OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

Frankenmarkt: keinerlei Kunde, nichts erhalten. Freistadt (1447): Wir dürfen mit Fug annehmen, daß hier die Freyung - soweit unsere Kenntnis zurückreicht, immer ein Schwertarm—wohl von Anbeginn her schon auf einem inmitten des Stadtplatzes aufgestellten Mäste ausgesteckt zu werden pflegte. Eine im dortigen Heimat-Hause verwahrte Schützenscheibe von 1794 (Abb. 14) zeigt diesen Zustand. Ist auch auf der Scheibe der Mast weitaus zu schlank und zu hoch, der Wipfel übermäßig dicht gehalten, so bietet uns die Darstellung doch alles im Gegenstande Bemerkenswerte, darüber hinaus ein bei aller Unbeholfenheit des Malers willkommenes Bild der Marktstände. Obgleich hart über dem vom Mäste abwinkelnden Schwertarm ein (verkitteter) Einschuß lag, ist doch nicht anzunehmen, daß gerade da ein Fahnl noch abgebildet gewesen wäre. Wir kennen den Standort des (steinernen) Prangers ja nicht genau, doch läßt sich aus dem Scheibenbild mit größter Wahrscheinlichkeit entnehmen, daß er zumindest 1794 nicht (mehr) im nördlichen Dreivierteile des Haupt platzes gestanden haben konnte. Aufs höchste unwahrscheinlich ist es, daß man etwa während der verhältnismäßig kurzen Standzeit dieses Prangers vom uralten Brauche abgegangen wäre und den Schwertarm nicht mehr an dem hohen Baume, sondern irgendwie am Pranger ausgesteckt hätte. Gerade das mag der Stadt dann aber auch wieder den Abschied von ihrem weder altvertrauten, noch auch sehr beziehungsvollen Pranger erleichtert haben. Weiters spricht gegen eine Aufgabe des alten Mast-Brauches im 18. Jahrhundert die Höhe der für die Stadt bei der Aussteckung jeweils erwachsenen Auslage: sie betrug weiterhin wie schon in den letzten 20 Jahren des 17. Jahrhunderts". Jahr um Jahr anläßlich der sogenannten „großen freyung" (Pauli-Markt) 1 fl. 30 kr., anläßlich der „kleinen freyung" („pfingst-wochenmarkt") 1 fl. für den mit dem Aus stecken und Niedertun betrauten Stadtwachtmeister samt seinen Leuten, was wohl auf eine etwas umständlichere Arbeit schließen läßt, als es bloßes Anlehnen, Einhenken oder Einklemmen am Pranger gewesen wäre. Die heute noch im genannten HeimatHause verwahrte, von W. Funk abgebildete" und für die „schönste" der - ihm bekannten (vier) - österreichischen gehaltene Freyung besteht aus einem gedrehten Schaft mit abgewinkeltem Arme samt Schwert und über dem Arme angebrachter Blechfahne mit dem Doppeladler samt Stadtwappen. Arm und Schaft sind rot/weiß gewendelt, der Schaft hat oben eine Öffnung zum Einstecken eines Gröstlings (Abb. 13), eine Belebung des Gesamteindruckes, die vielleicht gar keine tiefere Bedeutung hatte, son dern nur an den herkömmlichen Wipfel des Freyungs-Baumes erinnern sollte. Die ganze - übrigens nicht sehr handwerklich-geschickte - Ausführung läßt auf Entstehung im ersten Fünftel des vorigen Jahrhunderts schließen. Keinesfalls hat diese Freyung mehr etwas gemein mit jener, die 1704 angefertigt wurde und für deren Fassung man dem Maler Ferd. Ziegler 2 fl. 24 kr. bezahlt hatte. Fest steht jedoch, daß die heute noch erhaltene Freyung seit Menschengedenken nur noch anläßlich des Pauli-Marktes 14 Tage vor dessen Beginn, u. zw. vom Fenster des Rathaussaales unter Geläute aus gesteckt und 14 Tage nach dem Markte - wieder unter Geläute — eingeholt wurde. Das Läuten besorgte hier von alters her der Mesner. Diesen ganzen Ablauf hatte man auch beibehalten, als der einst vierwöchige Markt auf zwei Wochen verkürzt wurde. " Stadt-Archiv Freistadt (OÖ. Land.-Arch.). " W. Funk, a. a. O., 169, 228, FN. 63, Bild 171, T. IX, d.

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