OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

keine Grenzen; er bevorzugte die nächste Umgebung des neuen Gotteshauses für seine Streiche. Besonders auf die Klosterfrauen hatte er es abgesehen. Die erschreckte er unter mancherlei Gestalten und jagte sie mit Vorliebe um den Dom heriun. Auf einem Stein des Gehsteiges an der Nordseite des Alten Domes ist noch heute ein eingemeißeltes Kreuz zu sehen. Das ließen die Patres anbringen, um den Bösen zu bannen. Einst schlich der Teufel wieder einmal um den Ignatiusdom, um sich nach neuen Opfern tunzusehen. Dabei kam ihm unversehens eine heiligenmäßige Klosterfrau in den Weg.Eihg flüchtete er, um ihr auszuweichen, und sprang in das nächste Tor. Das war aber das Seitentor der Ignatiuskirche. So floh er denn noch schneller wieder aus dem Gotteshaus hinaus, als er hineingekommen war. Das verursachte einen so gewaltigen Luftzug, daß bis heute um den Alten Dom in Linz immer der Wind weht. 14; 19, 262/247 Die Hausnatter Im „Landhäusl", einem kleinen Bauerngut, das unterhalb der Gastwirtschaft „Zum Großen Herrgott" am Ufer des Fabriksarmes lag, wurde eine Hausnatter sorgsam gehalten. Niemand hätte es gewagt, ihr etwas zuleide zu tun. Schlangen, die sich in Häusern und Ställen auf halten, wurden als Unterpfand von Glück und Wohlergehen angesehen. Sie stellten nach altem Volksglauben ja gute Ahnengeister dar, welche in dieser Gestalt Haus und Hof be schützten. Wenn die Kinder des Morgens ihre Milch löffelten, kam im Landhäusl die Haus natter unter der Schwelle, wo sie wohnte, hervor und trank gierig die ihr in einer Schüssel bereitgestellte Milch. 41 Die Wasserjungfrau Beim „Fischer im Gries", einem alten, längst verschwundenen Bauernhaus, das in der Nähe des heutigen Werfthafens lag, war so manches Jahr in mondhellen Nächten der herrliche Gesang einer Wasserjungfrau zu hören. Andächtig lauschten die Leute, und niemand ver suchte, die Sängerin zu stören. Ein paar fürwitzigen Burschen gelang es einmal, das elbische Wesen in Gestalt eines wunder schönen Mädchens zu fangen. Die Wasserjungfrau bat erst inständig unter heißen Tränen um ihre Freiheit. Als dies nichts nützte, drohte sie dem Hofund seinen Insassen so fürchter liches Unheil an,falls sie weiter ihrer Freiheit beraubt bliebe, daß man es nicht mehr wagte, sie festzuhalten. Von da ab sah und hörte man nichts mehr von ihr. 41 Die Fuchtelmanndeln In den Auen um Linz, die einst schier bis an die Mauern der Stadt heranreichten, waren die „Fuchtelmanndeln", wie die Irrwische oder Irrlichter bei uns genannt wurden,durchaus keine Seltenheit. Im „Landhäusl", einem Bauemgehöft nahe der Donau, beobachteten die Insassen solche Lichterscheinungen gar oft, wenn sie abends heimgingen. Bald höher, bald tiefer, bald heller, bald schwächer gaukelten diese bleichen Flämmchen über den feuchten Boden dahin. Die Volksmeinung faßt diese Auswirkungen von Sumpfgas als Erscheinungen armer Seelen auf, welche alle, die ihrem trügerischen Locken folgen, in die Irre führen. Spricht man ein solches Fuchtelmanndl mit einem Namen an, so ist es erlöst. 19, 97/94, 95, 96, 101; 41 Der Schlierbacher Klosterschatz Bei drohender Kriegsgefahr entschloß sich der Prälat von Schlierbach einst, den gesamten Schatz des Stiftes in Linz einzumauern. Um das Geheimnis des Ortes zu wahren, ließ er

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