OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

sich geradezu den Aufbau des jugendlichen Geistes angelegen sein. Der Sprachunterricht war hiezu das geeignete Mittel. Er legte, wie er sich im Jahresbericht der Realschule 1855/56 ausdrückt, durchaus Wert darauf, „Darstellungen aus der eigenen Erfahrung der Schüler" zu sehen. Vielseitige Bil dungselemente wurden bei den Heranwachsenden angesprochen. Neben dem Elemente des Beobachtens,das Natur und Menschenleben zu umfassen hatte-deshalb zum Beispiel die Aufsatzthemen „Das Treiben auf der Eisbahn", „Der Jahrmarkt" (5. Klasse) -, sollte auch das Element des Denkens zu seinem Recht kommen. Zu diesem konnten solche Themen hinleiten, die Naturformen zu Symbolen für Seelen geschehen verwendeten, die im Natürlichen das Sinnbild für menschliche Verhältnisse aufsuchen ließen, etwa; „Der Anker, ein Sinnbild der Hoffnung" (5. Klasse); „Der Fluß, das Sinnbild eines bedeutenden Menschenlebens" oder „Eine blühende Blume als Bild der Hoffnung" (7. Klasse). Zu bildhaftem Denken anregende Themen. Themen, die dann den Schüler zum selbständigen Denken anregen, die nur ausgeführt werden können, wenn er aus eigener Kraft Gedanken an Gedanken reiht, sind zum Beispiel: „Über die Mittel gegen das Vergessen",„Warum schmücken wir die Gräber unserer Lieben mit Blumen?" (5. Klasse); „Gedanken beim Jahreswechsel", „Not zeugt Kraft" (6. Klasse); „Vorgetan und nachgedacht / hat manchem großes Leid gebracht",„Jeder ist seines Glückes Schmied" oder gar „Sieh', es entbrennen im Kampf die eifernden Kräfte, Großes wirket ihr Streit, Größeres wirket ihr Bund" (7. Klasse). Dies sind Themen, zugleich aus dem philosophischen Gedankenkreis Aprents entnommen, bei denen der Schüler am sichersten mittut, wenn er fühlt: da steht der Lehrer als Mensch dahinter. In einer anderen Gruppe von Themen,die wir vielleicht schönwissenschaftliche nennen können,läßt der Lehrer aus poetischen Werken allgemein-menschliche Erkenntnisse schöpfen: „Der Ackerbau, die Grundlage aller menschlichen Kultur / Nach Schiller, Das Eleusinische Fest" oder „Die Ruine / Nach Goethes Novelle" (5. Klasse). Dann bestärkt er, über die innere Ratio oder den Zweck des Lehrplanes hinausgehend, die jungen Menschen im Vertrauen zu ihren eigenen Geburtskräften mit den Themen: „Mein Geburtsort", „Weihnachten, das Fest der Kinder" (6. Klasse). Umgekehrt läßt er die moderne Zivilisation und Technik, in der die äußeren rationellen Gesichtspunkte gelten, vom Standpunkt der Kulturwissenschaft behandeln, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt: „Die Hand des Menschen und ihre Werke"(5. Klasse); „Ackerbau, Industrie und Handel in ihrem Verhältnis zueinander" (7. Klasse). Schließlich — die Krone des Ganzen, eine Weisheit seiner Menschenführung -: er weiht die Jugend, und zwar durch ihr eigenes Mittun, in das Wesen des pädagogischen Prozesses ein, der sich vor ihr, mit ihr und durch sie selber abspielt, durch folgende pädagogische Themen: „Früh übt sich, wer ein Meister werden will" (5. Klasse); „Wie lernt man für das Leben?"(6. Klasse); und -geradezu sein Urthema zu allen Zeiten und in allen oberen Klassen - sein immer wiederkehrendes Motiv: „Rede, daß ich dich sehe." Schon am Ende seines ersten Dienstjahres veröffentlichte Aprent seinen programmatischen Aufsatz „Soll und kann die Realschule auch die allgemeine Bildung fördern?"

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