OÖ. Heimatblätter 1966, 20. Jahrgang, Heft 1/2

von dort ging es auf einer Plätte über den Attersee bis Unterach, von hier aus wurde wieder weitergebetet bis Mondsee. Dort war Kirchenbesuch und Beichtgelegenheit, dann mußte für das leibliche Wohl gesorgt und das Nachtquartier aufgesucht werden. Am Morgen war die Wallfahrermesse, und nach einiger Stärkung ging es weiter nach St. Wolfgang. Hier wurde nach dem Kirchenbesuch Mittag gemacht und sogleich weiter auf den Falken stein hinaufgebetet, einen steilen und steinigen Berg; zu beiden Seiten des Weges lagen große Steine, die wohl früher von bußfertigen Wallfahrern hinaufgeschleppt und bei Über müdung weggeworfen worden waren. Am Falkenstein, wo einst der heilige Wolfgang gehaust haben soll, stehen Felsblöcke, durch die sich einige Gänge hindurchziehen, schon ganz glatt poliert vom Durchschliefen und Durchzwängen der Wallfahrer, weil es heißt, daß man nur ohne Sünde dort durchkomme. Ein klares Quellenbründl befindet sich etwas weiter unterhalb, mit dessen Wasser manche die Augen und kranke Stellen wuschen. Der Abstieg durch den Wald ging rasch, dann wurde auf der Straße bis Ischl weitergebetet, bei oft großer Hitze mußte streckenweise abgesetzt werden, daß sich die Leute etwas ver schnaufen konnten. Von Ischl ging es dann mit der Eisenbahn bis Traunkirchen, von wo aus der letzte Rest des anstrengenden Fußmarsches von den todmüden Wallfahrern ge meistert wurde. Die Wallfahrten wurden früher noch weiter unternommen, sogar nach Salzburg „ön Ploan" (nach Maria-Piain) hinauf zu Fuß, man fuhr über den Attersee und zog über MondseeStraßwalchen bis Maria-Piain. Diese Wallfahrten haben sich erhalten, nur werden sie heute mit Autobussen unternommen, so daß sie zugleich als Ausflug gelten. Die „Troadkasten" waren einst Bestandteil eines jeden Bauernhauses, standen aber wegen der Feuergefahr abseits vom Haus; auf die Sicherheit des Getreides, des wichtigsten Nahrungsmittels, wurde alles gehalten. Der „Troadkasten" war aufgezimmert, neben der Eingangstür ging unter dem Dachvorstand eine Stiege in den oberen Teil des Kastens mit seinen nur ganz kleinen Fenstern. Im Innern waren beiderseits des Ganges die mit Bretter einfassungen abgeteilten Fächer, die sogenannten „Kest", in denen gesondert das Kom, der Weizen, der Hafer und manchmal etwas Gerste aufgeschüttet war. Über den großen „Kesten" waren ganz hinten kleinere für die „Haarlinset", „Oariwoas" (= Erbsen), Linsen, Grieß, Mehl usw. angebracht. Linsen wurden früher gern gebaut und das Linsenmehl dem Kornmehl zum Brotbacken beigemengt; um 1860/70 aß man noch das schwarze, schwerverdauliche Linsenbrot. Auch das Brotmehl, wie man es von der Mühle heimbrachte, wurde meist in Säcken im Getreidekasten aufbewahrt. Meine Mutter lagerte gern die Eier für den Winter in den Weizen ein, wo sie vor der Kälte und Luftzufuhr geschützt waren. Auch das Selchfleisch hatte an einem im „Kest" angebrachten Gestänge seinen Aufbe wahrungsplatz. In meinem Heimathaus stand der alte „Troadkasten" zu meiner Zeit nicht mehr, er wurde im Haus am Dachboden eingebaut, wo er bequemer zugänglich war. Die Dreschmaschine löste das Drischeldreschen ab, obgleich das Samengetreide noch lange mit der Drischel „geboßt" und in kleineren Wirtschaften das gesamte Getreide noch mit der Drischel gedroschen wurde. Ein Bauer am Grasberg, der Sperl in der Edt, brachte die erste Dampfdreschmaschine schon tun 1900 in unsere Gegend. Es war eine sehr gute

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