OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

Die Bräuochsen von der Eggenberger Brauerei zogen auch regelmäßig ihre Bierfuhren von Vorchdorf hinein über Gmunden-Altmünster und über die Berge zu den Wirten in der Vichtau. In den Brauereien wurden damals diese schweren Ochsen bei den Bauern aufgekauft, eine Zeitlang zum Bierausführen verwendet und dann mit den Biertrebern gemästet. * Die Hausierer waren damals oft eine Landplage. Mit allerhand Zeug in Binkeln zogen sie von Haus zu Haus, oft hatten sie schlechte und entwertete Ausschußware, die sie den Leuten um teures Geld anhängen wollten. Die „Kraner" (Krainer) mit ihren Kraxen am Buckel und der offenen Auslage vor dem Bauch wurden lieber gesehen als die andern Hau sierer. Ihre Rasiermesser, Seifen, Kämme, Taschenmesser, Tabakspfeifen, Anhängsel, Broschen, Halsketterl, schönen bunten Tücherl wurden oft ganz gern gekauft, zumal dieses Zeug nicht zu teuer war. Sie kamen meist aus Krain und durchzogen mit ihren Kraxen unsere Gegenden, die meisten waren schon bekannt und hatten ihre Häuser, in denen sie über Nacht blieben. Die Rastlbinder, Häferl- und Pfannenflicker waren eigentlich ein notwendiges Übel, zumal es damals in weiter Umgebung wenig Spengler gab, die über dies wenig Freude am Häferlflicken hatten. Wenn die Rastlbinder ankamen, wurde alles schadhafte Geschirr im Haus zusammengesucht und ihnen vorgelegt. Nach einigem Trunk Most oder Schnaps begannen sie sofort die Arbeit, sie bauten neue Blechböden in die Häfen, löteten die löchrigen Pfannen und banden sogar die auseinandergebrochenen Tonreindl mit einem kunstgerecht angelegten Drahtgeflecht wieder zusammen. Ihre Arbeit machten sie im Sommer meist auf der Hausbank im Freien, die Bezahlung war bescheiden, und die Bäuerinnen waren froh, wenn das Geschirr wieder in Form war. Die Messer-und Scheren schleifer kamen auch regelmäßig ins Haus und fanden immer Arbeit, ebenso die unent behrlichen Sieberer oder Reitermacher, die wiederum die schadhaften Reitern und Siebe in Ordnung brachten. Genauso kamen auch die Korbflechter und Zögermacher immer zeitgerecht ins Haus, man mußte Haselstäbe und junge Eschen bereithalten, von denen sie die Zaine abziehen konnten, mit denen die Körbe und Zögern geflochten und ausgebessert wurden. * Der „Bäcker-Sepperl" gehört noch erwähnt, er war bei einem Bäcker in Gmunden als Brotausträger eingestellt und machte trotz seines Alters wöchentlich zweimal die weite Tour von Gmunden über Altmünster, Nach dem See und zu den umliegenden Häusern bis hinein zu unserm Haus, von wo er dann über die Hornberge und Münster nach Gmunden todmüde heimging. Das Gmundner Brot wurde in unserer Gegend sehr gern gekauft, weil es feiner und schmackhafter war. Meist kaufte man Knödelbrot (große weiße Wecken) für Semmelknödel, und wenn Mutter halbwegs bei Kasse war, kaufte sie auch einige Kipfel für uns Kinder, die wir schon ganz gierig mit den Augen aus dem Bäckerkorb herausfischen wollten, besonders wenn sie der Bäcker-Sepperl in seiner überaus freundlichen Art und Weise anpries. Freilich erwischten wir meist nur ein halbes Kipfel, weil für eine größere Kinderschar nicht so viel gekauft werden konnte. Mit dem Weißgebäck brachte der gern gesehene Bäcker-Sepperl immer auch noch einen Extrakorb voll Neuigkeiten aus Gmunden und dem von ihm durchstreiften „Gäu" mit, die er besonders beflissen und anregend er zählen konnte, wobei sich seine müden Füße wieder etwas ausrasteten. Am Heimweg geriet er meist in die finstere Nacht.

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