OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

die Freyung 8 Tage zuvor ein- und 8 Tage darnach auszuläuten und wurde „als äußeres" (sichtbares) „Zeichen der Freyungsbaum, an dem ein hölzerner Arm mit einem Schwert angebracht war, auf dem Marktplatze aufgestellt. In Zell wurde daneben noch eine Feuerleiter aufgehängt." Dieser völlig vereinzelte Ortsbrauch, den Stelzmüller übri gens nur aus mündlicher Überlieferung gekannt haben konnte, denn zu seiner Zeit wurde er ja nicht mehr geübt, ja es bestand das Freyungs-Zeichen überhaupt nicht mehr, war offenbar erst eine späte, feuerpolizeiliche Zutat, die aber immerhin einen Bruchteil des Begriffsinhaltes der Freyung — erhöhter Schutz und erhöhte Bereitschaft — zum Ausdruck brachte. Das Freyungs-Zeichen hat sich wie gesagt nicht erhalten; vielleicht ging es bei dem Großbrande vom 30. 4. 1869 zugrunde. Archival ist es jedoch, u. zw. in der schon oben angedeuteten, zumindest in Oberösterreich einzigartigen Weise bekundet. Das Freyungs-Zeichen, das geht daraus einwandfrei hervor, war auch hier (angeblich schon im späten 15. Jahrhundert) ein — wahrscheinhch hölzerner - Arm mit Schwert. Auch hier wurde es an einem von Fall zu Fall aufgerichteten maibaum artigen Mäste ausgesteckt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts gab es nun, genährt durch ein paar Hitzköpfe unter der Bürgerschaft, zwischen dieser und der Grund herrschaft Zellhof/Prandegg eine ganz arge Spannung, die sogar auf beiden Seiten zu Gewalttaten führte. Der Markt wünschte mit dieser seiner Herrschaft gar nichts mehr zu tun zu haben, sondern wollte sich wieder dem Bistume Regensburg unter stellen, von dem aus die Gegend ja besiedelt worden war (Näheres über die Zwischen falle siehe Stelzmüller, Heimatbuch des Marktes Zell. b. Z., Linz 1930, 93-95). Auch auf die Freyung färbte dieser Zank ab. Es war dem Pfleger Job. Stef. Krackowitzer zu Ohren gekommen, daß man dem vor dem Pflngst-Jahrmarkte auf dem Markt platze an der hohen Stange angebrachten Zeichen absichtlich solche Stellung gegeben habe, daß das Schwert nicht wie herkömmlich gen Norden in Richtung Prandegg, sondern gen Westen in Richtung Regensburg wies. Das nahm er - wie es ja auch gedacht war — als unfreundliche Haltung und ließ hierzu Gedenkleute zu Worte kommen. Am 5. 6. 1753 vernimmt er zu Zellhof den auch als Hofamtmann bestellten Hofwirt Job. J. Werfer (38 J.) an Eidesstatt. Der erklärt, solange er nun hier und Job. Gruebeder Marktrichter gewesen sei, wisse er, daß zum 14tägigen Zeller Pfingst-Markte das Zeichen am vorangehenden Erchtage immer mit der Richtung über das Schönböckhsche Haus gen Prandegg zeigend ausgesteckt worden sei. Er selbst kenne den Grund nicht, habe aber einmal jemanden aus der Bürgerschaft sagen gehört, das erkläre sich daraus, daß der Markt dort „seine herrschafft habe". Seit höchstens 4 Jahren aber habe man der am „frey-baume" ausgesteckten Freyung eine andere Richtung gegeben, seit nämlich „die Zeller Regensburgerisch seyn wollen". So sei dies, wie er unter Eid bezeugen könne, 1752 geschehen, wogegen man heuer das Schwert gegen das Gerichtshaus habe weisen lassen, vermutlich aber aus demselben Grunde; „möge auch wol seyn / daß widerumen einige aufwickler mit unter der deken ligen / so die übrige bürgerschafft nur aufhezen wollen." Phil. Achleitner, Zimmermann „bey der schwemm" und herrschaftlicher u. zw. Meuroxeder Amtmann (37 J.): er sei auf dem Teichhäusl geboren, auf seinem Häusl nun 15 Jahre wohnhaft und beim Zeller Zimmermeister Geilnöder in Arbeit gestanden, über die Marktbräuche also gut unter richtet. Solange er denke, habe das Schwert immer gen Prandegg gewiesen. Als er seinen Meister einmal nach dem Grunde gefragt, habe der nur geantwortet, „es rihre

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