OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

Annales Styrenses Ein Nürnberger Druck aus dem 18. Jahrhundert Von Josef Ofner (Steyr) Als um 1630 der Reformationshistoriker Valentin Preuenhueber das Manuskript seiner in der Fachwelt bekannten Steyrer Annalen zum Abschluß gebracht hatte, ahnte er wohl kaum, daß sein „nicht ohne besondere große Mühe und Zeit zusammen getragenes Werck^" erst 110 Jahre später gedruckt werden würde. Preuenhueber, dessen Geburtsdaten unbekannt sind, stammte aus einem obersteirischen Geschlecht. Vermutlich studierte er in Graz. Im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts wurde er Beamter der Stadt Steyr'', 1625 Sekretär der Innerberger Hauptgewerkschaft'. Diese mietete für ihn, obgleich er außerhalb der Innenstadt den an der Straße nach Garsten, aber noch im Burgfried gelegenen Lilienhof^ (Leopold-Werndl-Straße Nr. 48) besaß, „Woh nung und Zimmer" im Gleichsehen Hause (Stadtplatz Nr. 29), das 1626 in den Besitz der Stadt gelangte'. Als rechtskundiger Stadtbeamter, der für Familien- und Lokalgeschichte sehr aufgeschlossen war, besaß er die Möglichkeit, die in der Stadtregistratur verwahrten Archivalien zu studieren. Aber auch aus Kloster- und Adelsarchiven und aus der Literatur holte er das Material für seine historischen Arbeiten. Die Niederschrift der Steyrer Stadt chronik nahm er wahrscheinlich erst als Gewerkschaftssekretär in Angriff. Im Zuge der Gegenreformation hätte der protestantisch gesinnte Preuenhueber schon 1626 Steyr verlassen sollen. Er konnte jedoch seine Stellung noch bis zum Jahre 1629 behaupten'. Da der Bestandzins für seine Wohnung nur mehr bis zum 30. April dieses Jahres erlegt wurde', erfolgte seine Abwanderung jedenfalls im April oder Mai. Er zog nach Regensburg', wo er 1631 die Schrift „Castrum Styrense" veröffentlichte". ' Valentin Preuenhueber, Annales Styrenses. Nürnberg (1740), S. 358. ' Karl Eder, Ein Reformationshistoriker - Valentin Preuenhueber. Zeitschrift für Deutsche Geistesgeschichte. 3. Jg. (1937), Heft 3/4, S. 95 f. - Am 13. 4. 1620 beschloß der Rat, Preuenhueber für die „Stadtgerichts registratur-Expedition" jährlich 130 fl. als Besoldimg zu reichen. St. A. (= Stadtarchiv Steyr), Rp. (= Rats protokolle) 1620, S. 62. - Nebenbei erledigte Preuenhueber auch andere Schreibarbeiten. 1621 erhielt er z. B. vom Spitalamt „vmb stellrmg etlicher schreiben vnd Anders" 1 fl. (= Gulden) 2 Sch (= Schilling) 26 Pf. (= Pfennig) ausgefolgt. St. A., F. (= Faszikel) Bürgerspitalrechnungen 1620-1685, K. (= Kasten) III, L. (= Lade) 23, Spitalrechnung 1621. ' Das „Diarium über die in 1625igsten Jahr in Eisen arzt abgehandelt wordene gwerkschafft Nothdürfften" (27. 7.-19. 9. 1625) vermerkt: „Also ist auch geschlossen den Prevenhueber vnd Mathiasen Abele Zu behandlen, daß Jehner sich zum Secretario, diser aber Zum Buechhalter Zu Steyr noch hinfüro wolten gebrauchen Lassen, mit denen, sollen im namen der gesambten Haupt Gompagnia, Herr Goßman Mann, Herr Drumer, Herr Jäntschitsch vnd Herr Stauder tractirn, vnnd so woll iehrer Persohnen vergwissung allß Besoldtung halb, richtigkhait schliessen, vnd so dann lehr Verrichtung relationirn." St. A., F. Eisenhandelsgesellschaft 1623-1625, K. IV, L. 22, Nr. 1656, fol. 70. * Preuenhueber hatte für seinen Hof jährlich eine Steuer von 10 fl. und an Brunngeld 1 fl. zu bezahlen. St. A., Steuerbuch 1635, Hs. Nr. 113. ' Den Mietzins an die Stadtgemeinde bezahlte die Gewerkschaft bis Ende April 1629. Für die Zeit v. 1. 10. 1625 bis 30. 4. 1629 betrug er 173 fl. 2 Sch. 20 Pf. St. A., F. G/k Eisen- und Stahlbenefizien Nr. 1-13, K. XV, Fach III. I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. Phil. Dissertation, Innsbruck (1950), Maschinschrift, Band 2, Nr. 138. • Franz Xaver Pritz, Beschreibung imd Geschichte der Stadt Steyer (1837), S. 102, Anmerkung 54. - Vgl. Anton Rolleder, Heimatkunde von Steyr (1894), S. 154. ' In einem vom Magistrat Steyr 1629 angelegten Exulantenverzeichnis heißt es: „Valentin Preuenhueber d(er) Gwerkschaft secretari soll 300 fl. bezahlen, wenn er bis Weihnachten nicht katholisch wird." St. A., F. Religionsakten 1609-1758, K. XI, L. 24, Nr. 1735. ' Siehe Anmerkung 5. ' Im November 1629 übermittelte der Gewerkschaftskassier Stauder dem in Regensburg wohnhaften Preuen hueber im Auftrage der Stadt Steyr den Betrag von 1000 fl. St. A., F. G/k Eisen- und Stahlbenefizien Nr. 1—13, K. XV, Fach III. " K. Eder, a. a. O., S. 99.

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