In der Vichtau Altes aus der Heimat Von Josef Lindenbauer (Eberstallzell) Die folgenden Schilderungen sind Abschnitte aus einem Manuskript, in dem der vom Hof Unternherg, Ortschaft J'feukirchen in der Vichtau, Gemeinde Ältmünster, stammende Verfasser das häuerliche Leben seiner Heimat an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert schildert. * Bei Kinds taufen gingen der Vater, die Hebamme und beide Godenleut gemeinsam, das Kinderl auf den Armen, zur Kirche zur Taufe und dann zum Kirchenwirt zum fest lichen und reichhaltigen Taufmahl, zu stets echt familiärer und fröhlicher Unterhaltung. Zum Mahl gab es ein kälbernes Bratl oder Schnitzl mit den üblichen Zwetschkenpofesen als Nachspeise, wovon noch reichlich für die Kinder heim mitgenommen wurde. * Bei Todesfällen und Begräbnisfeiern gab es allerhand Bräuche, die sich bis heute vielfach verloren oder zumindest geändert haben. Bei einem Todesfall ging man sogleich zu einem der nächsten Verwandten oder Nachbarn mit der Bitte um die notwendige Betreuung. Da kam sofort jemand zum Umbetten, Umziehen, Rasieren usw. So wurde der Verstorbene sauber aufgebahrt, der Raum mit Heiligenbildern und Blumen geschmückt und etwas verdunkelt. Die Nachbarschaft und die Verwandten wurden zum Wachtengehen für die nächsten Abende eingesagt. Bei der Wacht wurde ein bewanderter Vorbeter angesprochen, der dann die Wacht mit drei Rosenkränzen und drei Litaneien mit jedesmal verschiedenen und gar oft zu zahlreichen Bitten durchführte. Zwischen den Rosenkränzen wurde Bier und Brot herumgereicht und der Trauerfall besprochen. Mit dem ersten Weltkrieg ist das Bier beim Wachten abgekommen, seither wird Most aufgetragen. Der Totengräber kam ins Maßnehmen und brachte dann den Sarg. Am Begräbnistag wurden die ankommenden Trauergäste in die Stube gebeten und Kaffee, Tee, Brot und Bunkel dargeboten. Bei der Bahrlegung halfen dem Tischler einige Nachbarn unter Anwesenheit der nächsten Ange hörigen. Zur Aussegnung trugen zwei Nachbarn den Sarg hinaus zum Totenwagen; unter den Türen wurde angehalten und der Tote mit Niedersenken unter Gebet abgesetzt. Der Totenwagen, meist mit einem Paar Ochsen bespannt, war ein einfacher Bretterwagen, mit neuen Brettern bestückt. Die Seitenbretter wurden zur Bahre zusammengelehnt und mit einer Kette an den Wagen fest„gereitelt". Mit den Kränzen, deren damals nicht viele gebräuchlich waren, wurde die Bahre und der Wagen umhängt, und so setzte sich dann der Leichenzug unter dem üblichen Gebet in Bewegung zur Kirche und zum Friedhof. Eine Nachbarm blieb als „Gamerin" daheim zurück, legte sofort das Totenbett auseinander, trug den Strohsack, auf dem der Tote gelegen war, auf den Weg hinaus, auf dem der Tote soeben weggefahrenwurde, und zündete den Strohsack an, damit vom Kranken- und Toten bett nichts mehr vorhanden war. War der Verstorbene ein Bienenvater, so mußte die „Gamerin auch an die Bienenstöcke klopfen und dabei sagen, daß man soeben ihren Herrn zu Grabe getragen habe; dies müsse man tun, weil sonst die Bienen eingehen würden. Früher wurde der Tote sogleich in den Friedhof getragen und bestattet, später im Kirchen vorraum („Kirchahütl") abgestellt und nach dem Requiem zu Grab getragen, schließlich direkt in der Kirche abgestellt und nach der Totenmesse beigesetzt. Beim Mesnerhaus,
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