Die dritte Stadtgebietsvergrößerung (1938/39) vollzog sich — auf autoritärem Wege — während des Dritten Reiches, das für Linz ein Wachstum auf 300.000 Ein wohner vorgesehen hatte. Die damaligen Eingemeindungspläne, die allerdings der zweite Weltkrieg sehr bald zum Stillstand brachte, hatten weitgesteckte Ziele, da in zwei Etappen die Vereinigung der fünfzehn Gemeinden Wilhering, Leonding, Fasching, Hörsching, Trarm, Ansfelden, Ebelsberg, St. Florian, Asten, Steyregg, St. Magdalena, Puchenau, Lichten berg, Ottensheim und Gramastetten mit Linz und damit die rund vierfache Größe des heutigen Stadt gebietes vorgesehen war. Verwirklicht wurde nur die Eingliederung Ebelsbergs, womit die natürliche, nach Süden gerichtete Entwicklungslinie der Stadterwei terung die Traun überschritt, und St. Magdalenas, das sich nördlich der Donau organisch in das Stadt gebiet einfügte. Im Vordergrund der Eingemeindungs pläne stand auch Leonding, wo schon im Jahre 1906 Stimmen für die Eingemeindung der Ortschaften Gaumberg, Untergaumberg und Landwied nach Linz lautgeworden waren und 1938 neuerlich Verhand lungen begonnen hatten. Über Auftrag Adolf Hitlers wurde die Angliederung Leondings damals vorläufig zurückgestellt; aus dem Leondinger Gemeindegebiet kam nur das Keferfeld 1939 zu Linz. Der Verfasser hält den Ablauf der Eingemeindungen mit allen seinen Einzelheiten fest, bringt im Anhang zahlreiche Dokumente im Wortlaut, unterstützt den Text durch viele und interessante Bildbeigaben (Pläne und Lichtbildaufnahmen des Stadtbezirkes) und zieht schließlich Vergleiche zwischen der Ent wicklung in Linz und in anderen österreichischen Landeshauptstädten. Eine Zusammenfassung rundet das Werk ab, das eine Lücke im Linzer stadtgeschicht lichen Schrifttum schließt. Setzt man die im Buch Altmüllers so eingehend erläuterte Entwicklung des Linzer Stadtbezirkes in Beziehung zur regionalen Gliederung des Linzer Raumes im Mittelalter, so ergibt sich als bemerkens werter historischer Aspekt, daß die um die Mitte des vorigen Jahrhunderts beginnende Ausbildung des heutigen Linzer Stadtgebietes nicht nur von einer schon im Mittelalter umgrenzten Gebietseinheit (Stadtburgfried) ausgeht, sondern in ihren einzelnen Etappen sehr deutlich auch einem größeren, noch älteren historischen Raumgebilde, dem frühmittel alterlichen Pfarrsprengel der Linzer Martinskirche, zustrebt. Die älteste Grenze der Pfarre Linz verlief, die erst im späteren Mittelalter selbständig werdenden Pfarrgebiete von Leonding und Puchenau noch ein schließend, vom Kürnberg (Hainzenbach, Rufling) quer über die Traimebene zur Traun oberhalb von St. Martin, an der Traun und Donau über Klein münchen — Zizlau - St. Peter — Lustenau, übersetzte in Katzbach den Strom und kehrte über St. Magdalena den Haselgrabeneingang, den Südhang des Lichtenberges, den Pöstlingberg und die Koglerau oberhalb von Puchenau zur Donau und zum Kürnberg zurück. Dieser Grenzverlauf ist nördlich der Donau auf dem Pöstlingberg, der Koglerau und am Sagbach oberhalb von Puchenau schon 827, in Puchenau imd Katzbach im 10. Jahrhundert urkundlich belegt, südlich der Donau durch den Umfang des zur frühmittelalter lichen Pfarre Linz zählenden Pfarrgebietes von Leon