Die Arbeit am ersten Prügel geht ihrem Ende zu. VeitI hat ihn auf schwache drei Zoll Durchmesser zusammengedreht. Am linken Rande allerdings bleibt ein Teller zurück, der gegen seine Mitte immer stärker wird. Der Prügelrest hat nun das Aussehen eines Eis stockes mit kleinem Durchmesser und überlangem Stiel. Veitl spannt aus'^. Seppl, das blonde, achtjährige Dickerchen, steht bereits erwartungsvoll daneben, nimmt das Über bleibsel freudestrahlend in Empfang, schneidet den Großteil des Stieles ab und hat nun einen kleinen Eisstock. - Die anderen Kinder warten . . . Nun sind auch bereits Hans, Jörgl und die bubenartige Mirzl, also vier von den sieben Kindern der Bauersleute, im Besitz eines solchen Wintersportgerätes. Im Türrahmen erscheint der Bauer, schleppt einen Zimmerbock in die Stube und stellt ihn in angemessener Entfernung vom Tische ab. Dann bringt er ungehobelte Bretter und legt sie nebeneinander, jedes mit einem Ende auf die Kante des Familientisches und dem andern auf den Zimmerbock. Der Behelfstisch ist fertig. Die Bäuerin nimmt den Bart wisch vom Nagel neben der Kammertür und fahrt ein paarmal über die Bretter. Auf dem Anrichtkastl stehen bereits zwei Teller mit Speckstücken. Das eine stellt sie auf den Familien tisch, das andere mitten auf die Bretterfläche. Neben jeden Teller kommen ein großer Laib Weißbrot und zwei mit Salz gefüllte Hornlöffel zu liegen. Zu guter Letzt verteilt die Haus frau auf Tisch und Behelfstisch noch dreizehn Messer, füllt die beiden Mostkrüge nach und ruft: „Za da Jausn is'"®!" Sensl streckt sich, befühlt mit der Rechten ihr Kreuz, verzieht dabei leicht das Gesicht und setzt sich wieder aufs Stockerl. Jörgl verzieht ebenfalls sein Gesicht, aber aus Schaden freude, und bringt sich rechtzeitig in Sicherheit. Kaidan und Nazi gehen an die Kurbel. Veitl setzt das Eisen an, von dem weg die dampfende Spanschlange auf Sensl zuwandert. Die Männer haben nichts zu lachen; 20 Minuten schwerste Arbeit, 40 Minuten Rast®®! So sind sie schon recht froh, als die Bäuerin sich anschickt, zum Mittagessen aufzudecken. Über die Bretter breitet sie jetzt ein sauberes Leintuch. Wie üblich, gibt es auch heute zuerst Kraut und Erdäpfel, dann aber Krapfen mit einer Idung®^. Nachdem man auch den Hunger des Viehs in Roß-, Ochsen-, Kuh- und Schweinestall gestillt hat - auch die drei Katzen haben ihr Schüsserl mit Milch erhalten -, beginnt das Spänedrehen wieder und dauert — nur von der Nachmittagsjause, bei der wieder Speck, Brot und Most geboten werden, unterbrochen — bis zum Abendessen'®. Das aber ist festlich: Schweinsbraten mit Krautsalat". Für einen Prügel von etwa 40 cm Durchmesser brauchte man ungefähr eine Stunde (STF). " Selten gab es neben Speck auch Käse und Butter (F). " Z^ei Kurbelmannschaften zu je zwei Mann mußten (OK), drei sollten sein (FS). " Tunke (gedörrte Zw'^'^^chken, Birnen oder beides in zusammen mit und ein paar Gewürznelken kochen, erkalten lassen, mit einem Schuß Rum oder Schnaps versehen). Oft gab es auch Geselchtes mit Krautsalat (K), manchmal Schweinsbraten mit Krautsalat (T). Die an sonsten strenge Sitzordnung war außer Kraft.
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