dampfenden Prügel auf und spannt ihn in die Maschine*^. Nun legt er den Gleitbalken für das Spaneisen quer über beide Tragleisten und steckt rechts wie links einen mit einer Öse versehenen Eisenstift durch das Loch des Gleitbalkens in das passende Loch der Leiste. Jetzt kann der Balken dem Druck des Spaneisens nicht mehr nachgeben. Hias steht auf Veitls Seite vor der langen Kurbel, Poldl ihm gegenüber^®. Beide haben den Rock ausge zogen und die Hemdärmel aufgekrempelt. Auf das „An gehts!" Veitls faßt Hias' Rechte die Kurbel ganz beim Rad, dann folgen unmittelbar Poldls Linke, Hias' Linke und Poldls Rechte. Rad, Welle und Prügel drehen sich, Veitl zu. Der klemmt den leicht gekrümmten Hartholzstiel des Abrichteisens^® in die rechte Achselhöhle**, umfaßt mit beiden Händen sicher den knapp vor der Mitte befindlichen Teil, legt es vor den Händen auf den Gleit balken und führt es sachte an den Prügel heran. Der ist natürlich nicht vollkommen rund und muß erst abgerichtet** werden. Hias und Poldl drehen aus Leibeskräften. Wie das reißt und ruckt und rumpelt! . . . Nieder, auf, nieder, auf tanzt Hias' blonde Locke, einmal gegen die Nase, dann wieder zur Gemeinschaft auf den üppigen Haarschopf schwingend . . . Veitls ganze Aufmerksamkeit gehört der Führung des Eisens, das seine nervigen Hände sicher umspannen. Die wegspritzenden Rinden- und Holzteilchen** fangt Sens mit der Schwinge auf und denkt: die werden gut zum Selchen. Ja, der Speck! Wenn ich nur einmal soviel davon essen könnte, als ich möchte! Doch, heut' sind ja Fremde da, die Bäuerin wird die Stücke nicht so klein abschneiden wie sonst. Heut' brauch ich mir die Jause einmal nicht vom Mittagessen abzu sparen*' . . . Behutsam und sicher führt Veitl das Eisen, nach links und wieder zurück nach rechts . . . Nun ist der Prügel rundgedreht, die allerärgste Schinderei für die Männer an der Kurbel vorbei. Veitl hebt das Eisen ab, richtet sich für einen Augenblick auf, tauscht es gegen ein anderes** aus und setzt das scharfe, da er jetzt das richtige Spandrehen beginnt. *° ^weizinkiger Mitnehmer, siehe Abb. 1, 4. ** Verwendet wurden vor allem Birke (NKSTF), sehr gern auch ^itterespe (K), falls sie zur Ver fügung stand, weniger gern Ahorn (K), ausnahmsweise auch Erle (KJV). Die Länge der Prügel be trug 58 bis 80 cm, ihr Durchmesser 20 bis 40 cm (OKSF). Je zwei Mann waren an der Kurbel. Wurde ein Stammprügel, der sehr viel Kraft erforderte, abge dreht, stellte sich ein dritter quer zu den beiden anderen, faßte die Kurbel an ihrem äußersten Ende mit der Rechten und half noch ein wenig mit. Man nannte dies „Vorspannen" (KF). ** fum Runddrehen wurde ein Eisen mit nach außen gewölbter Schneidefläche verwendet (SN). ** Der Eigentümer der Maschine ging mit ihr auf die Stör und war stets auch der Dreher (OKS), denn diese Arbeit war nicht gefahrlos und mußte gut gelernt sein (K). Manche Dreher legten den Stiel des Spaneisens auch auf die rechte Schulter oder hielten ihn nur mit beiden Händen. Die einen standen, die anderen saßen bei dieser Arbeit. ** Rundgedreht. *' In manchen Häusern wurden die vor dem Einlegen in die Streu nicht entrindeten Prügel vor dem Ein spannen von zwei gerade dienstfreien „Männern der Kurbel" mit einem zweigriffigen Langmesser geschält (OF), in anderen Häusern wieder samt der Rinde eingespannt (S). Der beim Runddre hen entstehende Abfall wanderte meist schnell in den Ofen (KTF). *' Zur Machmittagsjause hatten die Dienstboten in der Regel nur das Stück Fleisch, das sie sich vom Mittagessen absparten. Damit jeder zur Jause sein Stück wiederfand, kennzeichnete er es beim Mit tagessen, indem er ein Mal einschnitt (M). ** Spaneisen mit waagrechter Schneidefläche.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2