OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

Text verstreuten - oft auch verkannten - Burgställe in einem Band oder wenigstens in einem eigenen Abschnitt behandelt worden. Als Mangel empfindet man auch das Fehlen von Plänen und Grundrissen bei den Burgen und Schlös sern, der Typenprofiie bei den Burgställen und vor allem Bilder vom gegenwärtigen Aussehen der wich tigsten Anlagen; die Vischer-Stiche können nur ein magerer Ersatz sein. Norbert Grabherr Rudolf Walter Litschel: Oberösterreich - Land der Gegensätze und des Gleichklanges. Linz 1965, Rudolf-Trauner-Verlag, S 220.-. Das Umschlagbild dieses schönen Bandes zeigt die Landschaft um den Mondsee - Alpen, See, Alpen vorland, das uralte Kloster, das grellweiße Band der Autobahn - und gibt damit den Grundakkord des Werkes an, das in seiner erlesenen Bilddokumen tation die Vielfalt Oberösterreichs, seine Gegen sätzlichkeiten, vor den Beschauer hinrückt und letztlich als harmonische Einheit erfühlen läßt. Kurze drei sprachige Einführungen gehen den Bildfolgen Land schaft, Geschichte, Kirchen und Klöster, Schlösser, Türme und Fassaden, Altäre, schöpferische Ober österreicher, Kunst der Gegenwart, Volltstum, Ein bruch der neuen Zeit voran, die in großflächigen Färb- und Schwarzweiß-Aufnahmen das Wesentliche über das Land zwischen Inn und Enns, Böhmerwald und Dachstein ins Blickfeld bringen, wobei sich immer wieder Gelegenheit bietet, die Kontraste, an denen Oberösterreich reich ist, durch Bildpaanmgen be sonders eindrucksvoll schaubar zu machen. Der Band wird nicht nur dem fremden Besucher Oberösterreichs den Reichtum dieses Landes erschließen und immer wieder in Erinnerung rufen — auch dem, der inmitten dieses Reichtums daheim ist, macht er vieles bewußter. P. Otto Jungmair: Unta da Linden. 50 Lieder und Sprüche Walthers von der Vogelweide in die ober österreichische Mundart übertragen. OÖ. Landes verlag. Linz 1964, 146 S. Wir hatten schon mehrmals Gelegenheit, in diesen Blättern auf die Bedeutung Otto Jungmairs für die Dichtkunst in Oberösterreich hinzuweisen. Jetzt liegt uns ein weiterer Band seiner Werke, wieder betreut vom OÖ. Landesverlag, vor, der den Autor von einer völlig neuen Seite zeigt: Die anläßlich des 75. Ge burtstages des Dichters mit Unterstützung der ober österreichischen Landesregierung herausgegebenen Auswahl aus seinen Übertragungen der Verse Walthers von der Vogelweide (um 1170—1230) in die ober österreichische Mundart. Zwar ist wohl allen Ge bildeten Name und Bedeutung dieses größten mittel alterlichen Minnesängers und Verfassers leidenschaft licher politischer Kampfgedichte während der Aus einandersetzungen zwischen Kaiser- und Papsttum geläufig, aber nur wenigen erschließen sich noch die mhd. (normalisierten) Originalfassungen der Ge dichte, die die Unsterblichkeit Walthers bekunden, oder finden einen Zugang zu ihnen durch die oft recht wenig ansprechenden, häufig sehr steifen Über tragungen der Gedichte in die neue hochdeutsche Schriftsprache. Die Ursprünglichkeit, ilire Kraft und Bildhaftigkeit, die diese Verse kennzeichnen, bleiben damit gegenwärtig oft unbekannt. Erfüllt von der Erkenntnis der partiellen Lautverwandtschaft des Mhd. mit der oberösterreichischen Mundart, versucht Otto Jungmayr nun, den Lesern unserer Tage die Verse Walthers von der Mundart her näherzubringen. In einem Nachwort erläutert und rechtfertigt er sein Unternehmen, das, wie ihm selbst bewußt ist, auch die Gefahr in sich birgt, dadurch eine Ummünzung des typisch adeligen auch in den „dörperhaften" Versen noch deutlich nachwirkenden Elementes der ritterlichen Dichtungen Walthers in den Tonfall und die unbekümmerte Einfalt einer bäuerlichen Liebesromantik vorzunehmen. Wie Otto Jungmair seiner Aufgabe gerecht geworden ist, zeigt die Gegenüberstellung der mhd. Texte (nach der Ausgabe von Fr. Pfeiffer, Leipzig 1911) mit seinen Übertragungen. An ihnen möge jeder selbst erprüfen, in welchem hohem Maße es Jung mair gelungen ist, sogar das Originalmetrum Walthers zu übernehmen und den Wortlaut, wo sich eine unmittelbare Übertragung nicht durchführen ließ, im Geiste des Originals zu gestalten. Vielfach wurde unmittelbare Situationsgleichheit darzustellen ver sucht. Mehrmals gelangen erstaunlich wortgetreue Übertragungen, wofür wir als eines der besten Bei spiele einen Vers aus dem Gedicht „nieman kan beherten" herausgreifen: Hüetet iuwer zungen, daz zimt wol den jungen; stoz den rigel vür die tür, la kein boese wort dar vür. la kein boese wort dar vür, stoz den rigel vür die tür: daz zimt wol den jungen, hüetet iuwer zungen. Hüats guat engre Zimgen, so gherts für dö Jungen: schiabts a Riegerl fest voar d' Tür, laßts koan vorlauts Wärtl vür. Laßts koan vorlauts Wärtl vür, schiabts ä Riegerl fest voar d' Tür: So ghert 's für dö Jungen, hüats guat engre Zungen! Die Übertragungen fanden, wie der Verfasser in seinem Nachwort ausführt, die Zustimmung zahl reicher bedeutender Germanisten und Dichter, daruntervor allem des Dichters Hans v. Hammer stein, der das Ergebnis der Bemühungen Jungmairs als grundlegend für einen „Walther redivivus" be grüßt. Die Reihung der übersetzten Gedichte ist nach dem Lebensablauf Walthers geordnet. Ein Verzeichnis der mhd. Versanfänge erleichtert ihre Auffindung, eine Zusammenstellung weniger bekannter mundart licher Ausdrücke unterstützt das Verständnis der mundartlichen Übertragrmg. Im Hinblick auf das Zusammentreffen von bedeutenden Originaldichtungen und kongenialer Nachdichtung wäre es sehr zu wünschen, wenn Jungmairs „Walther" tatsächlich dazu beitragen würde, dem großen deutschen Dichter des Mittelalters nicht nur wieder Eingang in die Privatbibliotheken zu verschaffen, sondern wenn auch manche Übertragungen Jung mairs zur Verlebendigung des Unterrichtes in den höheren Lehranstalten herangezogen würden, wozu sie sich sowohl bei der Behandlung des Mhd. wie bei der heimischen Mundart in vorzüglicher Weise eignen. E. Burgstaller

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