ding (einschließlich der Leondinger Tochterpfarre Kleinmünchen) festgehalten, das mit den zugehörigen Ortschaften (Friesenegg, Graben, Holzheim, Aichberg, Berg, Alharting, Enzenwinkel, Bergham, Rufling, Leonding, Imberg, Gaumberg, Landwied, Haag, Hart, Reith, Jetzing, Staudach, Felling, Ödt, Bergern, Scharlinz, Kleinmünchen), zu denen auch das später von Leonding nach Traun umgepfarrte St. Martin zählte, das bei der Pfarre Linz verbleibende Gebiet vom Kürnberg bis zur Traun umschloß. Die harmonische, im Landschaftsbild so ausgezeichnet abgegrenzte kirchliche Gebietseinheit der frühmittel alterlichen Pfarre Linz überlagerten in der Folge die Herrschaftsterritorien und staatlichen Verwaltungs bezirke (Landgerichte) mit ihrem viel tmruhigeren Grenznetz. Waren durch die passauische Herrschaft Linz, die später als Passauer Lehen mit der Herrschaft der Haunsperger auf Wildberg verschmolz, Nordtmd Südufer der Donau in Linz nicht nur im kirch lichen Bereich, sondern auch besitzmäßig miteinander verbunden, so zerfiel der alte Herrschaftszusammen hang, als um 1200 der haunspergische Besitz nördlich der Donau an die Starheraberger, Linz aber an die Babenberger überging. Bei der Bildung der ältesten Landgerichte wurde die Urfahrer Bucht halbiert; westlich des Haselbaches gehörte sie zum Landgericht Waxenberg und zum Mühlviertel, östlich zum Land gericht Freistadt und zum Marchlandviertel, in der Folge aber zu den Landgerichten Wildberg, Freistadt und Steyregg, während Puchenau hei Waxenberg (Ottensheim) verblieb. Südlich der Donau lagen die Pfarren Linz und Leonding im Landgericht Donautal, das den Linzer Stadtburgfried auf allen Seiten um schloß; seit dem 16. Jahrhundert zählte das Gebiet zwischen Donau, Tratm und Wiener Reichsstraße — Landstraße zum Landgericht Steyregg, das westlich anschließende Gebiet bis zur Linie Traun — Hanselbäckmühlc (heute Zaunermühle in St. Martin) - Ödt - Reith - Leonding - Leondinger Straße - Kapu zinerstraße bildete seit 1648 das Landgericht Linz, das Restgebiet der Pfarren Linz und Leonding verblieb im Landgericht Donautal. Die Verwaltungsgliederung des 18. Jahrhunderts griff wieder auf die alten kirchlichen Gebietseinheiten des Linzer Raumes zurück. Das Distriktskommissariat Linz umfaßt die acht Katastralgemeinden Linz-Stadt, Untere und Obere Vorstadt, St. Peter, Kleinmünchen, Leonding, Rufling, Holzheim, also den frühmittel alterlichen Linzer Pfarrhereich südlich der Donau. Nördlich der Donau lag dieser Pfarrsprengel, mm vermehrt um die von Gallneukirchen nach Linz umgepfarrten Ortschaften Auhof, Elmberg, Maderleiten und Haselgraben, im Distriktskommissariat Wildberg; Puchenau zählte zum Distriktskommis sariat Ottensheim. Im Rahmen dieser Verwaltungs einheiten vollzog sich die Bildung der Ortsgemeinden, durch deren fortschreitenden Zusammenschluß die Großgemeinde Linz den Umfang der frühmittel alterlichen Pfarre Linz heute weitgehend erreicht hat; außerhalb der Stadtgebietsgreirzen verbleiben von diesem Sprengel nur noch die Gemeindegebiete von Leonding und Puchenau, umgekehrt greift die Gemeinde Linz mit der Eingliederung Ebelsbergs über die Linzer Altpfarrgrenzen hinaus.
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