der Hand stocherte er in den Wiesen den Grund ab und suchte so die Mausgänge im Boden, in die er seine Drahtfallen hineinrichtete. Den gefangenen Maulwürfen zog er die Bälge ab und verkaufte sie. Bescheiden wie er war, arbeitete er meist nur um die Kost und etwas Hühnerfutter. Sonst war er ein aufgeweckter Charakter, wußte viel zu erzählen und brachte viel Unterhaltung mit ins Haus, besonders mit seinem drolligen und schalkhaften Benehmen. Die Kaiserjagden gehörten zu den besonderen Feierlichkeiten der Heimat. Kaiser Franz Josef hielt alljährlich oder mindest jedes zweite Jahr eine Hof- oder Kaiserjagd, wie wir sie nannten, in der Vichtau, in den ärarischen Gebieten hinter der Groß-Alm ab. Schon lange vorher war die Rede davon, daß heuer der Kaiser mit seinem Gefolge wieder zur Jagd komme. Die Holzknechte mußten das Jagdgebiet schon zeitlich vorher absperren und auch auswärtige Hirsche und Gemsen dorthin eintreiben. Bei der Jagd selbst mußten die Holzknechte mit den heimischen Förstern und Jägern das Revier in Richtung zu den Standplätzen des Kaisers und der prominenten Jagdgäste durchtreiben. Der Kaiser brachte jedesmal einige Hirsche, öfter auch Gemsen zur Strecke, was dem Jagdpersonal reichliche Treibgelder eintrug, so daß die Holzknechte meist einige Tage „nachtreiben", das heißt: blaumachen konnten. Solche Hofjagden waren wochenlang das Tagesgespräch in der ganzen Gegend. Wenn der Hofzug mit den vielen und prächtigen Kaleschen von Traunkirchen her ankam, liefen von allen Seiten die Leute zur Straße herbei, um den Kaiser und seine hohen Gäste zu sehen. Bei meinem Heimathaus, wo der Hofzug vorbei mußte, warteten die Nachbarn der ganzen Umgebung auf die Ankunft des Kaisers. Als endhch die ersten Kutschen mit den präch tigen, stolz dahertrabenden Pferden und den in ihren bunten Uniformen hoch am Bock sitzenden Kutschern heranfuhren, drängten sich alle Leute näher heran und brachen in laute Hochrufe aus, wenn der Wagen mit dem Kaiser anfuhr. Der Kaiser saß gemächlich im Jagdanzug mit Lederhose im W^agen und grüßte die Leute bewegt und freundUch mit seinem runden Jagdhütl in der Hand unter ständigem Kopfnicken und freundlichem Lächeln. Den letzten Kutschen mit Jagdgästen schaute man noch lange nach und erging sich dann in allerhand Gesprächen über den Kaiser, der von Ischl kam, und die Hofjagd. Zur Sicher heit für den Kaiser patrouillierten wohl einige Gendarmen die Straße entlang, aber sehr spärlich, für unseren alten Kaiser bestand ja wenig Gefahr. Nach der Jagd fuhr der Kaiser mit seinem Gefolge wieder zurück über Traunkirchen, Ebensee nach Ischl, auf der ganzen Strecke ehrfurchtsvoll und freudig begrüßt. Mit Kriegsbeginn waren diese Hofjagden in der Vichtau zu Ende.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2