OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

staltung und Anordnung der Stichwörter und die für jeden Artikel gleichermaßen geltende Disposition. Ausführlich werden wir auch über die Eigentümlich keiten der Lautschrift unterrichtet und in die Laut kunde eingeführt, deren Kenntnis für das richtige Lesen der einzelnen Artikel notwendig ist. Wir erfahren auch, daß hier erstmals in einem Mundart wörterbuch die Erkenntnisse verwertet werden, die sich den Feldforschern bei Beobachtung der Sprach gewohnheiten der verschiedenen Klassen- imd Alters schichten erschlossen haben. Stets werden in den Artikeln auch Zitate aus der historischen Mundart kunde und Belege aus den „alten Bauernsprachen" in den Sprachinseln angeführt und schließlich die etymologischen Verhältnisse erörtert, so daß in jedem Artikel die gesamte Spannweite der Aufnahme tätigkeit der Wörterbuchkanzlei sichtbar wird. Drei „Hilfskarten", die „Deutschen Dialektgrenzen", die „Staats-, Landes- imd Regierungsbezirksgrenzen" und eine Übersicht über die „Kleinen Mundartland schaften" erhöhen die Benützbarkeit dieses großen sprachwissenschaftlichen Werkes, das, in der Zeiteiner großen Kulturwende begonnen, schon nach wenigen Jahren zu den Fundamentalwerken der Geistes wissenschaften gezählt werden wird imd gleich den Wörterbüchern der Rechtswissenschaft, dem Real lexikon der deutschen Altertumskunde und vor allem auch dem Grimmschen Wörterbuch zwar nur selten von Einzelpersonen erworben werden kann, dafür aber in jedem germanistischen, historischen, volks kundlichen und geographischen Institut und vor allem auch in jeder öffentlichen Studienbibliothek zu findensein wird,in deren Handbüchereien esschlechter dings unentbehrlich ist. E. B. FranzEppel,Das Waldviertel,SeineKunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen. 264 Seiten,106 Lichtbilder,zahlreiche Xextzeichnungen. Nibelungengau. Franz£ppel,DieWachau,Strudengau.IhreKunst werke und liistorische Struktur. 256 Seiten, 103 Lichtbilder,zahlreiche Textzeichnungen. Beide:St.Peter-Verlag,Salzburg 1964bzw.1966. Längst hat sich jeder Heimatfreund daran gewöhnt, auf seinen Wanderungen außer den nötigen Karten auch die betreffenden Bände des „Dehio" in der Tasche mitzuführen, um sich aus ihnen in den ver schiedenen Siedlungen, Bergen und Kirchen die ein schlägigen Informationen zu holen. Nun ist mit den beiden Bänden von Fr. Eppel, die sich geographisch unmittelbar aneinanderschließen, eine neue Form von Kunst- und Landschaftsführer entstanden, der insbes. für die wissenschaftliche Vorbereitung einer Besichtigungsfahrt als geradezu vorbildlich bezeichnet werden muß. Denn nicht nur, daß, wie dies für derartige Werke üblich und notwendig ist, auch hier der Hauptteil des Textes in einem alphabetisch angeordneten Ortskatalog besteht, sind diese Ortsberichte kleine monographische Darstellungen der betreffenden ört lichkeiten von einer Verläßlichkeit und Genauigkeit, wie sie nur der bieten kann, der, wie Fr. Eppel, das Land durch jahrzehntelange Bereisung als Kunst historiker und Landeskonservator bis in jede Einzel heit kennt. Besonders zu begrüßen ist es, daß den beiden Werken jeweils eine chronologische Übersicht vorangestellt ist, bei der in völlig unorthodoxer Weise gewissermaßen „sprechendes" Archivmaterial aus den verschiedensten Gebieten des politischen, kulturellen und wirtschaft lichen Lebens, aber auch einschneidende Ereignisse durch Naturkatastrophen oder einzelne Begebenheiten des gerichtlichen Verfahrens in zeitlicher Abfolge angeführt sind, so daß ein außerordentliches farben kräftiges Bild des wirklichen Lebens dieser Gebiete in den vergangenen Jahrhunderten vor uns aus gebreitet wird und wir dadurch die Bevölkerung gewissermaßen in ihren Einzelschicksalen zu kennen glauben. In einem zweiten, ebenso lesenswerten Einführungskapitel werden die kultur- und kunsthisto rischen Erscheinungen in ihrer Bedeutung inter pretiert: die verschiedenen Formen der Bauernhäuser, die Stadtanlagen, die Wehranlagen und Kirchen und, was besonders hervorgehoben sei, auch die Klein denkmäler, die Flurkreuze, Kapellen und Pranger, in ihrer geistigen Fimktion für die Bevölkerung be handelt. Die sorgfältige Auswahl der Bßder, bei der offenbar mit Absicht von allbekannten Motiven Abstand ge nommen wurde oder diese in neuer photographischer Schau gezeigt werden, vertiefen die Brauchbarkeit der beiden Werke ebenso wie das sehr nützliche Register und die Zusammenstellung und Erklärung der kunsthistorischen Termini. E. B. Alfred Schmeller,Das Burgenland. Seine Kunst werke,historischeLebens-undSiedlungsformen, Verlag St. Peter, Salzburg 1965, 244 Seiten, 78 Abb.,zahlreiche Grundrisseim Text,1 Karte. In gleicher Ausstattung wie die Kunstführer von Fr. Eppel für das Waldviertel und die Wachau legt derselbe Verlag ein Werk über das Burgenland vor,das alle Vorzüge der genannten Werke teilt. Wieder führt eine Sammlung von Archivauszügen in die Geschichte der von vielen Heimsuchungen bedrohten Bevölkerung ein. Ein außerordentlich komprimiertes Kapitel veranschaulicht auf insgesamt nur sechs Seiten die Problematik des Burgenlandes als „Grenz land", in dem es die ganze Variationsbreite der west östlichen Auseinandersetzungen auf diesem Raum - in klimatischer, faunistischer, floristischer und be siedlungsgeschichtlicher Hinsicht — aufzeigt. Dankbar wird der Historiker und Volksforscher die erschöpfende Darstellimg von „Siedlungs- und Hausformen" be grüßen, die über die charakteristischen Siedlungs typen und Baugewohnheiten der bäuerlichen und bürgerlichen Bevölkerung imterrichtet. In der „Kunst geschichtlichen Einführung" werden die burgenländischen Dokumente im Zusammenhang mit den großen Stilperioden erörtert, ehe der eigentliche alphabetisch eingeordnete Kunstführer einsetzt. Wie in den Büchern von Fr.' Eppel sind auch in diesem die einzelnen Kapitel in sich geschlossene Ortsmono graphien, die alles Wesentliche enthalten und häufig durch Grundrißzeichnungen der Kirchen, manchmal auch durch Aufrißdarstellungen von Stadtansichten illustrativ unterstützt werden. Der ausgezeichnete Bildteil, der auch die wichtigsten Profanbauten ein schließlich der berühmten „Kittinge" (Speicher) berücksichtigt, läßt kaum einen Wunsch offen. Ein für einzelne Termini gern befragtes „Burgenländisches Lexikon" und die „Erläuterungen der Fachausdrücke" beschließen das schöne Buch. E. B.

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