bilde." Damit reichte er dem Überglücklichen 12 funkelnde Golddukaten. 61, 241
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