OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

aus Bayern, doch ist Martino ein geborener Neapoli taner. Das Buch ist übersichtlich gegliedert und muß als in jeder Beziehung vorbildlich bezeichnet tverden. Die beigegebenen Bilder runden das Werk zu einer überaus erfreulichen Neuerscheinung ab. O. K. Karl Kromer; Von frühem Eisen tmd reichen Salzherren. - Die Hallstattkultur in Österreich. Wien, Wollzeilen-Verlag 1964. 216 S., 24 Bildseiten mit 49 Abbildungen, 22 Zeichnungen, 2 Karten. Ganzleinen S 160.-. Wie schon der Titel verrät, handelt es sich hier um ein populär-wissenschaftliches Buch, das zweifellos in manchen Abschnitten mehr Roman denn wissen schaftliche Erörterung ist. Um es gleich vorwegzu nehmen, das Buch ist trotz seiner journalistischen Darstellungsmittel inhaltlich so fruchtbar und zuver lässig, daß seine Lektüre jedem Heimatforscher aufs wärmste empfohlen werden kann. Archäologische Belletristik entspricht heute so sehr einem breiten Publikumsbedürfnis, daß manches dieser Bücher Bestseller des Buchgeschäftes geworden ist. Kassenerfolg und inhaltliche Qualität müssen aber nicht immer konform gehen. Viele dieser Publikationen wurden von Schriftstellern und Journalisten mit ange lesener fachlicher Halbbildung verfaßt. Sie zeichnen sich wohl durch darstellerische Brillanz und gewandte Ausdrucksweise aus, versagen aber meistens in der Bewältigung des Stoffes. Wenn sie schon nicht ge rade Falsches berichteten, so haben sie doch die Akzente meistens unrichtig verteilt. Wesentliches bagatellisiert und Belangloses sensationell aufge bauscht. Haben aber solche Bücher einen fundierten Gelehrten als Verfasser, so lassen sie meistens jedes Maß von Schwung und Spannung vermissen und ersticken trotz volkstümlicher Schale nur allzu oft in fader Fachsimpelei. Ein befriedigender Kompromiß zwischen Schriftsteller und Wissenschaftler hat sich mn- selten ergeben. In dieser gewohnten Zwiespältigkeit scheint das hier vorliegende Buch eine rühmliche Ausnahme zu sein. Es ist zweifellos anregend geschrieben und hält den Leser bis zur letzten Seite in Spannung. Die gewählten Zwischentitel sind die beste Visitenkarte gelungenen darstellerischen Könnens, die den meisten Kapiteln des Buches zu eigen ist. Dank dieses Vorzuges wird dieses Buch nicht nur zu einem Vermittler wohlabge rundeten, einwandfreien Wissens über die ältere Eisenzeit, sondern auch zu einer anregenden Lektüre. Im Mittelpunkt der Darstellung steht Oberösterreich, insbesondere unser kleiner Bergbauort Hallstatt. Für die Zuverlässigkeit des Gebotenen bürgt die Person des Verfassers. Kromer ist Universitätsdozent für dieses Fach und hat überdies sein bisheriges Lebenswerk im wesentlichen der wissenschaftlichen Auswertung der Hallstätter Grabungsergebnisse ge widmet. Seit Jahren führt er selbst Grabungen im Innern des Salzberges durch, um den Spuren des „alten Mannes" nachzugehen und die Geheimnisse des prähistorischen Salzbergbaues auszuforschen. Der Untertitel „Die Hallstattkultur in Österreich" trügt. Tatsächlich haben wir es mit einem Buch über die urgeschichtliche Vergangenheit Hallstatts zu tun. Zunächst wird der geographische Raum in Wort und Bild geschildert, dann folgt die Geschichte der be rühmten Ausgrabungen, die das kleine Gebirgsdorf in der Mitte des vorigen Jahrhunderts weltbekannt gemacht haben. Anschließend werden an Hand der archäologischen Denkmäler, unterstützt durch ein gutes Abbildungsmaterial, Kultur und Wirtschaft der Hallstattzeit anschaulich gemacht. Ausblicke auf archäologische Prunkstücke und Fundplätze der anderen Bundesländer und des benachbarten Aus landes spiegeln die zeitgenössische Umwelt wider und bringen die einmalige Sonderstellung Hallstatts zur richtigen Geltung. Das letzte Drittel des Buches ist dem wirtschaftlichen Potential dieser Bergbau gemeinde, dem Salzbergbau, gewidmet; er war es, der dem abgeschiedenen Dorf einst so viel Reichtum und kulturelle Weltgeltimg verschafft hat. Durch sinnvolle Deutung der archäologischen Funde und Einbeziehung geschichtlicher Nachrichten der antiken Schriftsteller gelingt es dem Verfasser, ein anschauliches Bild der historischen, wirtschaftlichen und technischen sowie der soziologischen, künstleri schen und geistigen Komponenten der Zeit zu ent werfen, die jene Kultur geformt haben, die in ganz Mitteleuropa nach Hallstatt benannt wird. Damals war diese Bergbaugemeinde zweifellos eine europäische „Metropole". Darum ist dieses Buch auch mehr ein Kapitel oberösterreichischer denn gesamtösterreichi scher Geschichte. Der Verfasser hat sich diesmal nicht an den Fachmann, sondern an breite Kreise gewendet, und darum sei es auch diesen ganz beson ders empfohlen. Jeder Heimatpfleger, vor allem jeder Lehrer, sollte es kennen, und in keiner Lehrerbiblio thek darf es fehlen. Dr. Josef Reitinger Robert Baravalle: Burgen und Schlösser der Steiermark. 100 Abbildungen nach dem Schlösser buch von Vischer (1681), 692 Seiten. Stiasny-Verlag, Graz 1961. Das Buch bietet eine erweiterte Zusammenfassung der 1936 und 1943 erschienenen dreibändigen Aus gabe dar und wirkt in seiner derzeitigen Gestalt wie ein Burgenlexikon, ohne es aber zu sein. Das Werk in seiner Gesamtheit ist eine großartige Leistung, die von jahrzehntelanger, intensiver Forschung Zeugnis gibt. Es wäre aber entschieden besser gewesen, die seinerzeitige Dreiteilung beizubehalten und eine systematische Gliederung der beschriebenen Anlagen vorzunehmen, statt alles in einen Band zusammenzu pressen ; erwungen durch die alphabetische Aufzählung in den Bezirken (Bezirkshauptmannschaften) reihen sich Burgen, Schlösser, Ruinen, Edelhöfe, Burgställe neben nicht gesicherte, teilweise sogar sagenhafte Anlagen, wobei der Verfasser es unterlassen hat, eine Begehung der örtlichkeit vorzunehmen. Bei den genealogischen Angaben vermißt man die Quellen angaben. Warum der Verfasser die Klöster und Stifte in sein Buch hereingenommen hat, das ausdrücklich „Burgen und Schlösser der Steiermark" heißt, ist unergründlich. Der Inhalt des umfangreichen Buches hätte — unter Weglassung der sagenhaften und nicht gesicherten Anlagen - ohne besondere Schwierig keiten sachlich wie zeitlich gegliedert werden können, so daß ein für die lokale Forschung klar gegliedertes Nachschlagewerk zustande gekommen wäre. Um nur einige Beispiele zu nennen: Die Burgstallforschung würde sich wesentlich forcieren lassen, wären die im

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