Schrifttum ZUR LINZER STADTGESCHICHTE Die Entwicklung des Linzer Stadtgebietes In der Reihe der vom Linzer Stadtarchiv heraus gegebenen Sonderpublikationen zur Linzer Stadt geschichte legt Rudolf Peter Altmüller mit dem aus seiner Dissertation erwachsenen Band „Die Linzer Eingemeindungen — Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Landeshaupt stadt Linz" (254 Seiten, 24 Tafeln) eine stadt geschichtlich bedeutungsvolle Abhandlung vor. Er stellt die Ausbildung des heutigen Stadtbezirkes Linz dar, die parallel mit der Geschichte der modernen Industriestadt Linz und ihrer wachsenden Bevöl kerungszahl vor mehr als hundert Jahren begann und 1939 zu einem vorläufigen Abschluß gelangte. Der Prozeß der fortschreitenden Stadterweiterung vollzog sich in drei Etappen, von denen die erste (1859-1873) im Zeichen des beginnenden Eisenbahnverkehrs (1858 Eröffnung der Westbahn) und der Anfänge der modernen Linzer Großindiistrie (1840 Schiffs werft, 1850 Tabakfabrik, 1869 Hatschekbrauerei, 1879 Franckfabrik) steht, die zweite (1915-1934) die Überschreitung der Großstadtgrenze (1922: 95.000; 1923: 102.000 Einwohner) manifestiert, die dritte (1933—1939) die Schwelle jener stürmischen Weiter entwicklung kennzeichnet, die die Einwohnerzahl von Linz in vierzig Jahren auf das Doppelte (1965: 204.000 Einwohner) ansteigen ließ. Altmüllers Buch, das sich auf die gründliche Aus wertung des Aktenmaterials stützt, läßt den Vorgang der Stadtgebietsentwicklung mit seinen vielen, zeit geschichtlich interessanten Details vor uns abrollen. Der Ausgangsraum ist die Katastralgemeinde Linz des 18. Jahrhunderts, die von der Donau und der Linie Wollzeugfabrik - Ringstraße - Honauerstraße - Eiserne Hand - Lustenauerstraße - Kaufmännisches Vereinshaus — Magazingasse - Wurmstraße — Hopfen gasse — Kapuzinerstraße - Hirschgasse — Lessinggasse — Tummelplatz — Obere Donaulände umfangen war und sich in dieser Umgrenzung im allgemeinen mit der weit ins Mittelalter zurückreichenden Gebiets einheit des Burgfrieds der Stadt Linz deckte. Als 1849 die Bildung der heutigen Ortsgemeinden begann, sollten nach den behördlichen Plänen mit dieser Katastralgemeinde Linz die südlich benachbarten Katastralgemeinden Untere Vorstadt Linz (Lustenau), Obere Vorstadt Linz (Waldegg) und St. Peter zur Ortsgemeinde Linz vereinigt und damit der schon damals bestehenden engen Verflechtung dieser vier Gemeindegebiete Rechnung getragen werden. Da Linz bereits 1849 auch die Eingemeindung des Marktes Urfahr anstrebte, zeichnete sich schon vor mehr als einem Jahrhundert erstmals der Plan einer Großgemeinde Linz ab, deren Gebiet bei Verwirk lichung dieser Pläne 42 Quadratkilometer (heutiges Stadtgebiet: 96 Quadratkilometer) mit 32.000 Ein wohnern umfaßt haben würde. Die Zeit für diese vorausschauende großzügige Lösung war jedoch damals noch nicht gekommen, denn keine der für den Zusammenschluß vorgesehenen Gemeinden stimmte der Aufgabe ihrer Selbständigkeit zu, und nur in zähen Verhandlungen konnten die Stadt gebietsgrenzen - vielfach erst im „Nachziehverfahren" zur rasch vorwärtsdrängenden Stadterweiterung - auf Kosten der Gemeinden Lustenau und Waldegg von den mittelalterlichen Burgfriedsgrenzen etwas weiter hinausgeschoben werden. Im Jahre 1859 verlief die Linzer Gemeindegrenze an der Linie Neue Brücke — Posthof - Hühnersteig - Eiserne Hand - Hessenplatz - Humboldtstraße - Blumauerstraße - Weingartshof straße - Bergschlößl - Hatschekvilla - Binder im Rat — Aktienbrauerei - Freinberg - Margarethen, 1866/1869 wurden die Anlagen des 1858 eröffneten Westbahn hofes, das Areal des 1863/1865 erbauten Allgemeinen Krankenhauses und der seit 1785 bestehende BarbaraFriedhof eingemeindet. Schließlich erfolgte 1873 trotz des Widerstandes der Gemeindeverwaltimgen von Lustenau und Waldegg die Eingemeindung der Haupt gebiete dieser beiden Gemeinden im Zwangswege durch Mehrheitsbeschluß des oberösterreichischen Landtages, so daß die Stadtgebietsgrenzen nun bis zur Linie Katzenau - Versorgungshaus - Keferfeld - Ziegelei Reisetbauer - Turm 10 - Margarethen vorrückten. Standen diese ersten Stadterweiterungen, die gegen den Willen der „neuen Linzer" vollzogen wurden, noch ganz im Zeichen des Beharrens auf den alther gebrachten Zuständen, wobei die Gegensätze zwischen städtischem Liberalismus und bäuerlichem Konser vatismus deutlich sichtbar werden, so gingen die Initiativen zur zweiten Etappe der Stadterweiterung (1915-1934) in hohem Maße Ijereits von den Nachbar gemeinden aus, die inzwischen die Vorteile der Eingemeindung in den Linzer Stadtbezirk erkannt hatten. St. Peter strebte seit 1906 die Eingemeindung an, die 1915 zustandekam. Die entscheidenden Ver handlungen zur Vereinigung Urfahrs mit Linz setzten nach verschiedenen, negativ endenden Versuchen (1849, 1878) im Jahre 1908 ein und kamen 1919 zum Abschluß; zugleich mit Urfahr kam auch Pöstlingberg, das sich kurz vorher an Urfahr angeschlossen hatte, zu Linz. Kleinmünchen bemühte sich seit 1914 um die 1923 vollzogene Eingemeindung. Langwierige Verhandlungen waren hingegen notwendig, um die am rechten Donauufer gelegenen Gebietsteile der Stadtgemeinde Steyregg (Katzenau, Panglmayrau) zu Linz zu ziehen. Es handelte sich hier um die Grenzen der einstigen Herrschaft Steyregg, die einem alten rechtsufrigen Seitenarm der Donau folgten und hier später als Gemeindegrenzen auch verblieben waren, als die Donauregulierung das heutige Strom bett geschaffen hatte. Die Verhandlungen wegen der Eingliederung dieses für Linz in mehrfacher Hinsicht (Hafengelände, Exerzierplatz, Flughafen) wichtigen Uferstreifens begannen 1921, die Eingemeindung erfolgte - zugleich mit jener der Heilhamerau - erst 1934 beziehungsweise 1938.
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