OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

wurden die Binkel auf den Wagen geladen und heimgefahren, im Hof nahm dann einer nach dem andern einen Binkel auf den Nacken und trug ihn über eine Leiter auf den Streu boden, an der offenen Stelle ober der Leiter nahmen die andern die Binkel in Empfang und leerten sie aus. Dann ging es wieder mit den Piachen über der Achsel zur Verladestelle, wo die Schlitten aufgenommen und zur Hütte hinaufgetragen wurden. Je nach der Ent fernung der Hütte vom Haus mußte im Tag acht- bis zehnmal hinaufgegangen und herunter gefahren werden. Dies war natürlich mit gegenseitiger Nachbarhilfe möglich, die in meiner Heimat auch beim Bergwiesenheu und Mistführen im Winter auf die höher gelegenen Wiesen selbstverständlich war. Nach solchen anstrengenden Arbeiten war abends natürlich alles müde, aber trotzdem gab es unter und nach der Arbeit allerhand Spaß und Schaber nack. Heute wären diese Arbeiten unmöglich. Die Dachschindeln, die wir selbst gemacht und aufgedeckt haben, gehören heute groß teils der Vergangenheit an. Dachschindeln konnte man nur aus besonders geeigneten, großen und astfreien Baumstämmen gewinnen, die in den Bauernwaldungen fast nicht mehr zu finden waren, sondern als Servitutsholz aus den ärarischen Waldungen bezogen wurden. Am geeignetsten zu Schindeln waren die Tannen wegen des schönen, geraden Klubes (klieben = spalten), auch schöne Lärchenstämme - die Lärchenschindeln waren besonders dauerhaft - und mitunter auch Fichten wurden hiezu verwendet. Solche schöne Tannen stämme waren damals noch in den abgelegenen hintersten Gräben des Kraberges, in Moos bach usw. zu finden. Zur lassigen, schönen Zeit, so vor dem Heuen, wurde das Holz von den Bauern selbst oder auch von gedingten Holzknechten gehackt, gefallt und ausgearbeitet und zur Sommerung - über Sommer zum Trockenwerden - liegen gelassen. Im Herbst nahm der Förster die Vermessung des Holzes vor, die dann am Forstamt Schloß Ort einge tragen und verrechnet wurde, ein Mehr oder Weniger der zugeteilten Menge wurde im nächsten Jahr ausgeglichen. Das Bezugsrecht für Unternberg und die meisten Nachbarn bestand in 13 ^ Meter Brennholz, das man auch - mit Abzügen - auf Bau- oder Zeugholz umtauschen lassen konnte, 2-3 Festmeter Bau- und 2-3 Festmeter Zeugholz, zu dem eben dieses Schindelholz gehörte. Brauchte man jemals zum Eindecken einer ganzen Dachfläche mehr Schindelholz, so ließ man sich statt des Brennholzes, das man ja in den eigenen Wal dungen hatte, Schindelbäume auszeigen. An der Schüli (von schälen) erkennt man den richtig geeigneten Schindelbaum, der die Sicherheit verspricht, daß er sich auch pfeifengerade aufklieben läßt. Die Schüli ist bei den meisten Nadelbäumen ein etwas aufgeschälter, aufgesprungener Streifen in der Rinde, der sich am Stamm bis ins Astwerk hinaufzieht und jede leichte Drehung des Holzes durch den Wind anzeigt. Die meisten Stämme haben die Schüln nach links, diese klieben nicht gerade und geben nach links verdrehte Schindeln. Brauchbar für Schindeln sind nur die Bäume mit etwas nach rechts gerichteter Schüln, diese klieben sich pfeifengerade aus, wie geschnittene Bretter. Wenn dies nicht schon beim Schlägern geschah, wird das Holz im Wald auf die für den Gebrauch und zur HeimbefÖrderung (Bringung) erforderlichen Längen ausgeschnitten und in kleinere Partien zusammengebracht. In so manchen abgelegenen, steinernen Wassergräben, in die man mit dem Schlitten im Winter nicht hineinkonnte, mußten die schweren Bloche „händtisch" mit den Sapeln und Griffen (Beißer) in den Händen mühsam mit „Horuck" vorwärts bis zu einer anfahrbaren Stelle gebracht werden. Von hier

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