Richard Diller Leben und Werk Von Otfried Kastner (Linz) In der mitternächtlichen Stunde des 15. März 1890 wurde dem Welser Kaufmann Johann Diller in seinem altehrwürdigen Patrizierhaus, Traungasse 5, sein zweiter Sohn Richard (Karl) geboren. Der Name Diller hatte sich seit drei Generationen in Wels einen guten Klang erworben', Dillers Mutter war eine Wirts-, Wachsziehers- und Lebzelterstochter aus dem Geschlecht der Kastner, das, soweit die Matriken zurückreichen, als in Oberneukirchen ansässig verfolgbar ist und dort über Generationen die Bürgermeister gestellt hat. Ein herrliches altes Innstadthaus war des aufgeweckten Knaben Vaterhaus. Spätgotische Marmor gewände, ein zweistöckiger Arkadenhof, prächtige eingelegte Barocktüren, Stukkoplafonds und eine Türoberlichte in Form eines Rosengitters zeigten nicht nur eine überaus gute Tradition, sondern auch eine wohlgeordnete wirtschaftliche Grundlage. Eine ganze Reihe dieser Schätze kam nach dem nun erfolgten Abbruch des Hauses ins Welser Museum. „Mein Leben lang begleitete mich" — sagt der Künstler — „diese wertvolle Kindheitserinnerung und beeinflußte meine seelische Haltung in Kunst und Leben." An anderer Stelle wird auch ein Grund mit Lagerhaus (Getreide) wie zwei Wiesen bzw. Gärten erwähnt, die die Eltern selbst erarbeitet hatten. Wer Vater Diller in die Augen sehen konnte, wußte, welch einen Ehrenmann er vor sich hatte. Seine ganze Freizeit widmete er der Welser Feuerwehr, die unter seinem Kommando wesentlich modernisiert worden war. Wie es bei Geschäfts häusern die Regel ist, oblag die Erziehung der Kinder - es waren noch ein Knabe und ein Mädchen gefolgt — dem Kinderfräulein. Fräulein Hedwig war weit herumgekommen, bei verschiedenen Künstlern in München in Stellung gewesen und wußte viel aus ihrem Leben zu erzählen. In Bad Gastein hatte sie als Bibliotheksfräulein dem Kanzler Fürst Bismarck die entliehenen Bücher zu bringen, anläßlich dieser Besuche pflegte er sie gerne über die Stimmung im Volke auszufragen und mit ihr zu plaudern. Solche Erzählungen über bedeutende Persönlichkeiten waren dazu angetan, die Kinder aufhorchen zu lassen. Dies macht einen Ausspruch verstehen, den der kleine Hosenmatz ganz unvermittelt und feierlich seinen Eltern vortrug: „Ich werde eine Malerei." Als das Fräulein über die Leiden und Freuden der Künstler sprach, war er so tief ergriffen, daß er einmal ausrief: „Selbst wenn ich hungern müßte, will ich ein Künstler werden!" Einen Freund, ihm gleichgesinnt und kunstbegeistert, fand Diller im Gymnasium in Ludwig Angerer, verlor ihn jedoch bald wieder, weil Angerer nach München ging. Er sollte dort ein be kannter Freskant werden, hatte seinem Ruhm jedoch ein Auge opfern müssen, das er durch die Freskomalerei verlor. Die Sehnsucht nach dem Freund, nach dem unbekannten, in Glorie erstrahlenden München und nach der Kunst, die seelische Not, in die fast die ganze Klasse durch das Lateinstudium geraten war, ließen den Sextaner kurzerhand nach München flüchten, wo er mit dem Ausweis seines Freundes fünf glückliche Tage durch die Galerie zog, bis ihn ein Brief seines Zeichenprofessors Karl Wolf wieder nach Wels zurückrief. Wolf hat nicht nur Angerer, sondern auch Pühringer und Diller der Künstlerlaufbahn zugeführt. Er gab ihm die ersten größeren Kompositionsaufträge (nach Homers Odyssee, 5. Gesang) und forderte den jungen Federzeichner. In den Ferien arbeitete Diller rastlos und wandte sich. ^ Johann Nep. Diller, * 1774, kommt ans Hohenfurt in Böhmen nach Wels,
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