OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

Sie trägt die Inschrift: „Hie init diesem Stein bezeichnet hat, Wie hoch die Tunau gereichet hat. Dasist geschehenim MonatAugusti,beiRegierung Römischen Künig Maximiliani Da von Christi Geburt ergangen war 1501 Jahr." „Sum nota, quanta fuit undarum conspice moles. Pallustris vates cuius avis fuerat. Que tanto sedit mestissima tempore tectis Diluvium quanto tempore triste fuit." (Siehe, ich bin das Zeichen, wie groß die Wassersnot war, Deren Vorbote ein Sumpfvogel gewesen. Er saß so lange tief betrübt auf den Dächern, Als die traurige Hochflut währte.) Auch ein seltsamer Wasservogel ist auf der Tafel zu sehen. Der Volksmund bezeichnete ihn einfach als Ente. Die Sage berichtet, diese seltsame Ente sei als Vorbote der größten Überschwemmung, welche die Linzer Stadtgeschichte kennt, erschienen. Das Donauwasser sei 1501 so hoch gestiegen, daß kaum mehr eine Ente unter der Wölbung des Wassertores durchschwimmen konnte. Die Tafel befand sich ursprünglich am Wassertor. 17 II, 32; 36, 41 Das Losensteiner Turnier Am Dreifaltigkeitssonntag des Jahres 1521 hielt Ferdinand I., Infant von Spanien, mit Anna, Königin von Ungarn und Böhmen, in Linz große Hochzeit. Das für Österreichs Zukunft so entscheidende Fest war auch mit allerlei ritterlichen Waffenspielen verbunden. Dabei schmähte ein spanischer Grande die deutsche Ritterschaft,ja forderte sie schließlich durch ein am Rathaus angeschlagenes, beleidigendes „Cartell" zum Kampf auf Leben und Tod heraus. Sebastian von Losenstein nahm den Fehdehandschuh auf. Beide Streitteile verglichen sich über Tag, Stunde und Einzelheiten des Zweikampfes. Am 25. Maizog der Spanier mit großem Prunk und zahlreichem Gefolge durch das Donautor auf den Hauptplatz ein, wo der Kampfstattflnden sollte. Der Herr von Losenstein kam mit nur wenigen Beiständen aus der Klostergasse heraus. Vier Herolde mit rot-weiß gestrichenen Stäben schritten ihm voran. Beide Streiter tummelten zunächst ihre Rosse, setzten dann die Helme auf und stellten sich zum Kampfe. Vor den Turnierschranken war eine Bühne für die zusehenden hohen Herren wie ihre Damen aufgebaut. Die neugierige Volksmenge füllte den Platz bis auf das letzte Fleckchen. Zuerst rannten die Gegner mit Spießen gegeneinander. Sie fehlten beide. Darauf griffen sie zum Schwerte. Der körperlich weit überlegene Spanier bedrängte den Oberösterreicher mit Stichen und Schlägen so hart, daß er sich anscheinend kaum mehr mit dem Schild decken konnte. Seine Beistände meinten schon, er sei verloren. Da riß der Losensteiner seinem Hengst den Maulkorb herunter, rief ihm ein Stichwort zu und ließ ihm die Zügel schießen. Sofort verbiß sich das Roß in die Nüstern des spanischen Pferdes und hielt es fest. Der Losensteiner, welcher bisher seine Kräfte klug geschont hatte, schwang nun mit Macht den Bihänder, hieb dem Spanier den Helm ab, verwundete ihn schwer und hätte ihn auch

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