Dienstgebers reichen kann, wodurch auch die bisher nicht beachtete Doppelstellung des Bauerntums be leuchtet wird, die einerseits in den verschieden gro ßen Besitzlagen im Bauernstand selbst und anderer seits in der Tatsache besteht, daß der von oben zu tiefst gedrückte Bauer aber auch selbst Brotherr gegen über seinen „Ehalten" ist, die mm ihrerseits seinen Druck zu spüren bekommen. Die menschlich ergreifendste Gruppe der Lieder bilden die echten Anklagen, die in den bedrohlichen sozialen Verhältnissen ihrer Zeit fußen, in Robot und Zehentleistung, in Jagd-, Fischerei- und Weidrecht, in der bedrückenden Wildplage und Kontribution, denen die Bauern bei der rücksichtslosen Handha bung der Gerichtsobrigkeit der Gutsherrschaften schutz los ausgeliefert sind und die bekanntlich auch mit zu den Hauptursachen der Bauernkriege wurden, aber auch noch lange nach Abschaffung der Leib eigenschaft und Ausrufung der ,,Bauernbefreiung" bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nachwirkten, so daß ihre letzten Auswirkungen im vielfach nachweisbaren „Alm-" und „Bauernlegen" noch in den ersten Re gierungsjahren Franz Josefs zu verzeichnen sind, wofür Strobach die entsprechenden Nachweise erbringt. Strobachs Werk ist keine leichte Lektüre. Wer sich aber seiner leidenschaftslosen, mit Konsequenz durchgeführten Forschungsmethode anvertraut, wird, wie sonst nur durch die Wirtschaftshistorie, wie sie in Oberösterreich u. a. durch die profunden Werke von Prof. Georg Grüll vertreten wird, dazu geführt, die lang gebrauchten und beliebten Klischees von patriarchalisch schöner „Bauernherrlichkeit" vergan gener Tage einmal von einer wesentlich anderen Seite her zu betrachten, die Verhältnisse in den einzelnen bäuerlichen Gruppen zu differenzieren und die erschütternde Notlage der Kleinbauern zu erfassen, die Jahr um Jahr auf ihnen lastete. Er wird dann auch den ganzen Umfang der Anklage, wie sie z. B. aus dem Anfang eines Weinhauerliedes aus Mörbisch im Burgenlande: „Wie ist der arme Mensch veracht!" oder aus dem leidenschaftlichen Aufschrei eines weithin verbreiteten Liedes: „Kein Bauer mag ich nimmer bleiben" sichtbar wird, aus dem tiefsten Elend dieser Zeit heraus verstehen, vor dessen krasser Wirklichkeit jeglicher heute so gern gepflegter Folk lorismus zur bitteren Ironie wird. Emst Burgstaller t Hans Naumann, Primitive Gemeinschaftskultur. Jena 1921; Grundzüge der deutschen Volkskunde. Leipzig 1929. ® John Meier, Kunstlieder im Volksmund. Halle 1906; ders., Kunstlied und Volkslied in Deutschland. Neudruck Halle 1906. Zin: Würdigung der wissen schaftlichen Bedeutung J. Meiers siehe Strobach, a. a. O., 367 f. ® Julius Schwietering, Das Volkslied als Gemeinschafts lied. Euphorion XXX (1929); siehe auch Martha Bringemeier, Gemeinschaft und Volkslied. Münster 1931. * Wolfgang Steinitz, Deutsche Volkslieder demokra tischen Charakters aus sechs Jahrhtmderten. Ver öffentlichungen des Instituts für deutsche Volks kunde. Bd. 4. Berlin 1954 f. ' Geboren 1723, gestorben 1783. Zur Biographie P. Lindemayrs siehe Dr. Pius Schmieder, Der österr. Volksdichter P. Maurus Lindemayr. OÖ. Preßvereinskalender, Linz 1885; über seine Werke: M. Lindemayrs sämtliche Dichtungen in obderennsischer Volksmundart mit einer biographisch literarischen Einleitung und einem kurzgefaßten Idioticon, herausgegeben von P(ius) Sch(mieder). Linz 1875. Rudolf Büttner: Burgen und Schlösser zwischen Wienerwald und Leitha. Birkenverlag, Wien 1966. Seit Jahren ist der Birkenverlag in Wien in dankens werter Weise bemüht, eine Buchreihe über österrei chische Burgen und Schlösser herauszubringen. Her vorragende Fachleute und Historiker konnten vom Verlag als Verfasser gewonnen werden; sie bürgen für eine exakte, auch die neuesten Forschungen berücksichtigende Darstellung des behandelten Stoffes. In flüssiger Sprache wird dem Leser eine Materie nahegebracht, die sich in vielfacher Gestalt in der österreichischen Landschaft dem Beschauer darbietet: unsere Burgen und Schlösser, die mit ihren Mauern - mögen auch viele in Trümmern liegen — einen oft mit Blut geschriebenen Abschnitt der österreichischen Geschichte in die Gegenwart herübergerettet haben. Den bisher herausgebrachten Burgenbüchern des Birkenverlages ist nun der erste Band einer auf acht Bände angelegten Reihe der Burgen und Schlösser Niederösterreichs, gefolgt, dem das Prädikat „Ausge zeichnet" zugebilligt werden muß. Dr. Rudolf Büttner, der auch das Buch „Burgen und Schlösser an der Donau" geschrieben hat, ist der Autor der vorliegenden Neuerscheinung. Ihm und dem Verlag gebührt ein besonderer Dank, weil in diesem Buche auch jener Anlagen gedacht wurde, die sich nur noch als Boden denkmäler in der Form eines Erdwerkes erhalten haben. Nun wurden auch die Schanzen, die Hausberge und die Burgställe, soweit bei diesen nicht abgekom mene Burgen gemeint waren, behandelt. Gerade auf diese Anlagen muß die Burgenforschung ihr Haupt augenmerk richten, weil hier die Anfänge und Vor läufer des mittelalterlichen Burgenbaues zu suchen und zu finden sind. Hier setzt das berechtigte Interesse des ernsthaften Burgenforschers ein, da sich dabei Vergleichsmöglichkeiten erschließen und die Streuung bzw. die Konzentration erkennbar wird. So begrü ßenswert die Hereinnahme dieser Anliegen ist, so muß doch bedauert werden, daß sie nicht in einem eigenen Bande zusammengefaßt wurden - auch für die anderen Bundesländer sollte dies nachgeholt werden -, sondern in den Text einbezogen sind. Der eigentliche Burgen- und Schlösserkatalog ist ebenso wie der Quellennachweis ausführlicher geworden, jedoch keineswegs zum Nachteil für den Benützer des Buches, dem auch die beigefügten Pläne einen wert vollen Behelf in die Hand geben. Mit diesem vorlie genden Buch und den weiteren in Vorbereitung be findlichen Bänden des Birkenverlages über Nieder österreich wird eine wertvolle Burgenkunde dieses Bundeslandes geschaffen, auf die man sieh schon jetzt freuen darf. Norbert Grabherr
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