OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

wird das Holz dann bei Schnee mit den Bocksehlitten, meist mit Ochsen, über die hohen, oft verworfenen und sehr gefahrlichen Waldwege heruntergestreift bis zu einer Ablagestelle an der Straße, von wo es rmt einem Doppelschlitten heimgeführt wird. Zum Zusammen streifen des Holzel aus dem Wald sind Pferde nicht gut geeignet, die Ochsen, die auch mit Eisen beschlagen sein müssen, finden in den engen und holprigen, oft ganz steilschüssigen Wegen leichter durch. Das Schindelmachen war sodann, wenn das Holz daheim war, und nach Beendigung des Holzfuhrwerkes die richtige Winter-Heimarbeit. Vom Stamm wurden die Schindel brocken mit etwa 23 Zoll Länge abgeschnitten; vom ersten Brocken wurde sogleich eine Kostprobe gemacht, wenn er schön gekloben hatte, wurden sie nacheinander hergeschnitten und unter Dach gebracht, daß sie nicht zu stark angefrieren konnten. Nun gings über das Glensen, das Spalten der Brocken, das mit dem Glenseisen und einem Schlägel gemacht wurde. Nachdem die schönen, aber noch rauhen Schindeln abgelegt waren, konnte man das Glattschneiden mit dem Reifmesser beginnen, das man meist in der warmen Stube besorgte, da ja das Holz rein war. Auf dem Roafschammel (Hainzelbank) wurden die Schindeln ganz glatt geschnitten und dann entlang einer sonnigen Stelle an der Hausmauer luftig aufgeschlichtet, im Herbst wurden sie dann unter Dach gebracht. Als Abschnitte kamen ganze Haufen von schönen „Schoaten" (Schwarten) zusammen, die durchs Jahr zum Anheizen der Öfen dienten. Meist im Frühjahr deckte man dann größere oder kleinere schadhafte Stellen am Dach mit den neuen Schindeln wieder neu auf. Die Schindeln wurden mit Nägeln an die Latten angenagelt, so daß sich Brett über Fuge deckte. Im Attersee- und Salzburger Gebiet wurden die Schindeln etwas größer gemacht und auf den dort üblichen Flachdächern mit Steinen niedergeschwert. Heute werden fast nur mehr Laubstreuhütten im Wald und Heustadel in den hohen Bergwiesen mit Schindeln oder auch mit geschnittenen Brettern eingedeckt. Von längeren Restbrocken, die nicht mehr so schön kloben, wurden Zaunspalten abgekloben, die man heute noch besonders im Steirischen als schöne Weidezäune sehen kann. Zur Stütze und zum Aufbau der Weidezäune wurden die starken und dauerhaften Äste von den starken Nadelbäumen genommen, die in der brauchbaren Länge zugeschnitten, am dicken Ende gespitzt und abgerindet wurden. Der Brunnzeug und der Brunnrohrnager waren ganz notwendige Geräte zur Her haltung und Ausbesserung der aus Holzröhren bestehenden etwa 500 Meter langen Wasser leitung am Elternhaus Unternberg. Am äußersten Wieseneck unterm Waldsaum ist eine ausgiebige Quelle mit bestem, frischem Wasser, das in Holzröhren entlang des Waldes und dann durch die Wiese zum Haus geleitet wurde. Zum Ausbohren der lärchenen und fichtenen Röhren hatte man einen gut zwei Meter langen Bohrer (Nager) mit einer Bohr weite von 2-2 Zoll. Dieses Brunnrohrbohren haben der Vater und aueh wir Buben immer selbst gemacht. Heikel war das Bohren deshalb, weil man vom Kern (Mitte des Holzstämmchens) nicht abkommen durfte; um mit dem Bohrer nicht seitwärts hinauszukommen, mußte man ständig die ausgebohrten „Schoaten" (Schwarten) beobachten. Die neuen Brunnröhren wurden dann in einer eigenen Retzlache im Wasser für den jeweiligen Bedarf aufgespeichert. Bei einer so langen Wasserleitung mußte des öfteren ein schadhaftes Rohr ausgewechselt werden, wozu man den bereits erwähnten Brunnzeug brauchte. Der bestand aus einer

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