ein Stück vor der Kirche, war die Absetz, hier wurde der Sarg vom Wagen genommen und auf den Tragschragen gelegt, auf dem ihn dann die Träger - meist Nachbarn — zu Grabe trugen. Nach dem Begräbnis gab es beim Wirt die Totenzehrung, die dem Stand und Vermögen der Angehörigen angemessen war, meist eine Schnittelsuppe und Rindfleisch mit Semmel kren, dies entweder für alle Begräbnisteilnehmer oder nur für die Verwandten und Träger. Für weniger Begüterte bestand das Totenmahl in einer Speckwurst mit Brot und einer Halben Bier; bei armen Leuten wurde nichts geboten, und die Trauergäste mußten sich die Zeche selbst bezahlen. Bei der Totenzehrung an Freitagen gab es damals selbstverständlich keine Fleischspeisen, sondern meist eine Einmachsuppe und nachfolgend Weinbeerl-Reis oder sonst irgendeine Mehlspeise. Der konduktführende Tischler dankte am Grabe im Namen der Angehörigen für die Begleitung zum Grab und vermeldete die Einladung zur Zehrung. Eine Grabrede des Pfarrers war damals ganz selten. * Die Bittage waren seinerzeit etwas ganz Besonderes. Der schöne und beliebte Brauch, an den Bittagen durch die Fluren betend in die Kirchen der Nachbarspfarreien zu ziehen, von denen die Gegenbesuche kamen, ist längst abgekommen. Schon zeitUch in der Frühe ging der Pfarrer mit den Ministranten, die Fahnen trugen, und einer Schar von Gläubigen, die sich am Weg immer noch vermehrte, an einem Tag betend nach Traunkirchen und am nächsten Tag nach Altmünster. In den dortigen Kirchen wurde der Gottesdienst und an schließend in den Gasthäusern Einkehr gehalten bis zum Rückmarsch, auf dem wieder für das Gedeihen und den Schutz der Feldfrüchte gebetet wurde. Die Bittage wurden von der Landbevölkerung ernstgenommen, und es beteiligten sich an diesen Prozessionen sehr viele Leute. Während unsere Leute in der Nachbarspfarre beteten, zogen die Traunkirchner oder Münsterer nach Neukirchen und hielten in unserer Kirche ihre Andacht. Unter den Ministranten und anderen Buben der verschiedenen Orte kam es dabei meist zu Raufereien, bei denen die Fahnentragriemen zum Zuschlagen willkommen waren. Ging an der Prozession jemand vorbei, ohne den Hut abzunehmen, so wurde ihm dieser vom Kopf heruntergerissen und weggeworfen. Um die Felder gegangen wurde zu dieser Zeit von den Leuten der einzelnen Be hausungen. An Samstagen und Sonntagen, an denen sonst das ganze Jahr hindurch in der Stube bei den Bänken kniend der Rosenkranz und die Litanei gebetet wurden, gingen in der schönen Jahreszeit bis zur Ernte alle Hausleute miteinander, den Rosenkranz betend, um die Felder, auf denen Korn und Weizen zur Reife heranwuchsen. Dieser schöne Brauch ist leider schon längst abgekommen, zu meiner Jugendzeit waren es nur mehr einige Häuser, in denen er noch gepflegt wurde; auch einige Nachbarsleute haben sich gern an den Felder umgang angeschlossen. ^ Wallfahrten wurden früher sehr gerne unternommen, trotz der vielen Strapazen, die man in Kauf nehmen mußte. Zum Richtberg-Taferl hinauf, wohin auch viele Wallfahrer von auswärts kamen, gingen wir im Frühjahr und Herbst; es war ein ziemlich starker Marsch. Nach Puchheim und Ohlstorf wurde auch gern gewallfahrtet. Sehr anstrengend waren die alljährlich üblichen Wallfahrten nach Mondsee - St. Wolfgang - Ischl. Zeitlich früh wurde von der Kirche aus weggebetet, hinein über die Großalm-Aurach-Taferl bis Stembach,
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