Menschen so aufiallige Geringschätzung eigener Vergangenheit ließ zudem gerade im 19. Jahrhundert nur allzu oft in seichteren Köpfen die Meinung reifen, man sei schon ein Fortschrittsmann, wenn man Zeugnisse alter Zeit vernichte. Das waren jene sich so hell und weise dünkenden Schildbürger, die nichts eiligeres zu tun wußten, als nach ihren Pran gern nun auch noch ihre Mauern, Türme und Tore niederzureißen (Eferding, Gmunden, Leonfelden sind wohl die erschreckendsten Beispiele), Archive (Enns, Linz) oder andere stadtgeschichtliche Altertümer (Enns, Mauthausen, Grein) zu verschleudern, statt sich einmal vor Augen zu halten, wie z. B. ein einst weltbeherrschendes England unter sorglichster Wahrung seiner Überlieferungen so groß und reich geworden war. Da kann es freilich nicht wundernehmen, wie der uralte Brauch des Freyungs-Steckens heute da, morgen schon dort immer mehr einschlief und auch immer mehr dieser Wahrzeichen selbst verdarben. Der Markt Kefermarkt z. B. verkaufte seine „freyung" schon 1808 für sage und schreibe 30 Kreu zer, wie es scheint als Brennholz. Orts-Museen gab es noch nicht, bis zur Erfassung der Rechts-Altertümer im Lande mußte noch mehr als ein Jahrhundert vergehen. Denn auch das schon 1833 entstandene Landesmuseum, das damals noch so viel zu retten vermocht hätte, widmete sich diesem Sachgebiete erst Jahrzehnte später ganz langsam, allermeist ohne tiefere Fachkenntnis und mit halbem Herzen. An Freyungen übernahm es die von St. Florian und zunächst auch die von Linz. Mehrere kamen durch Brände um, so die von Zell b. Z. (1869), Perg (1875), St. Leonhard b. F. (1937). In unserem Jahrhunderte fanden einige Freyungen würdige Verwahrung in Heimathäusern (Wels, Steyr, Freistadt, Ried, Gmunden, Ischl), andere blieben in mehr oder minder sorglicher Obhut der Ge meindeämter. Ein paar Wirrköpfe glaubten das Jahr 1938 zum Bruche mit gutem, altem Herkommen mißbrauchen zu dürfen. Da und dort gaben schließlich die Besatzer dem ihnen nicht erfaßbaren Rechts-Brauche den Rest. Drei schwerst verwahrloste Freyungen (Schwertberg, Münzbach, Grein) konnte d. Verf. noch während des letzten Krieges wieder instand setzen lassen. Andere hätten ebenfalls fachmännische Überholung dringend nötig. Oft tage-, selbst wochenlang während der Marktzeiten in Hitze oder Nässe im Freien aus gesteckt, die übrige Zeit vielleicht auf einem Dachboden Hegend, mußten solche hölzerne, bemalte Gebilde begreifHcherweise im Laufe der Jahrzehnte beträchtlich leiden, so daß sie denn auch wohl alle schon mehrfach erneuert worden sein mochten. Dies läßt uns auch leichter die Tatsache verwinden, daß drei Freyungen (Haslach, Schwanenstadt, Aschach) erst im zweiten Viertel unseres Jahrhunderts - was freilich bedauerlich bleibt: unter Ver nichtung ihrer noch vorhanden gewesenen Vorbilder - erneuert wurden. Verfehlt, weil ganz widersinnig, ist die in einigen Gemeinden des Landes®^ eingerissene Übung, den Schwert arm dauernd an der Außenwand des Gemeindehauses zu befestigen; dies widerspricht nicht nur der altherkömmlichen Zweckbestimmung, sondern muß diese holzgeschnitzten Gebilde über kurz oder lang sicherem Untergange weihen. Hingegen sind etliche Fälle außerhalb Oberösterreichs, wo man die (eisernen) Schwertarme („Marktschwerter") kur zerhand an den Prangern selbst dauernd anbrachte, so zu Weidersfeld (NÖ.) und zu GroßHöflein (Burgenland)'® sowie in einigen Orten der Slowakei", recht wahrscheinlich insoAschach, Hofkirchen, Lasberg, neuestens auch Engelhartszell. " Abgebildet bei W. Funk, a. a. O., 185, T. XI, qu und s. " So eiserne Schwerter an den gemauerten Prangern von Unter-Naraz/ (Dolno f^ärazd (Bzk. Dimaiskä strada), aus dem Jahre 1796 ( R. Horna, a. a. O., 11, Bild 12) und von Liptau-Ternau (Liptava Trnovec (R. Horna, a. a. O., 12, Bild 9); einst auch in Rosenberg (R. Horna, a. a. O., 14) und ein Richter-Stab an dem von Zuchen (Sucany) (R. Horna, a.a.O., 16, Bild 6); auch der Kremnitzer Pranger soll eine geschmiedete
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