OÖ. Heimatblätter 1967, 21. Jahrgang, Heft 3/4

Tonkopfumen in St. Georgen bei Obernberg Von Hermann Edtbauer und Ernst Burgstaller Als man Ende März 1967 auf dem zum Schulhaus gehörigen „Lehrergarten" eine Leichen halle errichten wollte, wurden die notwendigen Erdarbeiten mittels Traktoren mit Front lader als Robotleistungen der Bauern zum Leichenhallenbau durchgeführt. Der Schulgarten und der anschließende Friedhof liegen gleichermaßen etwa 2 m hoch über der Dorfstraße bzw. dem Gurtenbach (s. Skizze 1). Da man die Leichenhalle unterkellern wollte (Garage), mußte das Erdreich des Schulgartens ebenfalls in dieser Höhe abgegraben werden. Weil sich die Friedhofmauer bis zur Zeit der Grabungen an der Nordseite des Schulgartens fort setzte, ist anzunehmen, daß der Schulgarten früher einmal zum Friedhof gehörte und zu einem unbekannten Zeitpunkt als Lehrergarten an die Schule abgetreten wurde. Die ganze Erhebung dürfte ein Aufschüttungshügel sein. Bei diesen Grabungsarbeiten stieß man bereits 30 cm unter der Grasdecke auf ein großes Lager von Knochen,dassichinrechtwinkeliger Anlage überden Gartenerstreckte(s.Skizze 2). Es waren Tausende von Knochen, durchwegs Arm-, Bein- und Schädelknochen, die alle sorgfaltig aufgeschichtet waren und offenkundig machten, daß man die sterblichen Reste von Hunderten von Menschen angetroffen hatte. Wie die Knochen in dieses Lager kamen,läßt sich nicht mehr feststellen. Vielleicht bestand früher einmal hier ein Karner, der, als um 1500 die Tufisteinkirche erbaut wurde, auf gelassen worden war, wobei man die Knochen an der Stelle des späteren Schulgartens ver grub,oder man hat hier überhaupt vonjeher Knochen gelagert. Die 2 m hohe sorgsame Auf schichtung fiel jedenfalls besonders auf. Leider legte man den Knochenfunden von Seite der Bauleitung bzw. des Pfarrers keinerlei Bedeutung bei. Die Knochen wurden mittels Wagen haufenweise weggefahren und wieder auf den Fluren einzelner Grundstücke im Ort vergraben. Durch Zufall entdeckten zwei Schmiedegesellen, die abends in diesen Knochen herumsuchten, einige Tongefaße, die später als „Tonkopfurnen" erkannt wurden. Oberschulrat Edtbauer und Frau Lehrerin Seifriedsberger bemühten sich sofort um die Sicherstellung dieser Funde und brachten drei Urnen, die sie selbst gefunden haben, in das schuleigene Museum im Schulhaus. Die vier Urnen, die die Schmiedegesellen fanden, gaben diese vorerst nicht heraus, da sie sie als ihre Funde betrachteten. Später wurden ihnen diese Urnen aber (einige waren beschädigt und konnten nur als Scherben wieder zusammen gestellt werden) durch die Gendarmerie abgenommen. Die ursprüngliche Lage der Urnen ist auf Skizze 2 angedeutet. Die Gefäße lagen direkt auf den Knochen. Die Urnen sind aus Ton,haben eine durchschnittliche Höhe von 12-15 cm und einen Durch messer von rund 8-10 cm. Sie deuten menschliche Köpfe an, einige waren sogar bemalt. Die rote bzw. blaue Farbe der Augen ist noch ersichtlich. Die Urnen haben Öffnungen am Hals, andere am Schädeldach. Die Gesichtsformung ist so gestaltet, daß sich Nase und Ohren plastisch vom Kopf abheben. Augen und Augenbrauen sind durch erhöhte Rillen angedeutet (s. Gedächtnisskizze in Abb. 3). Die Urnen haben hellgelbe Tonfarbe, die Augen sind, wie schon angedeutet, mit dunkelbraun-roter bzw. blauer Farbe bemalt.

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