In memoriam Univ.-Prof. Dr. Rudolf Berliner Von Alfred Karasek-Langer Anläßlich seines Erholungsaufenthaltes in Berchtesgaden verstarb am 26. August 1967 der fuhrendeKrippenfachmanniunserer Epoche,Professor Dr.Rudolf Berliner. Im Jahre 1886 in Breslau geboren, an deutschen Universitäten zum Kunsthistoriker ausgebildet, kam der junge Doktor am Beginn seiner Laufbahn auch zu dem bekannten Wiener Universitäts professor Hofrat Dr.Josef Strzygowski, der ihn zum Mitarbeiter an seinem neugegründeten Institut gewinnen wollte.Die Gegenpoligkeitzweier so ausgeprägter Forscherpersönlichkeiten ließen Dr. Berlinerjedoch andere Wege gehen. Am Bayrischen Nationalmuseum beschäftigte ihn vorwiegend die Kleinplastik, und dabei kam er folgerichtig auch mit der Weihnachts krippe in Berührung. Die dort aus der Sammlung des Kommerzialrates Max Schmederer entstandene Krippenabteilung hatte bereits in dem Konservator Dr. Georg Hager ihren trefflichen Interpreten gefunden und München zu einem Mittelpunkt der frisch anhebenden Krippenforschung gemacht. Auch Dr. Berliner setzte die Tradition durch seine ab 1926 bei Filser in Augsburg erschienenen „Denkmäler der Krippenkunst" fort, deren Herausgabe unter der nationalsozialistischen Herrschaft mit der 21. Lieferung nach 1933 zum Erliegen Der stUle, feine Gelehrte und Kompanieführer im 1. Weltkrieg, dem die Achtung seiner Männer noch lange anhing, mußte unter Hitler sein geliebtes Deutschland und Bayern verlassen. Nach mancherlei Fährnissen fand er Aufgabe und Standort in bekannten ameri kanischen Museen und widmete sich vor allem der Erforschung des Flechtwerks. Die in München begonnene Arbeit an der Weihnachtskrippe ließ ihn jedoch nie mehr los. Seine erzwungene Abwanderung aus Europa wurde dafür von entscheidender Bedeutung. Er erkannte eine mit der Weltmission der Jesuiten seit Ende des 16. Jahrhunderts anhebende Verbreitung der Weihnachtskrippe über alle Kontinente und ihre allmähliche Einwurzelung in den verschiedensten Volkskulturen. Gleichzeitig gelang ihm der einwandfreie Nachweis jener tiefen Zäsur zwischen den ständig aufgestellten Christgeburtsschreinen der Renaissance und dem der Weihnachtsliturgie zugehörigen „praesepe" des frühen Barock aus frei aufstell baren Figuren. In einer fast dreißigjährigen Forschungsarbeit entstand so das 1955 bei Prestel in München erschienene Standardwerk „Die Weihnachtskrippe". Die Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft hatte dafür 1927 eine erste Forschungshilfe gewährt, die Deutsche Forschungs gemeinschaft ermöglichte die Drucklegung des Bandes. Wie stark seitdem dieses Werk Weg und Richtung der europäischen Krippenforschung bestimmt, dokumentieren die meisten der darauferschienenen Veröffentlichungen zu dem Themenkreis in Deutschland,Österreich, den romanischen Ländern und anderwärts. Ein Nachweis der sich noch stetig steigernden Einflußnahme würde Seiten füllen, zumal sie nunmehr auch auf Osteuropa und Übersee ausgreift. Zahlreiche Deutsche, Österreicher, Franzosen, Italiener, Spanier u. a. haben sich seither bemüht,die dem Nichtfachmann schwerzugänglichen neuen Erkenntnisse ins Populär wissenschaftliche zu übertragen, wie etwa der Münchener Hauptkonservator Wilhelm Döderlein mit seinen bei Georg D. W. Callwey, München, erschienenen „Alte Krippen". Ebenso zahlreich sind die Versuche, Berliners Ergebnisse in der landschaftlich begrenzten Krippenforschung auf ihre Verläßlichkeit hin zu überprüfen. Ein schöneres Zeugnis, wie
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