gegen die neue Sitte wettert (siehe L. Weiser, Jul. 1923, 54f.). Es fällt auch schwer, an die S. II vorgetragene i^sicht zu glauben, daß der Name „Wildes Heer" sich von einer „Mondmutter Wilbert", eine der drei „Bethen": Einbet, Warbet, Wilbet, herleitete, indem ihr Name (nunmehr „Wilherr" geschrieben) allmählich auf das von ihr geführte Totenheer übergegangen und dabei zu „Wildem Heer" geworden sei. Aber auch die Herleitung des Namens „Bachlbuschen" (wozu es im Salzburgischen noch die Zusammen setzungen Bachltag, -koch, -schneid gibt) von Pech, Pechöl macht es dem Leser nicht leicht, ihr zuzu stimmen, zumal Schmeller (B. Wbl. I., 271) auf die sprachlichen Zusammenhänge mit Pecht, Percht mit typischem R-Ausfall, verweist. Nicht zu erweisen dürfte auch die Gleichsetzung der im mittleren Salz kammergut mehrfach bezeugten Mittwintergestalt der „Biramuada" mit der im Innviertel bekannten „Berfrau", „Frau Beri" sein (S. 100), die gleich der Frau Percht oder der „Perchtmutter" in den Rauh nächten mit ihrer Seelenkinderschar umzieht (siehe Atlas von Oberösterreich, Erläuterungsband z. 2. Lieferung, 188 ff.), deren Name Anm. 595 von „Gebärmutter" abgeleitet wird, indes die mundart liche Überlieferung die Biramuada eindeutig als „Birkenmutter" bezeichnet, wie sie in gleicher Alter tümlichkeit auch für Nordosteuropa bezeugt ist und hier wie dort wohl mit der im Weihnachtsbrauch vielfach verwendeten Birke zusammenhängt (siehe u. a. O. Huth, Der Lichterbaum. 1940, 55). Den Namen der Frau Holle von einem „Stamm hei" in der Verbalbedeutung „neigen" abzuleiten, woraus „das Bild" der Mythengestalt „vom hold-geneigten ins holdselige gleitet", ist zumindest ebenso unge wöhnlich wie die Ableitung des deutschen Wortes Garten aus (Anm. 268) einem „poln. gards", statt es mit dem gleichlautenden gotischen gards und im weiteren mit lat. hortus zusammenzubringen. Und schwerlich wird man sich auch dazu verstehen, zu glauben, daß das Pferd „und als dessen Vorgänger Elen und Ren schon vor der Jüngeren Steinzeit als Winter- imd Sturmtiere galten" (S. 12). Unzutreffend ist die Meinung, daß das wunderschöne ,,Wiagnliad der Muatta Gottes" ein anonymes Volkslied sei, während es in Wirklichkeit eine der lieblichsten Schöpfungen des geistlichen Gmundner Mundart dichters Friedrich Pesendorfer darstellt, oder die Vermutung, daß der Volkskunde bisher die engen Beziehungen zwischen den skandinavischen und den südgermanischen Volksüberlieferungen entgangen sei en, wälirend doch, abgesehen von den Schriften der Brüder Grimm und ihrer Nachfolger, Zumindestens seit den dreißiger Jahren in den Werken von O. Höfler, L. Weiser-Aall, R. Stumpf!, R. Wolfram und z. T. auch von mir reichliches Material zu diesem Nachweis zusammengetragen wurde. Namen berühmter Autoren wie z. B. den des Heraus gebers des eben genannten Handwörterbuches, der nicht Hoffmann-Krager (wie im Literturverzeichnis S. 192), sondern Hoffmann-Krajer lautet, oder für den Verfasser des seinerzeit Aufsehen erregenden Artikels über den Krankheitsnamen Gicht, der sich Lessiak, nicht, wie mehrmals, z. B. in Anm. 24, Lessial schrieb. Doch können alle diese Einzelheiten, die in einer Neuauflage leicht verbessert werden können, den großen Wert des Gesamtwerkes nicht schmälern, das schon jetzt, ebenso wie Kastners Eisen-Buch, zu den Standardwerken der deutschen Volkskunde und im Speziellen der europäischen Krippenforschung gehört. Ernst Burgstaller Alfred Karasek-Langer: Krxppentlieater und bewegliche Krippen im Sudetenraum. Sonder druck aus: Jahrbuch für ostdeutsche Volkskunde, herausgegeben von Alfons Perlick. Bd. VIII (1965), 171-253, 2 Karten, 1 Abb. In dem großangelegten Werk von Otfried Kastner über die Weihnachtskrippe Oberösterreichs wird auch die Sonderform der „mechanischen" Krippe erwähnt', für die sich in diesem Land in Neukii chen i. d. Viechtau („Harringer-" und „Spießberger-Krippe") Christ kind! („Klouba-Krippe") und Bad Ischl („KalßKrippe") eindrucksvolle Beispiele finden. Man ver steht unter diesem Terminus mechanische Kunst werke, bei denen mittels einer Unzahl von Drähten und sonstigen Verbindungen, die elektrisch oder mechanisch angetrieben werden, eine Reihe von Figuren, oft an die hundert imd mehr, in Bewegung gesetzt werden. Daß dieser Typus in Oberösterreich keineswegs vereinzelt ist, bezeugt die Auffindung der Reste der einstigen „Madl-Krippe" im Heimathaus Schärding, die allem Anschein nach besonders sorg fältig ausgearbeitete Weihnachtskrippe, die sich der aus Nordböhmen eingewanderte und später wieder dorthin zurückgekehrte Weber Hable in Haslach um die Jahrhundertwende anfertigte®, und einige gedruckte Belege, wiedergegeben in „Volkskunde der Stadt Linz" von Hans Commenda®, die die Existenz derartiger „Lauf-Krippe" für das 18. und 19. Jahr hundert auch in der Landeshauptstadt bezeugen. In Oberösterreich finden sich auch Nachweise für bewegliche Passions-Krippen, wie in der auf einen Brückenwagen montierten Passionsdarstellung des Haslacher Webers EngP, der mit ihr zu Vorstellungs zwecken über Land fuhr, und insbesondere in der mit lebensgroßen Marionettenfiguren operierenden „Fall andacht", der Darstellung von Christi Todesangst am Ölberg, die ab 1781 zur Fastenzeit in der Karmelitenkirche in Linz abgehalten wurde®. Nicht ganz durchgefeilt wurde der Anmerkungsteil, in dem manche Anmerkung dort fehlt, wo sie wegen der Einmaligkeit der beschriebenen Sachverhalte dringend erwartet und gewünscht würde, während unbedeutendere Details überbelegt sind. Dazu kommt, daß spätere Anmerkungen in ihrer Textierung viel fach nicht auf vorherige abgestimmt sind oder be rühmte Werke wie das „Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens" regelmäßig mit einem unrichtig ge schriebenen Titel zitiert werden. Das gilt auch für Die Wurzeln für diese eigenartigen Nebenformen der Krippe liegen, wie A. Karasek in seinem in jeder Hinsicht ausgezeichneten Aufsatz ausführt, in den mechanischen Kunstfertigkeiten, die insbesondere in Nürnberg und Augsburg während der Renaissanceund Barockzeit entwickelt wmrden, und in den engen Wechselbeziehungen zwischen Krippenkunst und Ordensbühnen, die bereits um die Mitte des 16. Jahr hunderts derartige mechanische Vorrichtungen in ihre Regiekünste aufnahmen. Von hier aus wird aber
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