OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

auf die Viehmärkte zum Verkauf getrieben wurden. Die Überländ vom Heimathaus Untern berg, von dem vorher schon die Rede war, hieß von alters her bis heute „der Ifang" (Ein fang), es war also früher die ganze Bergwiese eine Weide. Da die beschwerliche Bergheuarbeit wegen des Mangels an Hilfskräften heute nicht mehr bewältigt werden kann, hat unser Nachfolger, der heutige Besitzer, die ganze Bergwiese vor einigen Jahren wieder in eine Weide mit Koppeln, also wieder in den alten „Ifang", umgewandelt und weidet dort alle Sommer das Jungvieh. Die „Heimhalten" und „Schafhaiti" sind fast überall abgekommen, weil die Einfriedung zuviel Arbeit verlangt und heute mit den Motormähern die Wiesen ränder des Waldes leicht abgemäht werden können. • Die „Eis eher weih er" von den Fischerhütten nach dem See kamen gern an Sonntagen ins Heimatdorf mit ihren „Stangelfischen", die sie nach dem Amt am Kirchenplatz auf Holztassen feilhielten. Diese Stangelfische - eine eigene Spezialität in der Traunseegegend — wurden auf Holzspreißerln aufgespießt, über Rücken und Seiten geschröpft und dann am offenen Feuer unter ständigem Herumdrehen gebraten. Die Fische, in Forellengröße, waren meist Reinanken, aber auch Saiblinge und andere Gattungen wurden sehr gern gekauft; ein Stück kostete zwei Kreuzer, drei bekam man um fünf Kreuzer, mit einem Weckerl wars nach der Kirche wohl eine bescheidene, aber um so feinere Jause. Wenn die „Fischer weiber" des öfteren die Stangelfische am Kirchplatz nicht anbrachten, gingen sie zum Kir chenwirt auch in die Gaststube mit ihrer Ware, wo die Stangerl zum Bier besonders gern geschnappt wurden. Da jagte sie aber meist der behäbige und energische Wirt zur Tür hinaus, weil er dabei sein „Lüngerl" (Beuschel) und seine Speckwürste nicht losbrachte und weil dann unter den Tischen eine Menge abgekiefelter Holzstangerl herumlagen. Damals war der Absatz der Fische nicht so groß, drum mußten die Fischerweiber an Sonn tagen in die umliegenden Ortschaften gehen und ihre Ware anbieten - heute sind diese Fische in der Stadt und auch bei den Fischern selbst oft schwer zu bekommen. Die Botenfuhrwerke waren in der so abgelegenen Vichtauer Gegend besonders wichtig. Die beiden Krämer im Ort hatten jeder selber ein einspänniges Pferdegespann, mit dem sie ihre Waren von Gmunden heimführten. Über die „Haöhnberögn" (hohen Berge) von Münster herauf konnten sie mit ihren leichten Pferden nicht fahren, sie mußten über Münster durch die Eben und dann auf der Traunkirchner Straße herauffahren, wo die Berge etwas sachter, aber immerhin auch noch zügig sind. Sie fuhren einige Male in der Woche, unbe dingt jeden „Ertag" (Eritag = Dienstag), an dem der Gmundner Wochenmarkt abgehalten wird. Da hatten sie auch für andere Leute allerhand Sachen mitzubringen, besonders die jungen Ferkel, welche die Bergbauern am Wochenmarkt gekauft hatten. Der eine Krämer hatte ein ganz leichtes, aber zähes Pferd, das genau so flink und beweglich war, wie er selbst, er war immer der erste auf der Heimfahrt, der andere Krämer hatte ein etwas schwereres Pferd, und er selbst war mit seinen etwa 130 Kilo eben auch schwer genug und eine ganz gehörige Last fürs Roß, da er immer auf dem Wagen saß. Außer den Krämern fuhr als ein beständiger Frächter für die Vichtauer der „Gassen Sepp" von der Gassen mit einem schweren Zugpferd einige Male wöchentlich nach Gmunden und schleppte allerhand Sachen und Waren über die Berge herauf, teilweise auch für die Krämer. Auch die Bahnfrachten holte meist er und brachte sie ins Haus; er war ein sicherer Fuhrmann, verläßlich und bescheiden.

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